Einsiedler Ringerriege brachte den Meister an den Rand einer Niederlage
Auch im Rückkampf war Kriessern etwas stärker und bezwang Einsiedeln mit 18:21. Damit bleiben die Rheintaler weiter unbesiegt. Es war allerdings ein Sieg in extremis.
W.S. Dass die Ringerriege Einsiedeln auch den Rückkampf vor 270 Zuschauern verlor, tat zuletzt dem Einsiedler Anhang weh, obschon Kriessern im Moment einfach ganz anders gelagert ist. An eine Kehrtwende hatte nach der 16:25-Niederlage im Hinkampf eigentlich niemand so richtig geglaubt. «Das ist nun mal schlicht und einfach ein Team eines anderen Kalibers», betonte Einsiedelns Trainer Urs Bürgler im Vorfeld des Kampfes. Doch Einsiedeln startete mit viel Herz, unterstützt vom Publikum, in die Partie und zeigte nach dem Sieg gegen Hergiswil viel Moral.
Das Team zelebrierte über weite Strecken feines technisches Ringen. Da blieb selbst der Mund vieler Einsiedler Anhänger mal weit offen. Die Einsiedler kämpften ehrenvoll und liessen fast nie locker. Sie haben die Sache im Rahmen ihrer Möglichkeiten mit den immer noch zahlreichen Verletzungen eigentlich recht gemacht. Urs Bürgler war ob dem Gebotenen seiner Equipe zufrieden. Sein Fazit: « Einsiedeln hat eine solide Leistung gezeigt.» Wenn noch nur ein bisschen mehr noch zusammengepasst hätte, wäre die Überraschung perfekt gewesen.
Mit Auftaktsieg
Patrick Dähler startete gegen Fabian Obrist furios und baute seine Führung Punkt für Punkt bis zum technisch überhöhten Sieg aus. Der Kampf von Michael Hess gegen den Freistilspezialisten Philipp Hutter wurde am Ende der sechsten Minute wegen technischer Überlegenheit des Rheintalers abgebrochen. Dany Kälin führte gegen David Loher nach der ersten Runde mit 3:0, worauf er alles auf eine Karte setzte und seinen zähen Widersacher mit einem Blitzangriff schultern konnte. Sven Neyer und Ramon Betschart zeigten einen ungleichen Kampf. Der Gast überraschte Neyer zu Beginn mit Durchdrehern am Boden zur 8:0-Führung, die er, trotz Aufbäumens seines Widersachers, letztlich mit 8:3 für sich entscheiden konnte. Danach versuchte Michel Schönbächler alles, um den Ungaren Gabor Molnar zu besiegen. Doch der Letztgenannte führte insgesamt die etwas feinere Klinge und kam zu einem glücklichen 4:1-Sieg. Dennoch lag Einsiedeln nach fünf Duellen überraschend mit 10:9 vorne.
Keine Mittelgewichtler
Nach Fight Nummer sechs lagen die Einsiedler weiter im grünen Bereich. Andreas Burkard liess Tobias Betschart in die Röhre gucken. Der Gast sah sich nach einem harten Fight mit 8:3 besiegt. Und als das Energiebündel Jan Neyer seinen hartnäckigen Kontrahenten Manuel Wittenwiler gar überraschend schultern konnte, führte Einsiedeln mit 17:10. Der erstmals eingesetzte Tim Zehner blieb gegen die wuchtigen Angriffe des Internationalen Damian Dietsche chancenlos und verlor technisch überhöht. Nachdem Matthias Käser bei seiner 17:7-Niederlage gegen David Hungerbühler einen wertvollen Zähler ins Tockene brachte, musste die Entscheidung beim Stand von 18:17 im letzten Duell fallen. Doch Lorenz Schönbächler war gegen den Internationalen Damian Dietsche völlig überfordert und wurde gleich von Beginn weg stark unter Druck gesetzt. Nach einem kurzen Geplänkel setzte es für ihn eine Schulterniederlage ab. Einmal mehr hinterlassen die verletzungsbedingten Abwesenheiten von Yves Neyer und Lukas Schönbächler im Gewicht bis 74 Kilogramm, dem einstigen Paradestück von Einsiedeln, einfach zu grosse Lücken.
Was soll man zur Einsiedler Leistung sagen? Nicht vom Statistikblatt zu radieren ist, dass die Mannschaft in den sechs Gewichten einfach zu wenig ausgeglichen besetzt ist. Das Team war am Ende eine Spur zu wenig gut, obschon es die Rheintaler kitzelte und in arge Nöte brachte. Nur wenig starke Kämpfe gegen das ausgeglichene Kriessern reichen eben nicht. Die Einsiedler haben aber für den Schlussspurt der Qualifikationsphase ein positives Signal gesetzt. Einsiedeln hat Qualität im Team, konnte diese aber bisher nicht immer abrufen.
Einsiedeln erfuhr, dass Kriessern derzeit auf einer wirklich hohen Leistungsstufe ringt. «Das ist Ringen auf höheren Niveau, ins solchen Partien wächst man und wird stärker», gewann Einsiedelns Coach das Gute ab, der weiter darauf hinwies, dass solche Begegnungen für sein Team enorm wichtig sind.
Resultatübersicht:
57 kg: Patrick Dähler – Fabian Obrist 4:0
61 kg: Dany Kälin – Christoph David Loher 4:0
65 kg: Michel Schönbächler – Gabor Molnar 1:2
70 kg: Jan Neyer – Manuel Wittenwiler 4:0
74 kg: Matthias Käser – David Hungerbühler 1:3
74 kg: Lorenz Schönbächler – Marc Dietsche 0:4
80 kg: Tim Zehnder – Damian Dietsche 0:4
86 kg: Andreas Burkard – Tobias Betschart 3:1
97 kg: Sven Neyer – Ramon Betschart 1:3
130 kg: Michael Hess – Philipp Hutter 0:4
Einsiedeln – Kriessern 18:21
Schattdorf – Freiamt 7:30
Willisau – Hergiswil 27:11
Tabelle: 1. Kriessern 13 P., 2. Willisau 12 P., 3. Freiamt 9P., 4. Schattdorf 4 P., 5. Hergiswil 2 P., 6. Einsiedeln 2 P.
Derby gegen Schattdorf
W.S. Am nächsten Samtagabend steht das mit Spannung erwartete Innerschweizer Derby Schattdorf gegen Einsiedeln auf dem Programm. Nachdem die Urner den Hinkampf hauchdünn mit 19:18 gewinnen konnten, dürfte es wieder eine knappe Angelegenheit geben. Auf Einsiedler Seite hofft man, dass sich die Verletztenliste endlich lichtet. Da die beiden Teams nur zwei Punkte auseinanderliegen, dürfte das Derby ein Hingucker werden. Es darf wieder eine enge Kiste erwartet werden. Mehr Angaben können der Freitagsausgabe entnommen werden.
Werner Schönbächler