Swiss Winforce-League: Einsiedeln – Hergiswil 15 : 22

Der Ringer-Fight wurde zuletzt zu einem Drama

Die erste Halbzeit war miserabel, die zweite ordentlich : Einsiedeln verliert damit gegen Schlusslicht Hergiswil mit 15:22 und dürfte Schimpfe vom Chef bekommen.  

W.S. Je länger der Abend dauerte, desto schlechter die Luft und grösser die Spannung. Das wieder erstarkte Hergiswil strebte danach, den ersten Sieg einzufahren. Beginnen wir, quasi im Sinne einer Deeskalation einmal mit den Abwesenden. Das Heimteam um Trainer Urs Bürgler haderte damit, dass die beiden Austauschringer von ihren Stammklubs nicht freigegeben wurden. Mit Robert Valentin und Yves Neyer fehlen zwei weitere Ringer verletzungshalber. Dafür kehrte Jan Neyer nach seiner Knieverletzung ins Team zurück. Damit waren die Erkenntnisse des gewonnenen Vorrundenkampfes für Einsiedeln ausgehebelt. Was vorher war, galt in diesem teilweise aufwühlenden Fight nicht mehr. Alles was zählte, war einzig und allein die Gegenwart: Die Leidenschaft, die Kampfkraft, der Mut, die Disziplin, die Kaltblütigkeit der Stunde. Selbst für Ringerkenner, war es von Beginn weg unberechenbar und vieles unvorhersehbar.

Schlimmer Start

Bei der ausgeglichenen Mannschaftsaufstellung war der Faktor «Momentum» von grosser Bedeutung. Ein «Kickstart» kann ein Team in einem so kurzen, intensiven Fight in unangeahnte Höhen treiben, was den Gästen gelang.

Der in dieser Saison erstmals eingesetzte Patrick Dähler unterlag in einer hart geführten Begegnung  gegen Loris Müller mit 7:1. Als Knackpunkt erwiesen sich bei den Einsiedlern im Vorfeld die Besetzung der beiden Schwergewichte. Für den verletzten MMA-Fighter Robert Valentin sprang nach einem längeren Unterbruch Michael Hess ein. Trotz fehlender Wettkampfpraxis holte er gegen Werner Suppiger bei 10:2-Niederlage immerhin einen Mannschaftspunkt.  Dass der 18-jährige Lars Neyer einen grossen Sprung nach vorne gemacht hat, demonstrierte er wohl im besten Kampf des Abends gegen den favorisierten Thomas Wisler. Er holte immer wieder Punkte, taktierte klug und brachte es fertig, dass sein Gegner am Schluss mit der unerwarteten 20:10-Niederlage eine bittere Kröte schlucken musste. Sven Neyer, der einige Kilos abkochen musste, bekam es mit dem Klasseringer Martin Suppiger zu tun. Nachdem Neyer in Rückstand geriet, konterte sein clever kämpfender Widersacher geschickt und brachte einen Überlegenheitssieg in trockene Tücher, was für Einsiedeln einem Genickschlag gleichkam. Michel Schönbächler, der erstmals in seinem bevorzugten Greco-Stil antreten konnte, hatte David Wisler bei seinem souveränen Sieg mit herrlichen Würfen durch technische Überlegenheit jederzeit im Griff. Einsiedeln lag bei Halbzeit mit 9:11 zurück. Noch war allerdings nichts verloren, denn in beiden Lagern wusste man, dass der zweite Durchgang zu keinem Selbstläufer werden würde. Besonders Hergiswil hielt sich die Option offen, mit Nadelstichen weiter am Lack von Einsiedeln zu kratzen.  

Hergiswil immer stärker

Eine schwierige Aufgabe hatte Andreas Burkard gegen Thomas Suppiger zu bewältigen. Mit zunehmender Kampfdauer war der körperlich überlegene Gastringer ein zu grosses Kaliber für Burkard und unterlag deutlich mit 0:11 Punkten. Danach endete ein Schlüsselkampf zugunsten der Einsiedler. Adrian Mazan konnte im Verlaufe der Mannschaftsmeisterschaft erstmals in seinem Stammgewicht antreten. Er suchte von Beginn weg den Angriff gegen den total passiv eingestellten Marco Hodel und kam mit zwei beherzten Beinangriffen zu einem 4:0-Sieg.  Für weitere Spannung sorgte das enthusiastische Duell zwischen Mathias Käser und Raphael Kaufmann. In diesem hitzigen und nicht zimperlichen Gefecht setzte sich Käser dank seiner ausgezeichneten Kondition letztlich deutlich mit 13:6 durch. Doch Hergiswil konnte in den beiden letzten Fights auf zwei erfahrene Ringer setzen. Lukas Schönbächler kämpfte beherzt, hielt dagegen, musste aber gegen Schluss hin dem konditionell stärkeren Martin Grüter mit 7:1 den Sieg überlassen, so dass beim Stande von 15:18 das abschliessende Duell entscheiden musste. Der erfahrene Philippe Kunz liess gegen Rückkehrer Jan Neyer vorerst nichts anbrennen und ging in Führung. Doch Neyer kam immer mehr auf und lag in der Mitte der zweiten Runde vorne. Gemäss dem Motto «Alles oder nichts» suchte er den Lucky-Punch und lief seinem aufmerksamen Kontrahenten prompt ins offene Messer. Damit war die Niederlage Einsiedelns besiegelt.   

Die Gründe für die Niederlage liegen in der ersten Halbzeit. Was hier phasenweise abgeliefert wurde, liegt weit von den Ansprüchen entfernt. Trotz eines Zwischenspurts gelang es nicht mehr den eigenen Schopf aus der Misere zu ziehen. So blieb hier ein Pünktchen liegen, dort ging ein Zähler an den Gegner – das summierte sich. Die Einsiedler liessen die Kaltschnäuzigkeit vermissen.  «Wir zeigten wohl Stimmung, Kampf und haben nie aufgegeben. Doch am Schluss reichte es eben nicht», meinte Trainer Urs Bürgler. «Wir werden diese Niederlage kritisch analysieren.» Am Ende fehlte wohl das Wettkampfglück, um die Wende perfekt zu machen.

Die Bürde der sieglosen Zeit vor eigenem Publikum ist damit noch nicht vorbei.

 

Resultatübersicht:

Einsiedeln – Hergiswil 15:22

Willisau – Freiamt 22:13

Kriessern – Schattdorf 24:11

 

Tabelle:

  1. Willisau 12 P., 2. Kriessern 7 P., 3. Freiamt 7 P., 4. Schattdorf 4 P., 5. Einsiedeln 4 P., 6. Hergiswil 2 P.

 

57 kg:    Patrick Dähler – Loris Müller 1:3

61 kg:   Lars Neyer – Thomas Wisler 3:1

65 kg:    Michel Schönbächler – David Wisler 4:0

70 kg:    Adrian Mazan – Martin Grüter 2:0

74 kg:    Lukas Schönbächler – Marco Hodler 1:3

74 kg:    Jan Neyer – Philippe Kunz 0:4

80 kg:    Mathias Käser – Raphael Kaufmann 3:1

86 kg:    Andreas Burkard – Thomas Suppiger 0:3

97 kg:    Sven Neyer – Martin Suppiger 0:4

130 kg:  Michael Hess – Werner Suppiger

 

Auswärtskampf in Schattdorf

W.S. Die Partie zwischen Schattdorf und Einsiedeln vom nächsten Samstag steht unter brisanten Vorzeichen. Um die Chancen für die Playoff-Teilnahme wahren zu können, brauchen beide Teams einen Sieg. Nachdem beide in den letzten Fights nicht auf Touren gekommen sind, hoffen sie, dass es wieder aufwärtsgeht. Die Einsiedler müssen sich gewaltig steigern, um den Urnern Paroli bieten zu können. Mehr Einzelheiten sind der Freitagsausgabe zu entnehmen.

 

Werner Schönbächler