NLA-Mannschaftsmeisterschaft: Einsiedeln – Kriessern 18:19

Einsiedler Ringer brachten Leader in Schwanken

Ausgerechnet gegen Schlusslicht Einsiedeln hatte Leader Kriessern grosse Mühe und gewann letztlich glücklich mit 18:19. Die Einsiedler Ringer zeigten phasenweise ausgezeichnetes Ringen.
W.S. Hohe Ringerkunst war es nicht, was Kriessern und Einsiedeln den rund 300 Zuschauern boten, doch Kampf von A bis Z.  Die Einsiedler dürfen in Anspruch nehmen, gegen den souveränen Leader wacker gekämpft zu haben. Schade, dass mit dem verletzten Jan Neyer ein Leistungsträger fehlte.  Einzelne Kämpfe hatten höchsten Unterhaltungswert und waren spektakulär. Die Geschichte dieser Begegnung ist denn auch nicht so schnell erzählt.
Ausgeglichener Start
Der Beginn lief für Einsiedeln nach Regieplan. Im Leichtgewicht überzeugte Patrick Dähler und liess Andreas Bleiker mit herrlichen Aushebern nicht den Hauch einer Chance. Er konnte seinen Kontrahenten noch vor Ablauf der ersten Runde schultern.  Obschon Michael Hess im Schwergewicht gegen WM-Teilnehmer Philipp Hutter chancenlos blieb, zeigte er vor dem grossen Namen nicht allzu grossen Respekt. Der Rheintaler zermürbte allerdings seinen Kontrahenten unablässig mit seinen effizient vorgetragenen Beinangriffen – Verdikt: 13:0-Sieg. Dany Kälin bekam die Stärke des körperlich überlegenen Christoph Wittenwiler bald einmal zu spüren und musste durch technische Überlegenheit den Kürzeren ziehen. Einmal mehr brillierte Sven Neyer von Beginn weg gegen Jürg Hutter mit präzis angesetzten Durchdrehern am Boden. Mit seinem 9:2-Sieg blieb Einsiedeln seinem Widersacher bedrohlich an den Fersen. In einem packenden Duell feierte Michel Schönbächler nach einigem Pech ein Erfolgserlebnis. Mit einer wuchtigen Souplesse ging er in Front und vermochte diese gegen den immer stärker werdenden Manuell Wittenwiler hauchdünn mit  6:5 zu verteidigen. Mit dem ausgeglichenen Pausenstand von 9:9 hatten wohl nur die kühnsten Optimisten gerechnet.
Starker Finish

Roger Fuchs trat nach einer zweijährigen Wettkampfpause auf die Matte und geriet gegen Sandro Moser bald einmal in Schieflage. Aus einer ungemütlichen Lage konnte er sich nicht mehr befreien. Im 70-Kilo-Freistil wurde der verletzte Jan Neyer durch René Hensler ersetzt. Da dieser ebenfalls verletzt war, musste er gegen Marc Dietsche forfait geben. Im nächsten Duell sorgte  Bruno Flück gegen den höher eingestuften Mirco Hutter für eine Sensation. Mit einer grossen kämpferischen Leistung lag er 6:0 vorne und putzte in der zweiten Runde seinen Gegner von der Matte.  Sein zweiter Sieg in der höchsten Kampfliga wurde vom Publikum frenetisch bejubelt. Im Duell zwischen Lukas Schönbächler und Fabio Dietsche  war der Rheintaler etwas bissiger und hielt seinen Kontrahenten mit 4:1 nieder. Schade, dass Schönbächler nach wenigen Sekunden eine Viererwertung hinnehmen musste, die nicht mehr wettzumachen war. Im  Knallerkampf des Abends Ringen demonstrierten Yves Neyer und WM-Teilnehmer Steven Graf Ringen  vom Allerfeinsten. Neyer, der nach seiner Verletzung erst sein drittes Duell bestritt, gelang eine Leistungsexplosion. Nachdem der Gast 2:0 in Führung ging, riss Neyer das Geschehen immer mehr an sich und erwischte seinen Widersacher mit einem herrlichen „Fussfeger“, womit er die Zuschauer von den Sitzen riss.  Der    Unterschied der beiden Teams war nicht mehr so gross wie in der Vorrunde (29:9) und deutet auf eine Leistungssteigerung der Ringerriege Einsiedeln hin. Der Kampfgeist und der Willen stimmten jedenfalls, was bedeutungsvoll ist. Sie zeigen das, was sie eigentlich könnten und wozu sie fähig wären.

ringen_neyer ringen_freude

Resultatübersicht:
57 kg:     Patrick Dähler – Andreas Bleiker 4:0
61 kg:    Dany Kälin – Christoph Wittenwiler 0:4
65 kg:    Michel Schönbächler – Manuel Wittenwiler 2:1
70 kg:    René Hensler – Marc Dietsche 0:4
74 kg:    Lukas Schönbächler – Fabio Dietsche 1:2
74 kg:     Yves Neyer – Steven Graf 4:0
80 kg:    Bruno Flück – Mirco Hutter 4:0
86 kg:    Roger Fuchs – Sandro Moser 0:4
97 kg:    Sven Neyer – Jürg Hutter 3:1
130 kg:    Michael Hess – Philipp Hutter 0:3

Einsiedeln – Kriessern 18:19
Schattdorf – Freiamt 18:15
Willisau –    Hergiswil 22:16

1. Kriessern 14 P.
2. Willisau 10 P.
3. Hergiswil 8 P.
4. Schattdorf 8 P.
5. Freiamt 6 P.
6. Einsiedeln 2 P.

Auswärts gegen Willisau
Am nächsten Samstagabend gastiert die Ringerriege Einsiedeln in Willisau. Nach dem Sensationssieg der Ringerriege Einsiedeln in Vorrunde sind die Luzerner gewarnt und wollen sich revanchieren. Für die Einsiedler ist es ein weiterer harter Vorbereitungskampf auf die bevorstehende Barrage, um den Verbleib in der NLA.

„Einsiedeln hat mich total überrascht“

Auf dem Papier ist Kriessern das klar bessere Team. Es musste aber gegen Einsiedeln zittern und kam zu einem überaus glücklichen Sieg.
„Es ist unglaublich. Diese Niederlage ist für uns fast wie ein Sieg“, sagte Einsiedelns Trainer René Buchmann. „Es war wieder ein hartes Stück Arbeit. Das Ergebnis hat gezeigt, dass wir seit der hohen Vorrundenniederlage einen weiteren Schritt noch vorne getan haben. Schade, dass unser Kader so schmal ist und Jan Neyer nicht mittun konnte“, so Buchmann. „Wir werden auch in den nächsten beiden Duellen der Qualifikationsphase voll angreifen.“ Er hofft, dass die personelle Misere bald einmal ein Ende nehmen wird.
Doch Einsiedeln  bleibt weiterhin der Vereinsphilosophie, mit eigenen Ringern zu arbeiten, treu und wird mit eventuellen Verstärkungen finanziell sicher nicht über die Stränge hauen.
Einsiedelns Co-Trainer Stoyan Dobrev sah gewisse Fortschritte seiner Ringer. „Doch das ringerische Manko war bei einigen Ringern auch diesmal nicht zu übersehen.“
Der 30-jährige Bruno Flück freute sich über seinen Überraschungssieg.“Ich konnte die taktischen Vorgaben von Stoyan Dobrev umsetzen und hatte damit Erfolg.“
Hugo Dietsche, Schweizer Ringerlegende und jetziger Trainer Kriesserns meinte:“Wir sind voll gekommen und wollten einen deutlichen Sieg einfahren. Doch meine Ringer hatten nicht mit einem derart harten Widerstand der Einsiedler gerechnet. Wir sind nur mit Glück an der Blamage vorbeigeschrammt. Die Einsiedler verdienen für ihre grosse kämpferische Leistung ein grosses Kompliment.“ Weiter sagte er, dass ihn der Schultersieg von Yves Neyer total überrascht habe. Angesprochen auf den Gewinn Meistertitel hält er fest:“Wenn meine Ringer Meister werden wollen, müssen sie sich noch gewaltig steigern.“

Werner Schönbächler