Kriessern – Einsiedeln am Samstagabend

Ringerriege Einsiedeln muss wohl weiter unten durch

Wenn der Tabellenführer das Schlusslicht empfängt, ist die Favoritenrolle wohl eindeutig Ersterem zugewiesen. Das ist zwischen Kriessen und Einsiedeln nicht anders, obschon der Tabellenplatz allein keinen Match gewinnt.  

W.S. In Kriessern, dem kleinen Bauerndorf im sankt-gallischen Rheintal, ist die Welt derzeit in Ordnung. Ringen funktioniert bestens. Die Zuschauer strömen in die Mehrzweckalle wie in den 80-er-Jahren bei der Partie gegen Einsiedeln. Damals zog diese Begegnung 1’000 Zuschauer an und endete nach einer hochstehenden Darbietung mit einem 20:19 für das Heimteam. Der Hinkampf endete mit 19:15 für Einsiedeln. Wie ist das möglich, dass der Unterschied dieser beiden Teams gegenwärtig so gross ist? Seit der Einführung der Playoffs sind alle Aufsteiger früher oder später gescheitert. Martigny, Sense und Brunnen sind abgestiegen und fühlen sich in der NLB wohl. Einsiedeln ist nach dem Aufstieg vor drei Jahren das Schlusslicht und kämpft nicht nur gegen den Abstieg. Und noch schwieriger ist es, die Mannschaft zusammenhalten zu können. Die grossen Klubs versuchen immer wieder Talente abzuwerben.  Was läuft da schief? Sind die «Kleinen» zu wenig schlau? Nein. Es ist wie ein böser Fluch. Salopp gesagt: Es fehlt das Geld, um zu den Grossen aufschliessen zu können. Weiter profitieren von der Einführung der Doppellizenzen die vier besten Teams am meisten. Da wäre das System des kanadischen Eishockeys ein Segen. Hier darf zuerst das schlechteste Team  der  letzten Saison wählen, um die Kräfte innerhalb der Liga auszugleichen. Das würde dem Schweizer Ringsport nur gut tun. Es gibt NLB-Teams, die gar nicht aufsteigen wollen und es wirtschaftlich besser als in der höchsten Kampfklasse haben.

Nicht zu beneiden

Trotz der nicht einfachen Lage ist Einsiedelns Trainer René Buchmann seiner Devise treu geblieben und setzt auf eigene Leute. Wohl auch gezwungenermassen. Dennoch gibt er sich trotz der Negativserie von sieben Niederlagen nicht ratlos und nervös. Er arbeitet seit 13 Jahren in Einsiedeln und war vor Saisonbeginn recht zuversichtlich. Ist man zu sorglos in die Saison gestiegen? «Der krankheitsbedingte Ausfall von Lukas Schönbächler unmittelbar vor Beginn der Mannschaftsmeisterschaft war für uns alle ein Schock. Als die Verletzungshexe auch noch Yves Neyer erwischte, existierte das Gewicht bis 74 Kilogramm nur noch auf dem Papier.» Doch Buchmann ist ein charismatischer Trainer, der keine Ausreden sucht, sondern einfach erklärt, dass man im Nachhinein immer klüger ist und spricht damit die fehlenden Verstärkungen an. Damit erweist er sich als sympathischer Trainer. Die wahre Grösse eines Sportlers oder Trainers erkennt man eben oft erst nach einer Niederlage. Wichtig ist jetzt, dass er im Hinblick auf die beiden Abstiegskämpfe gegen den NLB-Meister die richtige Ringerphilosophie für seine Wettkämpfer findet – und nicht darüber jammert, dass sie zu viele Verletzte haben, um gewinnen zu können. Gegen Kriessern spielt nun mal Triumph (Playoffs) oder Scheitern (Abstiegsbarrage) wirklich keine Rolle mehr.

Die Rheintaler wollen natürlich die Punkte auf dem Berg behalten und die Qualifikation auf dem ersten Platz abschliessen. Kriessern ist momentan eine zu hohe Messlatte für Einsiedeln und natürlich klarer Favorit. «Vor eigenem Publikum, werden sie von der ersten Sekunde bereit sein und Gas geben», glaubt René Buchmann.

Der Beginn in der Mehrzweckhalle Kriessern ist auf 20 Uhr angesetzt.

 

Werner Schönbächler