Einsiedeln erhielt von Meister Willisau eine Ringerlektion

Am Ende war es eine deutliche Angelegenheit, nicht nur auf dem Papier, sondern auch auf der Matte. Das stark verjüngte Einsiedler Team mit einem Durchschnittsalter von 21 Jahren zeigte viel Kampfgeist, war aber überfordert.

W.S. Da es für beide Teams um nicht mehr viel ging, hatte Einsiedelns Trainer Urs Bürgler stark umgestellt. Da Sven Neyer, Alexander Golin und Dany Kälin für Oberriet und Sense im Einsatz standen, rückten gleich fünf Nachwuchsringer ins Team. Einige Ringer liessen von den Playoffs ihre Verletzungen auskurieren. Für sie war der Einsatz in der höchsten Kampfliga gegen den Meister eine übergrosse Hürde. Die Einsiedler agierten gegen die grossen Namen offensiv, holten wohl gelegentlich Punkte, blieben aber letztlich chancenlos. Bereits nach den ersten drei Duellen hatten die Gastgeber die Weichen für den Gesamtsieg gestellt. Sie traten in Bestformation an.

Grosser Rückstand

Los ging es im Leichtgewicht zwischen dem 14-jährigen Gino Gugolz und dem grossen Routinier Marco Kaufmann. Nach wirkungsvollen Angriffen konnte der Heimringer einen undiskutablen 16:0-Sieg einfahren. Ohne Chance blieb Jugendringer Martin Schönbächler gegen Olympiateilnehmer Stefan Reichmuth, der den Kampf mit technischer Überlegenheit bald einmal siegreich gestalten konnte. Magomed Dzhadadov (16) traf auf den erfahrenen Timon Zeder. Der Einsiedler kam mit dessen kräftigem Ringstil nie zurecht und musste sich ebenfalls technisch überhöht geschlagen geben. Gewohnt standsicher zeigte sich Freistiler Andreas Burkard auch im Greco gegen Daniel Häfliger zu Beginn des Kampfes. Es schien, als ob ihn sein Kontrahent nicht ernsthaft gefährden könnte. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Burkard wurde urplötzlich in eine heikle Lage manvöriert, aus der es für ihn kein Entrinnen mehr gab. Im letzten Fight der ersten Halbzeit standen sich die beiden alten Rivalen Lukas Bossert und Michel Schönbächler gegenüber. Schönbächler zeigte seinen besten Kampf in dieser Saison und gewann entgegen den Erwartungen mit 8:1. Dennoch lagen die Gastgeber nach fünf Duellen mit 17:3 in Front.

Willisaus Trümpfe

Nach der Pause kam es zu dem mit Spannung erwarteten Duell zwischen Yves Neyer und Mansur Mavlaev. Dass die beiden bisher nicht zu unrecht in der Einzelwertung an der Spitze

stehen, zeigten sie in einem tollen Fight. Am Ende lag der körperlich überlegene Willisauer 7:2 vorne. Der 19-jährige Cyrill Kälin konnte sich mit dem Internationalen Tobias Portmann messen. Blitzschnelle Beinangriff und Durchdreher brachten Kälin aus dem Konzept, sodass die Niederlage durch technische Überlegenheit bald einmal besiegelt war. Jan Walker konnte mit Kaderringer Michael Portmann erstaunlich gut mithalten. Mit ständigen Nadelstichen holte er immer wieder Punkte und unterlag nach sechs Minuten mit 11:5. Damit hatte Einsiedeln wieder einen Punkt mehr auf dem Konto. Lukas Schönbächler blieb gegen Roger Heinrich von Beginn weg chancenlos und wurde nach einem 5:0 Rückstand geschultert. Lars Neyer versuchte es gegen Ringerfuchs Jonas Bossert mit einer Offensivtaktik, wurde aber bald eines Besseren belehrt. Dieser stellte sich ihm mit seiner ausgeklügelten Ringweise entgegen und setzte ihn unter ständigen Druck. Die Punkte schrieb denn auch der Willisauer, der seine wirkungsvollen Bein- und Bodenangriffstechniken meistens durchbrachte. Schliesslich musste Neyer gegen den einstigen Internationalen mit 16:2 kapitulieren und konnte damit das höchste Strafmass gerade noch knapp verhindern.

Es war insgesamt ein einseitiger Ringerfight, bei dem die Einsiedler in keiner Phase imstande waren, Akzente zu setzen. Man darf ihnen wenigstens zugute halten, dass sie gekämpft und nicht schon zum vorneherein aufgegeben haben. «Für die jungen Ringer waren die Einsätze wertvoll, sie haben bestimmt etwas gelernt und sehen jetzt, wo sie stehen», sagte Urs Bürgler nüchtern. Im Ringen wachsen die Bäume eben nicht allzuschnell in den Himmel.

57 kg: Marco Kaufmann – Gino Gugolz 4:0

61 kg: Timon Zeder – Magomed Dhazavadov 4:0

65 kg: Lukas Bossert – Michel Schönbächler 1:3

70 kg: Tobias Portmann – Cyrill Kälin 4:0

75 kg: Roger Heiniger – Lukas Schönbächler 4:0

75 kg: Jonas Bossert – Lars Neyer Neyer 3:1

80 kg: Michael Portmann – Jan Walker 3:1

86 kg: Mansur Mavlaev – Yves Neyer 3:1

96 kg: Daniel Häfliger – Andreas Burkard 4:0

130 kg: Stefan Reichmuth – Martin Schönbächler 4:0

Willisau – Einsiedeln 34:6

Kriessern – Hergiswil 13:25

Schattdorf – Freiamt 28:10

Tabelle: 1. Willisau 18 P., 2. Freiamt 16 P., 3. Kriessern 10 P., 4. Einsiedeln 10 P., 5. Schattdorf 8 P., 6. Hergiswil 0 P.

Playoff-Begegnungen

Einsiedeln – Willisau

Kriessern – Freiamt

Wieder gegen Willisau

Da Kriessern mit dem Sieg gegen Hergiswil punktemässig zu Einsiedeln aufschliessen konnte, stehen die Rheintaler wegen des besseren Punkteverhältnisses aus den Direktbegegnungen nach der Qualifikation auf dem dritten Tabellenrang. Als viertplatziertes Team bekommt es Einsiedeln zweimal mit Willisau zu tun. Dabei müssen sich die Einsiedler gewaltig steigern, um sich ehrenvoll aus der Affäre ziehen zu können. Der Hinkampf findet am nächsten Samstag in der Sporthalle Brüel statt.

Erfolgreiche Einsiedler Leihringer

Drei Einsiedler Mannschaftsstützen standen als Leihringer für Klubs der NLB im Einsatz. Im Hinkampf um den Meistertitel siegte Oberriet auswärts gegen Brunnen mit Alexander Golin und Sven Neyer 14:23. Dabei holte Golin das Punktemaximum und Sven Neyer verlor gegen den Internationalen Damian von Euw, der die Olympiaqualifikation knapp verfehlte, lediglich mit 4:1. Der Grosser Dany Kälin, der seit bald zwei Jahren in Freiburg wohnt, trat mit Sense an. Mit seinem Schultersieg hatte er wesentlichen Anteil am 21:16-Sieg gegen Tuggen. Ob dieser Vorsprung im Rückkampf für den Gewinn der Bronzemedaille allerdings reicht, ist allerdings fraglich.

Werner Schönbächler