Die Ringerriege Einsiedeln hat den mit Spannung erwarteten Rückkampf gegen Kriessern hauchdünn gewonnen. Doch war es ein Nervenkitzel bis zuletzt.
W.S. Neben dem Heimteam gab es weitere Gewinner: In erster Linie die Zuschauer, die von beiden Teams tollen Ringkampfsport, ohne grosses taktisches Geplänkel, aber mit vielen tollen Aktionen erlebten. Trotz des Sieges war man bei Einsiedeln ein wenig zwiegespalten. Als positiv darf gewertet werden, dass die Mannschaft sich gestellt und gut gekämpft hat. Doch den Rückstand von sieben Punkten aus dem Hinkampf konnte nicht aufgeholt werden. Das war doch eine etwas zu hohe Hypothek. «Ich habe nach Bekanntgabe der Aufstellung damit gerechnet, dass der Kampf knapp ausgehen wird», kommentierte Trainer Urs Bürgler. «Doch ein Sieg gegen Kriessern ist eigentlich immer gut.»
Knapper Rückstand
Dany Kälin liess zum Auftakt bei seinem 4:0-Sieg Sandro Hungerbühler keine Chance. Im 130 Kilo Freistil agierte Boris Illenseer zu Beginn offensiv und führte nach der ersten Runde mit 4:2. Doch dann schlug bei ihm die Verletzungshexe zu. Trotz Knieschmerzen biss er sich durch und holte bei der 10:4-Niederlage einen wertvollen Punkt. Eine klare Angelegenheit schien anfangs der Fight zwischen Alexander Golin und Christoph Wittenwiler zu sein. Er dominierte seinen Widersacher sicher, punktete regelmässig und lag bald einmal mit 8:0 in Front. Doch der Rheinalter machte darauf Terrain gut und verlor letztlich mit 8:4. Gespannt war man auf den Auftritt des frischgebackenen U23-Vize-Weltmeisters Ramon Betschart. Der Rheintaler legte gegen Sven Neyer sofort los und brachte seine Stärken zur Geltung. Doch Neyer stemmte sich mit aller Kraft dagegen und konnte die Niederlage mit 8:0 in Grenzen halten. Michel Schönbächler entschied eines der Schlüsselduelle für Einsiedeln. Er lag nach der ersten Runde mit 2:0 vorne und gab das Geschehen gegen Dorien Hutter nicht mehr aus den Händen. Doch kam auch der Gastringer zum Zug, am Ende siegte Schönbächler mit 8:4. Zur Pause lag das Heimteam mit 7:8 zurück.
Spannender Verlauf
Nach der Pause schaffte Andreas Burkard gegen Tobias Betschart nach einer starken Vorstellung einen 12:0-Sieg. Bis jetzt hatte Burkard schon auf hohem Niveau gerungen. Trotzdem war das jetzt noch einmal eine Leistungssteigerung des konditionell starken
Athleten. In einer kämpferischen Begegnung gelang Dominik Laritz gegen Lars Neyer eine Machtdemonstration. Mit seinen explosiven Angriffen holte er zwei Sekunden vor Schluss die volle Ausbeute. Erfreulich fiel der Kampf von Yves Neyer aus. Er begann gegen Christian Wolf furios und hatte mit seinen Durchdrehern bald einmal einen komfortablen 11:0 Vorsprung. Dass diese Angriffe viel Kraft kosteten, nutzte sein Kontrahent vorübergehend zu einer Aufholjagd aus. Doch am Ende setzte sich Neyer mit 14:7 durch. Zu einer wilden Auseinandersetzung kam es zwischen den beiden Kaderringern Andreas Vetsch und David Loher. Vetsch übernahm immer mehr das Diktat und kam zu einem undiskutablen 9:1-Sieg. Im letzten Kampf des Abends bei 16:14 musste Jan Neyer die Nerven behalten. Er riskierte nicht viel und beschränkte sich aufs Kontern. Diese Taktik führte zu einem 5:2-Sieg. Damit machte er den Sieg Einsiedelns perfekt.
Für einen Erfolg gegen Kriessern muss man gut vorbereitet und physisch in einer guten Verfassung sein. Eine weitere Voraussetzung für den Sieg war, dass die Einheimischen von der ersten bis zur letzten Sekunde Gas gaben und um jede Wertung fighteten. Die Einheimischen hatten am Schluss von zehn Duellen sieben zu ihren Gunsten entschieden.
Abschluss der Qualifikation
Im letzten Match der Rückrunde gastiert Einsiedeln bei Leader Willisau. Für die beiden Teams hat diese Begegnung an Brisanz verloren, weil sie sich frühzeitig für die Playoffs qualifziert haben. Für Willisau geht es darum, mit einem Sieg an der Tabellenspitze zu bleiben und den Schwung der erfolgreichen Qualifikation mit in die Playoffs zu nehmen. Allein schon deshalb wird das Erfolgsteam den Kampf nicht auf die leichte Schulter nehmen. Für Einsiedeln besteht die Möglichkeit, Nachwuchsringer einzusetzen.
Spion aus Deutschland?
Erfolgstrainer Volker Hirt mischte sich ganz unauffällig unter die Zuschauer. Der ehemalige deutsche Nationaltrainer gilt als der erfolgreichster Teamtrainer Deutschlands in der vergangenen Dekade. Nachdem er mit Nendingen den Titel dreimal gewonnen hat, wirkt er neu bei Schorndorf. Was die beiden Teams boten, hat ihm gefallen. Mit prallvollen Notizen kehrte er wieder heim. Die Frage bleibt, ob er bald einem Ringer der beiden Teams einen Vertrag anbieten wird.
57 kg: Dany Kälin – Sandro Hungerbühler 2:0
61 kg: Alexander Golin – Christoph Wittenwiler 2:1
65 kg: Michel Schönbächler – Dorien Hutter 2:1
70 kg: Lars Neyer – Dominik Laritz 0:4
75 kg: Andreas Vetsch – David Loher 3:1
75 kg: Jan Neyer – Michel Steger 2:1
80 kg: Yves Neyer – Christian Wolf 3:1
86 kg: Andreas Burkard – Tobias Betschart 3:0
97 kg: Sven Neyer – Ramon Betschart 0:3
130 kg: Boris Illenseer – Jeremy Volenweider 1:3
Einsiedeln – Kriessern 18:15
Freiamt – Willisau 14:16
Hergiswil – Schattdorf 12:23
Tabelle: 1. Willisau 16 P., 2. Freiamt 14 P., 3. Einsiedeln 10 P., 4. Kriessern 8 P., 5. Schattdorf 6 P., 6. Hergiswil 0 P.