Swiss Winforce-League: Willisau – Einsiedeln 18:14

Hitchcock führte bis zuletzt Regie

Willisau kommt zu seinem vierten Sieg in Serie. Der Vizemeister schlägt im Spitzenkampf Einsiedeln mit 18:14 und bleibt damit in Führung. Das Duell war nichts für schwache Nerven, fiel doch die Entscheidung erst im allerletzten Kampf zugunsten der Gastgeber.  

W.S. Mit einem Ringerfest ging die vierte Mannschaftsrunde in der Willisauer Sporthalle zu Ende. Das Spitzenduell zwischen Leader Willisau und dem Zweitklassierten Einsiedeln mobilisierte 600 Zuschauer und erreichte damit eine Dimension, die in der Qualifikationsphase nur noch schwer zu toppen ist.

Das Team von Willisau bewies, dass es vor eigenem Publikum eine Macht ist. Das Heimteam entwickelte von der ersten Sekunde an einen immensen Druck. Die Einsiedler konnten zu Beginn meistens nur reagieren, aber nur selten agieren. Die Partie war deswegen bei Halbzeit aber längst noch nicht gegessen.

Letztlich basierte der knappe Erfolg von Willisau auf denselben Bausteinen wie bisher: Ausgeglichenheit in den sieben Gewichten und Effizienz in den Angriffen.

Zu wenig Punch

Der erste Kampf des Abends im Leichtgewicht zwischen Dany Kälin und Timon Zeder verlief von Beginn weg äusserst ausgeglichen. Letztlich führte Zeder die etwas feinere Klinge und gewann mit 3:0. Dass Sven Neyer gegen den Bulgaren Delian Alishahi einen schweren Stand haben dürfte, war abzusehen. Er war aber überraschend gut unterwegs, lag gar in Führung. Doch sein Kontrahent konnte das Blatt mit einem wirkungsvollen Bodendreher mit 4:1 noch zu seinem Gunsten wenden. Der Junioren-Internationale Dimitar Sandov brachte den 18-jährigen Lars Neyer mit Bodenrollern bald einmal in die Bedrouille und lag deutlich vorne. Nach der Pause holte Neyer einen wichtigen Zähler für die Mannschaftswertung.  Eine schwierige Aufgabe hatte MMA-Fighter Robert Valentin im Freistilkampf gegen Marco Heiniger zu bewältigen. Trotz deutlicher Rücklage überraschte er seinen Widersacher mit einem blitzartigen Beinangriff und  anschliessendem Festhalten am Boden. Damit feierte er völlig überraschend seinen ersten Sieg in der NLA.  Ein weiterer Schlüsselkampf endete mit einem Willisauer Erfolg. Michel Schönbächler geriet gegen Lukas Bossert im Rückstand, konnte jedoch ausgleichen, musste sich aber am Ende von seinem Angstgegner ein weiteres Mal mit 4:1 geschlagen gaben. Zur Pause lag Willisau hauchdünn mit 9:7 in Führung.

Spannung pur

Die Stimmung in der zu einer Boxerarena umgebauten Sporthalle war unter den Zuschauern prächtig und schien im ersten Kampf zugunsten von Willisau zu kippen. Der körperlich überlegene Dominik Bossert war gegen Mathias Käser in der ersten Runde souverän unterwegs und lag mit 7:0 vorn. Doch Käser gab nicht auf, verkürzte Punkt um Punkt, kam gefährlich nahe und unterlag lediglich mit 9:8.

Lukas Schönbächler, der sich bisher einer guten Form erfreute, kam bis 70 kg griechisch-römisch gegen Roger Heiniger bald einmal mit Überwürfen und Aushebern bös unter die Räder und gab das Punktemaximum ab. Andreas Burkard zeigte gegen Jonas Bossert einen taktisch guten Kampf, der an die körperlichen Grenzen beider Ringer ging. Nach Runde eins lag Bossert nach vorne. In den nächsten drei Minuten drehte Burkard auf und beendete den Kampf mit 8:4.

Im Fight der beiden Freistilringer bezwang Adrian Mazan mit tollen Beinangriffen Mirco Studer mit 11:0, sodass die Entscheidung beim Stande von 16:13 im letzten Kampf fallen musste.

Yves Müllhaupt, Einsiedelns Austauschringer von Weinfelden, ging gegen Michael Portmann mit 2:0 in Führung. Mit einer umstrittenen Zweierwertung konnte Portmann am Mattenrand ausgleichen und den Sieg an seine Fahne heften. Der Einsiedler Anhang enervierte sich über die Entscheidung, die Willisau einen glücklichen 18:14 einbrachte.

«Wir haben tolle Kämpfe gesehen, die beste Werbung für den Ringkampfsport waren», sagte Einsiedelns Trainer Urs Bürgler. «Mit dem Auftritt bin ich trotz der Niederlage zufrieden, vor der kämpferischen Leistung ziehe ich den Hut», resümierte er.

Einsiedeln bewies viel Moral und kämpfte sich nach Rückständen immer wieder heran, was die Halle in einen Hexenkessel verwandelte. Dennoch verlor die aufopfernd kämpfende Mannschaft ein weiteres Mal in Willisau. In heiklen Phasen wirkten die Gastgeber etwas abgeklärter, waren eine Spur cleverer und haben ihre Pflicht erfüllt.

Die Einsiedler stiegen mit der Taktik in den Match, den favorisierten Gastgebern mit kämpferischem Einsatz in ihren Aktionen zu hindern, was über weite Strecken aufging. Einsiedeln wäre es denn auch noch beinahe gelungen, den Schalter umzukippen. Das Team hat nur mit viel Pech den greifbaren Punktegewinn verpasst.   Willisau duselte sich hingegen mit viel Glück zum Sieg. Es ist dem Heimteam gelungen, in den heiklen Phasen ruhig Blut zu bewahren.  

 

Resultatübersicht:

57 kg:          Timon Zeder – Dany Kälin 2:0

61 kg:          Dimitar Sandor – Lars Neyer 3:1

65 kg:          Lukas Bossert – Michel Schönbächler 2:1

70 kg:          Roger Heiniger – Lukas Schönbächler 4:0

74 kg:          Mirco Studer – Adrian Mazan 0:3

74 kg:          Michael Portmann – Yves Müllhaupt 2:1

80kg:           Jonas Bossert – Andreas Burkard 1:2

86 kg:          Dominik Bossert – Matthias Käser 2:1

97 kg:          Marco Heiniger – Robert Valentin 0:4

130 kg:        Delian Alishahi – Sven Neyer 2:1

 

Willisau – Einsiedeln 18 :14

Freiamt – Schattdorf 23:12

Kriessern – Hergiswil 26:12

 

Tabelle:

  1. Willisau 8 P., 2. Kriessern 5 P., 3. Freiamt 3 P., 4. Einsiedeln 4 P., 5. Schattdorf 2 P., 6. Hergiswil 0 P.

 

Heimmatch gegen Freiamt

W.S. Nachdem die Ringerriege Einsiedeln zweimal auswärts gegen höher eingestufte Gegner starke Leistungen geboten hat, steht für sie am nächsten Samstagabend wieder ein Heimmatch an. Dabei trifft sie auf den ewigen Rivalen Freiamt. Die Aargauer, die mit zwei russischstämmigen Ringer antreten, haben in den beiden letzten Duellen mit Siegen den Anschluss zur Spitze hergestellt und liegen einen Punkt vor Einsiedeln. Mehr Einzelheiten sind in der Freitagsausgabe.

 

Werner Schönbächler