Glücksfall für Ringerriege Einsiedeln

Ehemaliger Weltklasseringer Stoyan Dobrev untersützt Coach im TrainingStoyan Dobrev, einstiger Weltklasseringer und bulgarischer Nationalcoach, wird während der Mannschaftsmeisterschaft Co-Trainer von René Buchmann bei der Ringerriege Einsiedeln.

WP_20130907_002

W.S. Viele Anhänger der Ringerriege Einsiedeln dürfte der Name von Stoyan Dobrev noch in Erinnerung sein. Während der NLA-Mannschaftsmeisterschaft 1993 verstärkte er die Ringerriege Einsiedeln im Greco-Stil und räumte seine Konkurrenten mit seiner feinen Technik innert Kürze aus dem Wege. Das damalige Engagement kam nach einem langen Hin und Her mit dem bulgarischen Verband zustande. Weiter waren unzählige Telefons mit der Schweizer Botschaft in Sofia nötig, damit die Einreise fristgerecht klappte. Stoyan Dobrev war ein grossartiger Ringer. Seine Übersicht und sein Stil waren einzigartig. So holte er sich bis 74 Kilogramm etliche bulgarische Meistertitel, reihenweise Starts bei olympischen Spielen und internationalen Meisterschaften kann er vorweisen. Er wurde zweimal Europameister und Vizeweltmeister. Der mittlerweile 45-jährige Bulgare brachte viel Talent für diesen Sport mit. Doch damit zählt man noch lange nicht zu den Besten. Wie kommt es, dass er auf aller höchster Ebene reüssierte? „Wenn es ums Trainieren ging, war ich sehr hart zu mir“, sagt er in Englisch. Und noch auf einen weiteren Pluspunkt weist er hin:“Während der Zeit des Kommunismus‘ hatten wir hervorragende Trainer und wurden bereits in der Jugend beinahe professionell gefördert. Der Sport hatte an den Schulen einen hohen Stellenwert.“ So war er auch ein talentierter Schwimmer und gehörte ebenfalls dem Jugendkader an. Doch hat er sich fürs Ringen entschieden. Während seiner Jugendzeit übte er noch beide Stilarten aus, erst später hat er auf den griechisch-römischen Stil gesetzt. „Dabei habe ich in der Technik immer Verbesserungen anbringen können und bin Schritt für Schritt weitergekommen.“ Und er sei als Ringkämpfer äusserst ehrgeizig gewesen, was bei seinen Auftritten auf der Matte allerdings nicht so schien. Stoyan Dobrev ist ehrlich genug und verneint nicht, dass er auch mal für die Galerie kämpfte. Aber er legt Wert auf eine angemessene Nuancierung solch absoluter Weisungen:“Viele Würfe im Greco sind fürs Auge schön und ein bisschen Show darf doch im Ringsport sein.“

Bulgarischer Nationaltrainer

Nach seiner aktiven Laufbahn war er ausgelastet in seinem Studentenleben. Erst liess er sich im Fach Sport und Trainingswissenschaften zum Diplom-Trainer ausbilden. In seinem Land hat Dobrev seine Qualitäten im Trainerfach frühzeitig auf verschiedenen Ebenen bewiesen und wurde zum Nationaltrainer berufen. „Diese Beförderung machte mich stolz. Sie war Anerkennung für meine Arbeit auf Klubebene und im Jugendbereich. Es ist doch der Traum eines jeden Trainer, mal Nationaltrainer zu werden.“ Mit hohen Zielen ging er seine Tätigkeit als Nationaltrainer an und hatte während zwölf Jahren auch Erfolg. Doch als Bulgarien an den letzten olympischen Spielen in London ohne Medaille blieb, kam es zum Bruch mit den Verband. „Das war für mich eine grosse Enttäuschung, denn es fehlte wirklich nicht viel für den Gewinn einer Medaille.“ Obschon er weiterhin fürs Ringen wirkte, musste er etwas Neues suchen. An einem Turnier in Sofia begegnete er Daniel Weibel, dem jetzigen Präsidenten der Ringerriege Einsiedeln. „Wir sind sofort ins Gespräch gekommen und wussten einiges über meine Zeit in Einsiedeln zu berichten. Dabei hat er mich auf ein kurzfristiges Engagement von zwölf Wochen als Co-Trainer bei der Ringerriege Einsiedeln angesprochen.“ Er habe sich diese Anfrage gut überlegt und nicht zuletzt wegen der unvergesslichen Zeit vor 20 Jahren zugesagt. „Seine Verpflichtung ist ein Glücksfall für Einsiedeln. Ich freue mich auf seine Zusammenarbeit mit ihm“, sagt Einsiedelns Coach René Buchmann. „Er kann uns Attribute, die ihn als Ringer auszeichneten, weitergeben.“

Sicher darf man keine Wunderdinge erwarten, dafür ist die Zeit viel zu kurz. Doch im technischen Bereich kann Stoyan Dobrev sicher einige Akzente setzen und Buchmann im Training unterstützen. Der Optimismus des Vaters einer elf- und vierzehnjährigen Tochter, seine Art, nicht von vorneherein etwas als unmöglich zu betrachten, könnte ansteckend wirken. Er ist ein ausgezeichneter Ausbildner und trotz seiner lockeren Art eine Autoritätsperson. „Mein Ziel ist immer, das Optimale aus den Ringern herauszukitzeln“, sagt Dobrev, was allerdings nicht immer einfach sei.

Wie Daniel Weibel betont, ist er ausschliesslich fürs Ringen tätig und wird auch für andere Vereine für Kurse beigezogen. Während seines Engagements wohnt er in Einsiedeln bei einem Aktivringer und betreut auch den Nachwuchs. Für die Ringerriege Einsiedeln ist die Anwesenheit des Bulgaren eine Investition für die Zukunft.

Werner Schönbächler