Sport bietet viele Möglichkeiten für die Integration

Bei der Ringerriege Einsiedeln und den anderen Schwyzer Ringclubs Brunnen und Tuggen ist die Integration kein  Fremdwort. Flüchtlinge lernen, wie das Ringen geht. Es ist mehr als nur ein Experiment auf der Matte.  

W.S. Mohammad aus Afghanistan schwitzt aus allen Poren. Mühsam rappelt er  sich auf. Gerade hat ihn der Gegner mit einem erst gelernten Griff auf die Matte geworfen. Schwer atmend stehen sich die Männer erneut gegenüber, bevor sie sich wieder packen. Diesmal schafft es Mohammad, sein Gegner kracht zu Boden. Beim Aufstehen wischen sich die beiden jungen Männer den Schweiss aus dem Gesicht und reichen kameradschaftlich die Hände.

Zehn Jungs im Alter zwischen 16 und 20 Jahren trainieren jeden Sonntagnachmittag zwei Stunden im Trainingsraum der Ringerriege Einsiedeln. Es begann unkompliziert. Patrick Kohler, Projektleiter für Sport beim Amt für Migration, kontaktierte die Vereinsverantwortlichen, ob Flüchtlinge bei der Ringerriege Einsiedeln mitmachen können. Es war keine Frage, diese Anfrage umzusetzen. Man sah eine gute Möglichkeit zur Integration. Sport ist ja eine der besten Integrationshilfen, gerade für junge Menschen. Sie können sich austoben, und lernen sich dabei an klare Regeln zu halten, die nicht hinterfragt werden. Sie lernen weiter nach einer Niederlage wieder aufzustehen, am Ball zu bleiben und pünktlich zu sein.

Jeden Sonntag können Flüchtlinge unter der Leitung von Sulayman Quraishi  trainieren. Er selber hat eine Berufslehre in der Schweiz abgeschlossen und es mit ebenso viel Fleiss in die erste Mannschaft geschafft, was auch seinem Landsmann Vesal Akbari  gelang. «Es ist schön zu sehen, dass die Teilnehmer an ihre Grenzen gehen.» Er schlaucht sie wie in den anderen Klubtrainings und bringt ihnen viele Kniffe bei. Er nimmt sie ernst. Wenn eine Gruppe in der Stafette verliert, muss sie am meisten Klappmesser und Liegestütze machen.

«Beim Sport treten Sprachbarrieren bald einmal in den Hintergrund. Das Eis zwischen den Flüchtlingen und Schweizern wird von Training zu Training immer mehr gebrochen», sagt Quraishi. Für ihn selber, der aus Afghanistan flüchtete, war der Sport der beste Integrationsmotor. «Wer mitmacht, lernt, dass Regeln wichtig sind, nutzt die Sprache und kommt in Kontakt mit Einheimischen», ergänzt er. Weiter sei Ringen ein harter Sport, der einiges abverlange. Dazu braucht es Konsequenz, Fleiss und Beharrlichkeit. Aber auch Fairness, Anstand und Offenheit. Alles Schweizer Werte, könnte man sagen.

Den Flüchtlingen gefällt das Training auf der Matte. Auch wenn es einige sehr anstrengend finden, wie sie zu verstehen geben. Lachend wischen sie ein letztes Mal den Schweiss aus dem Gesicht, bevor es unter die Dusche geht.  Das Ringen ist einigen nicht fremd. Sie kennen es und ähnliche Kampfsportarten aus ihrer Heimat. Ein Flüchtling sagt am Ende: «Es tat mir gut, meine Gedanken von der Lage in meinem Land abzulenken.»

Es gibt bestimmt noch andere Vereine, die Flüchtlingen ein Angebot anbieten können und sie damit so gut wie möglich in unsere Gesellschaft zu integrieren. Bei Fragen gibt es verlässliche Ansprechpersonen beim Amt für Migration.

Werner Schönbächler

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