Glückt die Bestätigung des letzten Jahres?
Im letzten Jahr schaffte die Ringerriege Einsiedeln nach einem harzigen Start überraschend den Einzug in die Playoffs. Die Verantwortlichen sprechen wieder von der Finalserie der besten vier Teams.
W.S. Aristotoles, der grosse griechische Philosoph, formulierte vor mehr als 2’200 Jahren: «Die Welt des Werdens ist keiner wirklichen Gewissheit fähig.» Will heissen, keiner weiss, was in einer Minute sein wird, geschweige denn, wer im Dezember den Meisterbecher in der Nationallige A im Ringen gewinnen wird. Prognosen, die heute noch seriös daherkommen, sind bald einmal kaum das Papier wert, auf dem sie steht. Was bei Expertenmeinungen herauskommt, ist so vielfältig wie das Stimmengewirr beim Turmbau zu Babel.
Fakt ist, dass die Ringerriege Einsiedeln in diesem Jahr gut Voraussetzungen mit sich bringt, das «Holz» gelagert hat, aus dem in den nächsten Wochen ein ernsthafter Playoff-Anwärter «gezimmert» werden könnte. Doch nicht ganz ohne Sorgenfalten. Ähnliches können auch die anderen sieben NLA-Vereine mit Fug und Recht von sich behaupten. Gerade diese Unwägbarkeiten macht die Mannschaftsmeisterschaft interessant. Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft und verwirrt zugleich die Prognostiker, die es natürlich lieber hätten, wenn nur ein Team Favorit wäre.
Nur keinen Druck
Nachdem die Ringerriege Einsiedeln in der letztjährigen Vorrunde platt auf die Nase gefallen war, wurden in der Rückrunde die Weichen zum Eindringen ins Konzert der Grossen gestellt. Und wahrlich: Das Team hat sich hier viel Respekt geschafft und dem späteren Meister Kriessern ein nicht für mögliches Unentschieden abgetrotzt. Es ging mit jeder Begegnung ein Treppchen aufwärts. Vielleicht waren die Ringer womöglich manchmal gar übermotiviert und machten gegen die erfahrenen Teams Fehler. Doch aus Erfahrung wird bekanntlich ein jeder klug. Dieser eingeleitete Aufstieg sollte jetzt eigentlich weitergehen. Wann da nur die Unsicherheit nicht wäre, was im Dezember wird. Gute Ergebnisse können nicht erkauft werden, sie müssen im Ringsport im wahrsten Sinne des Wortes erkämpft werden.
In seiner zweiten Saison als Trainer von Einsiedeln vermeidet Urs Bürgler zu weit nach vorne zu blicken. «Ich nehme eine Begegnung nach dem andern.» Der Grund dieser Strategie ist schnell ausgemacht: Druck wegnehmen.
Vom Potenzial her gehört Einsiedeln zu den Teams, die um die Playoffplätze mitreden können. Die Teamausgabe 2018 darf in etwa gleich stark bezeichnet werden, die auf die Jagd nach Punkten geht. Der Mix stimmt: Harte Arbeiter sind ebenso wie Filigrantechniker vorhanden, die den Kampf mit den Kontrahenten nicht scheuen müssen. «Die Ringerriege war letztes Jahr eine kampfbetonte Mannschaft und wird es wohl bleiben müssen. «Es wird nicht einfach für uns, keine Frage. Chancenlos sind wir aber nicht. Entscheidend wird sein, ob wir von Verletzungen verschont bleiben», erklärt Bürgler. Solche würden sich gerade in den beiden oberen Gewichten, die dünn besetzt sind, fatal auswirken.
Weiter hofft er, dass seine Mannschaft als eine Einheit auftritt und auf der Matte aufopfernd kämpft. Wichtig für Bürgler ist, als Teams aufzutreten. «Für mich ist die Vorbereitungsphase gut abgelaufen. Im Mannschaftsringen kann man den Erfolg nicht so einfach programmieren, aber so arbeiten, dass man die Voraussetzungen dafür schafft und nach getaner Arbeit an sich glaubt. Mit einer richtigen Einstellung ist im Sport vieles möglich.» Bei einer Prognose für die Saison ist der Trainer nicht zimperlich: «Die Meisterschaft wird hunderprozentig schwerer als die letzte. Kriessern, Willisau und Freiamt, die schon oben werden, haben sich teilweise hervorragend verstärken können. Wir werden keinen einfachen Gegner haben. Schattdorf und Hergiswil haben sich verbessert und unter unternehmen alles, um zur Spitze aufschliessen zu können.»
Lücken schliessen?
Ein Blick auf die Transfers und Dopellizenzen zeigt, dass Einsiedeln nicht untätig geblieben ist. Als grosser Gewinner darf das ohnehin schon stark «bestückte» Willisau bezeichnet werden. Urs Bürgler gibt sich im Gossen und Ganzen mit seinem Team zufrieden. «Für mich ist klar, dass wir auch Nachwuchsringen einbauen müssen. Doch das braucht eben viel Geduld.» Es wird sich zeigen, wie sich die Lücken von Yves Neyer, der nach seiner schweren Knieverletzung wohl noch nicht eingesetzt werden kann, und Flavio Freuler (1. Deutsche Bundesliga) auswirken werden. Gewiss ein substanzieller Verlust. Ob die verpflichteten Ringer das Potenzial haben, diese beiden vergessen zu machen, ist schwer zu sagen. Zum Glück gesellen sich dazu einige Pluspunkte. So etwa die Verpflichtungen des einstigen polnischen Spitzenringers Adrian Mazan, der in der deutschen Bundesliga ein Publikumsmagnet war oder des 19-jährigen Leihringers Yves Müllhaupt von Weinfelden.
Urs Bürgler hofft, dass es in der Sporthalle Brüel grosse Ringerabende geben wird. Mit dem treuen Anhang im Rücken, dürfte Einsiedeln zu einem fähig sein. Wo die Ringerriege Einsiedeln am Ende stehen wird, steht in den Sternen. Zwischen Himmel und Höhle ist jedenfalls alles möglich.
Fazit: Die Ringerriege Einsiedeln steht vor einem möglichen Erreichen der Playoffs, wenn es erneut gelingt, eine verschworene Einheit mit guter Arbeitsmoral zusammenzuschweissen.
Das Kader:
Dany Kälin, Patrick Dähler, Lars Neyer Jan Neyer, Michel Schönbächler, Tim Zehnder, Lorenz Schönbächler, Matthias Käser, Adrian Mazan, Yves Neyer, Michael Hess, Daniel Inderbitzin,
Transfers von Einsiedeln:
Lorenz Schönbächler (Oberriet), Robin Zehnder (Tuggen), Andrin Kauflin (Zürich), Jonas Kälin (Zürich), Cyrill Kälin (Zürich), Daniel Weibel (Zürich)
Doppellizenzen:
Andrii Vyshar (Oberriet), Yves Müllhaupt (Weinfelden), Tim Zehnder (Tuggen), Lukas Schönbächler (Tuggen), Kay Neyer (Sense), Avtorkhanov Saifulla (Zürich), Robert Valentin (Zürich)
Termine 2018
Vorrunde
Samstag, 1. September, 20 Uhr
Hergiswil – Einsiedeln, 20 Uhr
Samstag, 8. September, 20 Uhr
Einsiedeln – Schattdorf, 20 Uhr
Samstag, 15. September, 20 Uhr
Kriessern – Einsiedeln
Samstag, 22. September, 20 Uhr
Willisau – Einsiedeln
Samstag, 29. September, 20 Uhr
Einsiedeln – Freiamt
Samstag, 6. Oktober, 20 Uhr
Einsiedeln – Hergiswil
Samstag, 13. Oktober, 20 Uhr
Schattdorf – Einsiedeln
Samstag, 27. Oktober, 20 Uhr
Einsiedeln – Kriessern
Samstag, 3. November, 20 Uhr
Einsiedeln – Willisau
Anschliessend Playoffs (1./2. und 3./4. Platz)
und Auf- und Abstiegskämpfe
Werner Schönbächler