Wie schon letzte Saison kommt es um die Bronzemedaille zum Duell zwischen Einsiedeln und Freiamt. Wenn die beiden Teams aufeinandertreffen, ist Dramatik vorprogrammiert.
W.S. Von einem gemütlichen Adventsbeginn kann bei den Ringern kaum die Rede sein. Dafür sind die Duelle um die Medaillen zu wichtig und werfen schon jetzt ihre Schatten voraus.
Für Einsiedeln dürfte die Niederlage im Halbfinal gegen Willisau am letzten Samstagabend am Anfang ein Schrecken und das Ende von zwei grossen Kämpfen, aber zuletzt doch eine gewisse Erleichterung und Genugtuung gewesen sein. Erst im zwanzigsten und somit letzten Kampf fiel die Entscheidung zugunsten des haushohen Favoriten Willisau. Damit hatten nicht einmal die kühnsten Optimisten gerechnet. Zwischenzeitlich lag sogar eine Sensation in der Luft. Der Abend bot wie schon im Hinkampf ein klasse Event. So nah stand Einsiedeln seit der Einführung der Playoffs noch nie am Final. Schade, dass es nicht geklappt hat. Trotzdem dürften sie viel Mumm im Hinblick auf weitere Taten getankt haben. Freiamt verlor völlig überraschend und hat gegen Kriessern wie schon letztes Jahr den Final verpasst. Die Aargauer waren am Boden zerstört. Doch es bleibt ihnen nichts anderen übrig, als das sportlich hinzunehmen und möglichst schnell zu verdauen, was ihnen zugetraut werden darf. Sie sind trotz dieser Enttäuschung gegen Einsiedeln im Hinkampf Favorit. Bereits letzte Saison schnappte Freiamt Einsiedeln die Bronzemedaille weg. In der regulären Saison nach zehn Qualifikationsrunden belegte das Gastteam hinter Willisau den zweiten Platz. Für Einsiedeln setzte es in der Quali zwei Niederlagen gegen diesen unbequemen Gegner ab, der Einsiedeln in den letzten Jahren überhaupt nicht in den Kram passte. Nach einem 34jährigen Unterbruch feierte Einsiedeln letztmals 2020 in Muri einen Sieg. Die Einsiedler sind sich der immensen Qualität der Aargauer bewusst. «Freiamt ist für uns ein Brett. Wir müssen wie gegen Willisau über uns hinauswachsen, um ihnen Paroli bieten zu können», sagt Einsiedelns Trainer Urs Bürgler.
Mit fünf Neyer Brüdern?
Die Festung zuhause war in der Vergangenheit immer wieder für eine Überraschung gut und hat zu unverhofften Leistungsschüben geführt. Doch Freiamt gibt sich trotz des entgangenen Finals zuversichtlich und will sich für den Rückkampf am 10. Dezember in eine gute Ausgangslage manövrieren. Der Einsiedler Coach weiss, dass sich seine Kämpfer keinerlei Schwächen erlauben dürfen. «Wir müssen von der ersten Sekunde an hochkonzentriert
kämpfen. Wer weiss, vielleicht gelingt uns so die eine oder andere Überraschung. Es wird aber nicht einfach, das ist klar.» Dass Einsiedeln Potenzial hat, kam gegen Willisau zum Ausdruck. Zudem ist in der «eigenen» Sporthalle vieles möglich. Einsiedeln hat mit dem Erreichen der Playoffs die Saisonvorgabe bereits erreicht. Der Rest ist Zugabe. Es wäre aber schön, wenn es jetzt noch ein bisschen mehr würde. Mit welcher Taktik man diese harte Nuss knacken kann, bereitet den «Technikern» allerdings einiges Kopfzerbrechen, weil Freiamt in allen Gewichten sehr gut besetzt ist und das breitere Kader als Einsiedeln hat. In Willisau standen mit Lars, Jan, Kay, Yves und Sven Neyer alle fünf Neyer Brüder in verschiedenen Gewichten im Einsatz, was etwas Einmaliges gewesen sein dürfte. Sie sind mannschaftsdienliche Ringer und zählen zur nationalen Klasse. Davon zeugen Podestplätze an Schweizer Meisterschaften. Yves musste wegen Verletzungen seine Olympia-Ambitionen leider begraben. Die Neyers sind als offensive Ringer bekannt. Sie marschieren lieber vorwärts, als einem Punkt nachrennen zu müssen. Besonders den beiden Jüngsten, Lars und Kay, macht es Spass, voll loszugehen und zu bolzen. Viele ihrer Gegner könnten wohl ein Lied davon singen, wie es ist, wenn die schnellen Brüder explodieren und ihre gefürchteten Beinangriffe starten. Auch privat halten sie wie Pech und Schwefel zusammen. Als ausgebildete Handwerker führen sie gemeinsam ein Baugeschäft.
Für «Dynamit» ist sicher gesorgt. Oder anders herum gesagt: «Hexenkessel»-Stimmung pur ist am ersten Adventssonntag in der Sporthalle angesagt. Die Einsiedler Ringer hoffen natürlich, dass der Funke gleich zu Beginn aufs Publikum überspringt. Der Match verspricht einige brisante Duelle und damit viel Spannung.
Die Einsiedler Ringer hoffen, wie in den beiden letzten Playoff-Kämpfen gegen Willisau, am Sonntagnachmittag in der Sporthalle auf zahlreiche Unterstützung zählen zu dürfen. Der Beginn ist auf 15 Uhr angesetzt. Siehe Inserat.
Werner Schönbächler