Entscheidung fiel erst im letzten Kampf

Die Einsiedler Ringer verloren den dramatischen Rückkampf gegen Freiamt und belegten damit in der Endabrechnung einmal mehr den vierten Rang.

W.S. Die Playoffs waren diese Saison kein gutes Pflaster für die Nationalliga-Wettkämpfer der Ringerriege Einsiedeln. Nach den deutlichen Niederlagen gegen Willisau in den Halbfinals und dem verlorenen Hinkampf gegen Freiamt stand das Duell gegen den gleichen Gegner am Sonntagnachmittag in Muri vor 600 Zuschauern, darunter viele aus Einsiedeln, bis zum Schluss auf der Kippe. Mit einer stark umgekrempelten Aufstellung schickte Trainer Urs Bürgler das Team auf die Matte. Die Einsiedler verbuchten wie der Gewinner fünf Einzelsiege und machten viel Freude.

Einsiedelns beste Halbzeit

Wie schon im Hinkampf war Alexander Golin auch im Greco gegen Flurin Meier der aktivere Ringer. Mit kleinen Wertungen führte er gegen den defensiv eingestellten Gegner nach der ersten Runde mit 3:0. Nachdem sein Kontrahent ausgleichen konnte, gelang Golin zwölf Sekunden vor Schluss die entscheidende Wertung zum 4:3-Sieg. Wie schon öfter wurde das Duell zwischen Roman Zurfluh und Sven Neyer zu einer knappen Sache. Neyer ging schnell einmal mit 2:0 in Führung, konnte weiter zulegen und kam zu einem undiskutablen 4:0-Sieg. Damit gelang ihm die Revanche für die Vorrundenniederlage. Der erst 15-jährige Gino Gugolz kam gegen Nils Leutert selten zum Zug. Er vermochte aber mit seiner kämpferischen Leistung zu gefallen und konnte sich vorerst aus einer brenzligen Lage befreien. Doch hatte der Heimringer nach fünf Minuten seinen 16:0-Sieg aufgrund technischer Überlegenheit zusammen. Gespannt war das Publikum auf das Duell zwischen den beiden ungeschlagenen internationalen Greco-Ringern Damian von Euw und Marc Weber. Der defensiv eingestellte Weber musste das Diktat bald einmal dem aktiveren Widersacher überlassen und immer wieder Punkte abgeben. Am Ende siegte von Euw hochverdient mit 6:0. Allrounder Michel Schönbächler nahm Justin Raffin gleich in die Mangel. Mit herrlichen Würfen siegte er nach fünfzig Sekunden 17:0 technisch überhöht. Damit lag Einsiedeln bei Halbzeit völlig überraschend mit 11:5 vorne.

Wie ein Krimi

Aus taktischen Gründen wurde Grecoringer Davide Stanisci im freien Stil eingesetzt. Er tat gegen Tanguy Darbellay, dem diesjährigen WM-Siebten, nicht viel für den Angriff, war aber schnell auf den Füssen und wendig. Doch konnte sein Kontrahent immer wieder punkten und gewann in der vierten Minute durch technische Überlegenheit. Der 16-jährige Afghane Vesal Akbari stand erstmals im Einsiedler Team. Er zeigte gegen den Favoriten Nino Leutert ein kämpferisches Duell und forderte seinem übermächtigen Widersacher alles ab. Doch nach dem schnell eingehandelten Rückstand half ihm alles Angreifen nicht viel, weil sein Gegner keine Schwächen offenbarte. Trotz der vorzeitigen Niederlage darf mit dem Filigrantechniker in Zukunft gerechnet werden. Yves Neyer machte entschlossen und willensstark die Hoffnungen von Joel Meier mit einem Feuerwerk von Angriffen bald einmal zunichte und bezwang ihn mit 15:0 technisch überhöht. Sulayman Quraishi blieb gegen den einstigen Olympianiken Pascal Strebel chancenlos. Er konnte den Bodenrollern seines übermächtigen Gegner nichts entgegensetzen und musste die Höchststrafe hinnehmen. Beim Stande von 17:15 fiel die Entscheidung im letzten Kampf. Kay Neyer und Randy Vock lieferten sich ein packendes Duell. Wohlwissend, dass Einsiedeln nur ein Sieg etwas brachte, ging Neyer volles Risiko ein und offenbarte seinem blitzschnellen Gegner immer wieder Gelegenheit zu Konterangriffen. Trotz einer grossen Willensleistung lag Vock am Ende mit 15:1 vorne und zeigte seinen Zeigefinger triumphierend in die Höhe. Doch auch der Verlierer verdient für seinen offensiven Kampfstil ein Kompliment.

Da sich die Ausgangslage nach dem desolaten Hinkampf alles andere als günstig präsentierte, war Einsiedeln diesmal ein ebenbürtiger Gegner. Die Einsiedler Ringer haben eine gute Visitenkarte abgegeben und überrascht. «Wir sind mit dem Ziel nach Muri gereist, uns nicht überrumpeln zu lassen, was wir erreicht haben», hielt Trainer Urs Bürgler fest. Mit der Teilnahme an den Playoffs hat die Ringerriege Einsiedeln ihr Saisonziel geschafft. Das Ausschalten der besten Teams war allerdings eine andere Sache und nicht möglich. Die Geschichte der diesjährigen Mannschaftsmeisterschaft kann mit zwei Kapiteln beschrieben werden. Nach der gelungenen Qualifikation folgte die Ernüchterung. Einsiedeln war nicht in ein Loch gefallen, sondern die Gegner ohne Wenn und Aber einfach stärker. Wohl fehlten verletzungsbedingt immer wieder Leistungsträger, doch gab es bei Einsiedeln Phasen, wo es an «allen Ecken und Enden» fehlte. Der Unterschied zu Willisau, Kriessern und Freiamt, den drei Grossen des Schweizer Ringsports, zum Rest der Liga war gross. Dies bekamen auch Schattdorf und Oberriet zu spüren. Oder vielleicht war Einsiedeln mental einfach nicht bereit

für diese Herausforderung und konnte den Schalter nie richtig umlegen. Gerade im Zweikampfsport ist vieles eine Kopfsache. Der vierte Platz ist immer eine bittere Pille. Für Einsiedeln gab es immerhin einen versöhnlichen Abschluss.

Willisau hat auch den zweiten Finalkampf vor 1’800 Zuschauern gegen Kriessern mit 22:14 gewonnen. Damit holte sich das Team den 17. Schweizer Mannschaftsmeistertitel und den vierten in Serie. Oberriet gewann auch die zweite Begegnung gegen Oberriet deutlich und bleibt damit in der NLA.

Resultatübersicht:

57 kg: Flurin Meier – Alexander Golin 1:2

61 kg: Nils Leutert – Gino Gugolz 4:0

65 kg: Justin Raffin – Michel Schönbächler 0:4

70 kg: Nino Leutert – Vesal Akabri 4:0

75 kg: Pascal Strebel – Sulayman Quraishi 4:0

75 kg: Randy Vock – Kay Neyer 3:1

80 kg: Joel Meier – Yves Neyer 0:4

86 kg: Tanguy Darbellay – Davide Stanisci 4:0

97 kg: Marc Weber – Damian von Euw 0:3

130 kg: Roman Zurfluh – Sven Neyer 0:2

1./2. Platz – Best of three:

Willisau – Kriessern 22:14 (2:0)

3./4. Platz:

Freiamt – Einsiedeln 20:16 (48:27)

Auf-/Abstiegskampf:

Oberriet – Brunnen 30:11 (60:19)