Swiss Winforce League: Einsiedeln – Schattdorf 18 : 19

Trotz einer Energieleistung reichte es nicht zum Sieg

 

Die Ringerriege Einsiedeln kam in der vierten NLA-Saison in einem spannenden Fight gegen Schattdorf punktemässig nicht vom Fleck und musste am Schluss gegen Schattdorf eine «sanfte» Ohrfeige einstecken.

W.S. Ein stimmungsvolles Derby mit sehenswertem Ringsport und einigen faustdicken Überraschungen haben die Zuschauer zwischen Einsiedeln und Schattdorf erlebt. Vor 500 Fans, die mit Trommel, Klatschen und Anfeuerungsrufen die Mattensportler antrieben, endete der Kampf mit dem knappen Ergebnis von 18 : 19 für die Gäste. Für Einsiedeln war es eine bittere Niederlage. Das Fazit nach 90 Minuten Kampfzeit, so brutal es sich anhört: Einsiedeln ist momentan nicht besser, als es die bisherigen drei Niederlagen ausdrücken. Um es salopp auszudrücken: Das Team steckt bereits wieder mitten im Abstiegskampf.  

Starker Beginn

Nachdem erstmals Vishar Andrij, der Austauschringer von Oberriet, starten konnte, hatte Einsiedeln einen grossen Rückhalt. Langjährige Fans, die zuletzt eher selten in der Sporthalle gesichtet wurden, freuten sich auf das Derby mit den Worten: «Wenn wir heute nicht zuschauen, wann dann?» Doch erstens kommt es oft anders und zweitens als man denkt.  Die vielen mitgereisten Schattdorfer Anhänger machten sich auf ihrer Mattenseite ebenfalls mit lautstarken Anfeuerungen  Mut und traten mit viel Selbstvertrauen auf. Beide Teams wollten natürlich unbedingt gewinnen, damit sie nicht Gefahr laufen, sich als Letzter der Qualifikationsrunde mit Abstiegsverpflichtungen – sprich Playouts – auseinandersetzen zu müssen.

Im Auftaktkampf ging Dany Kälin gegen Stephan Imholz bald einmal in Führung und gewann letztlich glücklich mit 5:4. Zwischen den beiden langjährigen Erzrivalen Sven Neyer und Michael Jauch ging es um Griffe und Kniffe. In diesem rein von der Taktik geprägten Duell hatte Neyer am Schluss mit 6:3 hauchdünn die Nase vorn. Patrick Dähler blieb gegen Sven Gamma chancenlos und verlor letztlich technisch überhöht mit 18: 2. Dann folgte der ganz grosse Auftritt von Vishar Andrij. Der gebürtiger Ukrainer bot bei seinem Debüt in Einsiedeln einen «super Kampf». Er hatte Elias Kempf bald einmal im Griff und kam zu einem vielbejubelten Schultersieg.  Da zeigte sich, dass der ehemalige Weltklasseringer eben weiss, wie man sich für einen dominanten Kampf am Ende belohnt. Nachdem Michel Schönbächler vor Wochenfrist einen tollen Kampf bot, vermochte er die Erwartungen bei der 6:0-Niederlage gegen den zähen Simon Gehrig in keiner Weise zu erfüllen.  Beim Halbzeitstand von 9:9 waren die Würfel noch lange nicht gefallen und es war noch jeder Ausgang möglich. Doch Ringerkenner sahen, dass Einsiedeln keineswegs einen optimalen Start erwischte und zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Zahnfleisch lief.

Einsiedeln hielt Ansturm stand

Nach den beiden ersten Meisterschaftsrunden wusste man, dass sich Einsiedeln in der zweiten Hälfte schwer tut. Es konnte nur gehofft werden, dass die Asse der Gäste nicht voll stechen werden. Nachdem der gebürtige Ungare Tamas Ladanyi nach einer deutlichen Führung noch geschultert wurde, lang Einsiedeln im Sumpf.

Flavio Freuler (70 Kilogramm Greco) war gegen den brandgefährlichen Matteo Dodo von Beginn weg der klare Herrscher auf der Matte. Nach gelungenen Aktionen zu Beginn kam der WM-Zehnte immer besser in Fahrt und besiegte seinen Gegner kurz vor dem Schlussgong technisch überhöht. Doch wusste Einsiedelns Coach Urs Bürgler um die Stärke der Gäste in den beiden Kämpfen im letzten Gewicht. So ging denn Andreas Burkard keine unnötigen Risiken ein, zeigte grundsolides Ringen und behauptete sich am Ende gegen Renato Kempf deutlich mit 16:0, womit die Partie 17:13 stand. Doch war damit der Sieg noch keineswegs in trockenen Tüchern. Die Urner hatten für die beiden letzten Begegnungen die stärkeren Trümpfe in ihren Reihen.  Im vorletzten Duell holte Jan Neyer bei seiner17:13 -Niederlage gegen Schweizermeister Kim Besse einen beachtlichen  Zähler, sodass beim Stande von 18: 16 die Entscheidung zuletzt fallen musste. Der Internationale Nicolas Christen diktierte das Geschehen gegen Matthias Käser von Beginn und liess sich die Butter nicht mehr vom Brot streichen. Mit seinem 13:0-Sieg konnte er für  Schattdorf die Ernte einfahren. «Obschon Schattdorf in manchen Situationen viel Dusel hatte, ist der Sieg nicht unverdient», meinte am Ende Einsiedelns Trainer Urs Bürgler selbstkritisch. Die Einsiedler liessen sich durch individuelle Fehler aus dem Konzept bringen und haben die Angriffe einfach zu wenig konsequent ausgeführt.

Nach drei Niederlagen ist Einsiedeln ans Tabellenende gerutscht, und wer die Lage auch jetzt noch schönzureden versucht, kennt die gefährliche Dynamik einer Negativspirale nicht. Falliert Einsiedeln auch in den nächsten Runden, läutet es Alarm. Denn im Ringen ist die Saison kurz.

 

Resultatübersicht:

57 kg: Dany Kälin – Stephan Imholz 2:1

61 kg:  Patrick Dähler – Sven Gamma 1:4

65 kg:  Michel Schönbächler – Simon Gehrig 0:3

70 kg:  Flavio Freuler – Mateo Dodo 4:0

74 kg: Jan Neyer – Kim Besse 1:3

74 kg:  Matthias Käser – Nicolas Christen 0:4

80 kg:  Andreas Burkhard – Renato Kempf 4:0

86 kg:  Tamas Ladani – Luca Epp 0:4

97 kg:  Vishar Andrij – Elias Kempf 4:0

120 kg: Sven Neyer – Michael Jauch 2:1

 

Einsiedeln – Schattdorf 18:19

Willisau – Kriessern 17:17

Freiamt – Hergiswil 30:7

 

Tabelle:

  1. Willisau 5 P., 2. Kriessern 5 P., 3. Freiamt 4 P., 4. Hergiswil 2 P., 5. Schattdorf 2 P., 6. Einsiedeln 0 P.

 

Heimkampf gegen Freiamt

W.S. Am nächsten Samstag gastiert mit Freiamt ein möglicher Titelanwärter in Einsiedeln. Die Aargauer blieben nach der Auftaktniederlage gegen Willisau gegen Schattdorf und Hergiswil zweimal erfolgreich und haben sich mächtig steigern können. Im Duell «David gegen Goliath» scheinen die Rollen klar verteilt zu sein.  Doch im Sport gelten ab und zu andere Gesetze. Mehr Einzelheiten können der Freitagsausgabe entnommen werden.

 

Werner Schönbächler