Showdown in der Sporthalle am Sonntagnachmittag
Trotz des Sieges für Einsiedeln ist noch alles offen. Brunnen braucht einen Sieg mit zehn Punkten Vorsprung, um den Aufstieg in die NLA noch schaffen zu können. Zugute dürfte den Gästen der Stilartenwechsel kommen.
W.S. Es wird am zweiten Advent eine spannende Partie zur besten Kaffeezeit in der Sporthalle Brüel werden. Es ist ein besonderes Duell. NLA-Schlusslicht Einsiedeln empfängt mit Brunnen den Branchenprimus der NLB. Will die Ringerriege Einsiedeln den Klassenerhalt schaffen, muss es wie eine Woche zuvor mit dem momentan bestmöglichen Team antreten. Druck auf seine Ringer will Trainer René Buchmann nicht ausüben. «Es wird wieder sehr schwer werden», sagt er. Die Chancen auf einen Sieg stehen nach Buchmann Worten bei 50 : 50. «Brunnen ist ein sehr robustes und gut eingespieltes Team», erklärt er. Obschon sich Einsiedeln in einer besseren Ausgangsposition befindet, wird erst nach dem Rückkampf abgerechnet. Bis es soweit ist, dürfte sich die Sporthalle in einen Hexenkessel verwandeln. In den letzten dreissig Jahren hat sie grossen Ringsport erlebt. Einst kämpften der unvergessene Amerikaner Wayne Cole oder der jetzige Co-Trainer Einsiedelns, Dobrev Stoyan, auf der Matte vor hunderten von Zuschauern. Solche Weltklasseathleten wird man vermutlich nicht mehr sehen können, da im Ringen momentan keine Ausländer zugelassen sind. Doch Ringen ist auch ohne solche Vorzeigeathleten ein rasanter Sport. Schnell. Laut. Es ist irgendetwas zwischen Dorfdisco, Ballermann, Heavy Metal und Darts-WM. Das mag in manchen Ohren schrecklich klingen, ist als Liveerlebnis aber ziemlich gut. Wer einmal dabei war, hat es nicht bereut und ist immer wieder gekommen. In Deutschland füllte der Final schon die Stuttgarer Schleyerhalle mit über 8’000 Fans. In der Schweiz waren es schon über 2’000. Natürlich ist es nicht immer so. Der Durchschnitt der Ringerriege Einsiedeln liegt bei gut 300 Besuchern, das ist nicht viel, verglichen mit anderen Randsportarten aber auch nicht wenig.
Beim Showdwon vor eigenem Publikum entscheidet sich, ob die Ringerriege Einsiedeln weiterhin in der NLA mitringen kann. «Das ist unser Ziel, wir werden dafür harte Kämpfe abliefern müssen», sagt Einsiedelns Leichgewichtler Patrick Dähler. In diesem Duell dürften den Zuschauern guter Ringsport und nervenaufreibende Duelle geboten werden. Brunnen hat nämlich die Hoffnung noch nicht aufgegeben und hofft insgeheim auf einen Sieg. Dazu haben sie gute Trümpfe in der Hinterhand. Es will seine gute Saisonbilanz fortsetzen. Mit sieben Siegen und zwei Niederlagen verlief die Saison prächtig. Trotz der Niederlage im Hinkampf lässt sich Brunnen nicht runterkriegen. Neben dem Auf- und Abstieg geht es auch um die Vormachtstellung im Kanton Schwyz.
Trotz aller guter Vorzeichen weiss Einsiedeln um die Schwere dieser Aufgabe. Die Hausherren wollen ihre Negativserie endgültig ablegen, damit sie von den Konkurrenten wieder ernstgenommen werden. Es ist wichtig, dass der Schwefelgeruch wieder aus den Kleidern gebracht wird. Letztes Mal ist das gelungen, doch das reicht noch nicht. Einsiedeln ist in den letzten drei Jahren auf dem letzten Platz der Qualifikation gelandet – ja und? In dieser Saison kämpfte das Team, wegen zahlreicher Verletzungen von Stammringern, sozusagen ausser Konkurrenz. In der Barrage reichte es die beiden letzten Mal zum Ligaerhalt. Vielleicht auch ein drittes Mal? Mit einem überzeugenden Auftritt könnte die Leistungskultur wieder zurückkehren, was für die Zukunft bitter nötig wäre. Doch eine bessere Leistungskultur braucht nicht nur einen Sieg, sondern auch eine breitere, sportlichere Basis.
Abschied von Buchmann
Trainer René Buchmann wird bei diesem Kantonsderby zum letzten Mal auf dem Trainerstuhl am Mattenrand sitzen und die Einsiedler Wettkämpfer betreuen. Seit 2004 hat er die Ringerriege zu schönen Erfolgen geführt und auch in schwierigen Situationen Standfestigkeit bewiesen. Mit ihm wird es einen Trainerwechsel geben und zu einer fast epochalen Änderung kommen. Wer in seine Fussstapfen tritt, ist noch nicht endgültig bestimmt. Das «Goodbye» dürfte zu einem emotionalen Moment werden.
Die Verantwortlichen und die Ringer freuen sich auf ein «volles Haus» und zahlreiche Unterstützung. (Inserat)
Werner Schönbächler