Einsiedeln konnte nur eine Halbzeit mithalten

Das Resultat fiel etwas besser aus als in der Qualifikation. Dennoch ging Freiamt als deutlicher Sieger von der Matte. Die Niederlage kam aber keineswegs überraschend.

W.S. Die rund 400 Zuschauer erlebten am Sonntagnachmittag zwei total verschiedene Halbzeiten von der Heimmannschaft. Das Duell gegen das favorisierte Freiamt war für Einsiedeln vielfach eine Achterbahn der Gefühle mit vielen Emotionen in einigen Kämpfen. Mit Kay Neyer, Davide Stanisci und Damian von Euw meldete sich drei verletzte Ringer zurück. Doch das war zu wenig, denn mit Jan Neyer, Jan Walker und Andreas Burkard, die noch immer an ihren Verletzungen herumlaborieren, konnte immer noch nicht wunschgemäss aufgestellt werden. Einige Einsiedler Ringer mussten in den Gewichten höher gestellt werden, was für einen Playoff-Kampf keine guten Vorzeichen sind.

Gelungener Auftakt

Die Fans der beiden Lager trommelten, klatschten und schrieen ihre Lieblinge fast permanent aus Leibeskräften nach vorne. Manchmal des Guten zuviel. Im Auftaktkampf kämpfte Alexander Golin gegen Flurin Meier von Beginn weg sehr stark und kam mit seiner sauberen Bodenarbeit in der zweiten Minute zu einem Sieg durch technische Überlegenheit. Dass er seinem Kontrahenten keine Wertung zuliess, spricht Bände über seine ringerische Klasse. Dann folgte das Duell zwischen Damian von Euw und Roman Zurfluh. Der Einsiedler Leihringer von Brunnen kämpfte druckvoll und diktierte das Geschehen deutlich. Da sein Kontrahent sich lediglich aufs Verteidigen beschränkte, wurde er nach drei Verwarnungen in der zweiten Runde disqualifiziert. Er lag bei diesem Entscheid schon deutlich im Hintertreffen. Einsiedeln führte damit mit 8:0. Patrick Dähler, der seinen letzten Kampf in seiner langen Laufbahn absolvierte, stand dem Internationalen Nils Leutert gegenüber. Er hielt stark dagegen, musste sich aber vor Ablauf der ersten Runde technisch überhöht beugen. Der um zwei Gewichte höher gestellte Yves Neyer bereitete dem WM-Siebten Tanguy Darbellay mehr Kopfzerbrechen als diesem lieb war. Nachdem er in der ersten Runde noch mithielt und dabei taktisch klug agierte, erhöhte der Walliser Leihringer im Dienste Freiamts die Kadenz und gewann mit 12:1. Nicht in die Gänge kam Lars Neyer gegen den Internationalen Nino Leutert. Er liess sich richtiggehend überrumpeln und musste mit der Höchststrafe von der Matte. So ging Freiamt beim Stand von 9:11 in die Pause.

Keine Steigerung

In den letzten Fights erlitten die Einsiedler in der zweiten Halbzeit meistens totalen Schiffbruch. Wer diesmal etwas anderes erwartet hatte, lag völlig daneben. Nach seiner Ellbogenverletzung war man auf den Auftritt von Davide Stanisci gespannt. Er forderte dem unbequemen und unberechenbaren Marc Weber alles ab. Doch sein omnipräsenter Gegner brachte seine Stärken immer mehr zu Geltung und gewann den Abnützungskampf mit 9:1. Für Sulayman Quaraishi misslang der Start gegen Saya Brunner völlig. Sein Kontrahent brachte ihn am Boden in eine unbequeme Lage und setzte zu einer Serie von Durchdrehern an. Trotz Ellbogenschmerzen setzte er den Kampf fort, musste aber mit 15:0 von der Matte. Damit stand Einsiedeln endgültig mit dem Rücken zur Wand. Obschon Sascha Weber gegen Kimi Käppeli harten Widerstand leistete, gab es weitere vier Punkte für die Gastmannschaft. Die Begegnung zwischen Kay Neyer und Randy Vock stand über weite Strecken aufs Messers Schneide. Grifftechnisch boten die beiden Freistilspezialisten grosses Kino. Nach den ersten drei Minuten stand es 2:2 unentschieden. Nachdem Neyer in der zweiten Runde wegen einer Knieverletzung gepflegt werden musste, befürchtete man auf Einsiedler Seite Schlimmes. Doch sichtlich angeschlagen stieg er wieder in den den Kampf. Mit der Cleverness eines alten Hasen setzte sich aber der einstige EM-Dritte Vock mit blitzschnellen Angriffen 9:2 durch. Michel Schönbächler, der als Austauschringer mit Brunnen den Meistertitel in der NLB gewann, zeigte, wie polyvalent einsetzbar er ist. Es gibt landesweit nur wenige Ringer, die in drei Gewichten und beiden Stilarten antreten können. Diesmal wurde er aus taktischen Gründen höher gestellt und traf dabei auf keinen Geringeren als Pascal Strebel. Dabei erfuhr er bald einmal, weshalb der einstige Olympiateilnehmer höchst selten einen Kampf verliert. Der Gong rettete den Heimringer in der ersten Runde vor der drohenden Schulterniederlage. Strebel brachte darauf seine Stärken voll zu Geltung und siegte mit tollen Würfen mit 14:0.

Ringerkenner haben nach den letzten Auftritten nicht damit gerechnet, dass die Einsiedler gegen Freiamt grosse Chancen haben werden. Doch konnten sie das Geschehen eine Halbzeit ausgeglichen gestalten und mithalten. «Wir haben gegen eine starke Mannschaft gerungen und verkauften unsere Haut so teuer es ging», lautete der Kommentar von Trainer Urs Bürgler. Das Team mit den Verletzten war für einen Playoffkampf einfach noch zu wenig kompetitiv und konnte das Novembertief nicht hinter sich lassen. Zu bemängeln gibt es bei den Einsiedlern die mangelhafte Bodenverteidigung.

Es war letztlich ohne Wenn und Aber eine Machtdemonstration von Freiamt. Die Einsiedler konnten nichts Gleichwertiges entgegensetzen.

Das war erst der erste Teil – die endgültige Entscheidung fällt am nächsten Sonntag in Muri und nirgendwo anders.

Resultatübersicht:

57 kg: Alexander Golin – Flurin Meier 4:0

61 kg: Patrick Dähler – Nils Leutert 0:4

65 kg: Lars Neyer – Nino Leutert 0:4

70 kg: Sulayman Quaraishi – Saya Brunner 0:4

75 kg: Kay Neyer – Randy Vock 1:3

75 kg: Michel Schönbächler– Pascal Strebel 0:3

80 kg: Sascha Schmid – Kimi Käppeli 0:4

86 kg: Davide Stanisci – Marc Weber 1:3

97 kg: Yves Neyer – Tanguy Darbellay 1:3

130 kg: Damian von Euw – Roman Zurfluh 4:0

Hinkampf, 3./4. Platz:

Einsiedeln – Freiamt 11:28

Best of three, 1./2. Platz:

Kriessern – Willisau 11:24

Hinkampf, Auf-Abstiegskampf

Brunnen – Oberriet 8:30

Werner Schönbächler