Hergiswil – Einsiedeln 30:10

Ringerriege Einsiedeln war phasenweise wie ein Motor ohne Öl

Für die Ringerriege Einsiedeln ist nach dem Sensationssieg gegen Willisau wieder der Alltag eigekehrt. Die Napfringer zeigten ihrerseits Muskeln und deklassierten Einsiedeln mit 30:10.
W.S. Wer das Resultat ansieht, der kommt zum Schluss, dass die Ringerriege Einsiedeln von Hergiswil von der Matte gefegt wurde. Das ist aber nicht ganz richtig. Einsiedeln konnte einzelne Begegnungen offen gestalten. Dann kommt allerdings das grosse Aber. Wenn man mögliche Punktegewinne nicht macht, kommt eben die Retourkutsche. Das nervt. Über weitere Gründe brauchte Trainer René Buchmann nicht lange zu grübeln. „Wenn wir nur einmal in Top-Besetzung antreten könnten.“ So standen die beiden verletzten Yves Neyer und Patrick Dähler nicht zur Verfügung. Nicht zuletzt wegen dieser dünnen Personaldecke, die immer wieder zu Mannschaftsumstellungen führt, zollte man letztlich so deutlich Tribut. Das Potenzial von Leistungsträgern ist mit Nachwuchsleuten in der höchsten Kampfklasse einfach nicht zu kompensieren.
Missratener Start
Die Gastgeber waren von Beginn weg dominant. Im Eröffnungskampf unterlag Dany Kälin im Leichtgewicht Patrick Rölli entgegen den Erwartungen durch technische Überlegenheit mit 18:2 Punkten. Daraufhin kam es im Schwergewicht zum Duell zwischen den beiden ungeschlagenen Akos Korica und Sven Neyer. Die beiden lieferten sich einen Abnützungskampf auf Augenhöhe. Letztlich unterlag Neyer mit 5:1. Im 61-Kilo-Greco war Lorenz Schönbächler ebenfalls nur zweiter „Sieger“. „Als 17-Jähriger hat er aber den mehrfachen Schweizermeister Thomas Wisler bei seiner technisch überhöhten Niederlage so richtig herausgefordert“, freute sich Trainer René Buchmann über seinen Schützling. Michael Hess, der nach seiner zugezogenen Kopfwunde wieder einsatzfähig war, geriet gegen den Klasseringer und eidgenössischen Kranzschwinger Martin Suppiger bald einmal in Rückstand. Er fand kein erprobtes Mittel für eine technische Wertung. Die Begegnung zwischen Jan Neyer und David Wisler schien offen zu sein. Doch Neyer diktierte seinen Kontrahenten zusehends klarer und feierte einen hohen 21:3-Sieg. Damit brachte er sein Team bei Halbzeit auf 15:6 heran, womit  wenigstens noch etwas Brisanz übrig blieb.  ringen_hess
Versöhnlicher Abschluss
Nach der Niederlage gegen Schattdorf vor einer Woche war Hergiswil gewarnt. Die Napfringer wollten es diesmal besser machen. Sie zeigten in der Folge schlicht und einfach einen grossen Match.  Bruno Flück, der zwar eine  kämpferische Leistung bot, unterlag Julius Kurmann, der ihm zusehends den Schneid abkaufte, mit  7:0.  Doch dann gab es auf Einsiedler Seite immer mehr Schatten als Licht. Wer zwischen Michel Schönbächler und dem  Internationalen Patrick Stadelmann einen hochstehenden Fight erwartet hatte, lag völlig daneben. Der Einheimische fegte Schönbächler mit wuchtigen Angriffen gleich mit 18:0 von Matte, was für Einsiedeln der entscheidende Nackenschlag war.  Raphael Kaufmann hatte Andreas Burkard jederzeit im Griff, sodass es eine weitere Niederlage absetzte. Und es kam noch trister für Einsiedeln. Tim Zehnder blieb gegen den erprobten NLA-Wettkämpfer Martin Grüter chancenlos. Am Schluss sorgte Lukas Schönbächler mit seinem Punktesieg gegen den unbequemen Patrick Kunz noch für etwas Ergebniskosmetik. Einsiedeln war ein inferiorer Gegner und hat nicht sein bestes Ringen abrufen können. Wenn Einsiedeln wieder punkten will, wird das aber nötig sein. Sonst dürfte es wirklich schwierig werden.
„Wenns läuft, dann läufts“, trifft auf Hergiswil zu. Da Team lieferte unter ihrem neuen Trainer Olaf Brand seinen bisher besten Auftritt. „Ich spüre, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagte der Ostdeutsche.
„Trotz der Niederlage konnte ich sehen, dass sich die jungen Ringer entwickeln und sich immer besser an den höheren Rhythmus gewöhnen“, stellte René Buchmann fest. Doch Einsiedeln hat neben der fehlenden ringerischen Qualität immer wieder mit „eckigen Problemen“ zu kämpfen. Das geht in  der NLA halt ins Auge. Dennoch lässt sich Buchmann nicht verunsichern.“Wir wissen, wie es ist, wenn man sich nach hinten orientieren muss“, hält er fest. Ob das nicht eine gefährliche Selbstsicherheit ist, wird sich Ende der Mannschaftsmeisterschaft zeigen. Letzte Saison ging die Rechnung ja gerade noch auf.
Die Einsiedler Ringer müssen, trotz des schmalen Kaders, weiterhin bereit sein, alles aus sich herauszuzupfen, um zählbares Kapital schlagen zu können. Sicher kein Ding der Unmöglichkeit, wenn die Ringer an sich glauben. „Wir müssen jetzt einfach da durch“, betont René Buchmann und ergänzt:“Wenn die Verletzten zurück sind, haben wir ein anderes Team. Jene Ringer, welche jetzt diese schwierige Phase durchstehen, werden bestimmt einen Schritt nach vorne machen.“
Resultatübersicht:
57 kg:    Patrick Rölli – Dany Kälin 4:1
61 kg:    Thomas Wisler – Lorenz Schönbächler4:0
65 kg:    David Wisler – Jan Neyer 1:4
70 kg:    Patrick Stadelmann – Michel Schönbächler 4:0
74 kg:    Martin Grüter – Tim Zehnder 4:0
74 kg:    Patrick Kunz – Lukas Schönbächler 1:3
80 kg:    Raphael Kaufmann – Andreas Burkard 3:1
86 kg:    Julius Kurmann – Bruno Flück 3:0
90 kg:    Martin Suppiger – Michael Hess 4:0
130 kg:     Akos Korica – Sven Neyer 2:1

Hergiswil – Einsiedeln 30:10
Kriessern – Schattdorf 20:18
Willisau – Freiamt 24:12

Tabelle:
1. Kriessern 10 P.,
2. Hergiswil 6 P.
3. Willisau 4 P.,
4. Schattdorf 4 P.,
5. Freiamt 4 P.,
6. Einsiedeln 2 P

Heimmatch gegen Freiamt
Am nächsten Samstagabend wird zur Rückrunde gestartet. Einsiedeln trifft vor eigenem Publikum auf den letztjährigen Meister Freiamt, der um den Einzug in die Playoffs zittern muss. Da sich die Aargauer keinen Ausrutscher mehr leisten dürfen, werden sie gegen Einsiedeln mit der bestmöglichsten Formation antreten. Mehr Einzelheiten sind der Freitagsausgabe zu entnehmen.

Werner Schönbächler