Halbfinal-Hinkampf: Ringerriege Einsiedeln verliert mit 14:22 gegen Kriessern

Einsiedeln hielt bis zum achten Kampf ausgezeichnet mit  

Die Ringerriege Einsiedeln verlor zwar gegen einen übermächtigen Gegner, doch forderten sie dem Gegner alles ab. Die Rheintaler mussten für ihren Sieg alles auf eine Karte setzen.

W.S. Gemeinsam und einträchtig standen Urs Bürgler und Dobrev Stoyan nach dem Kampfende am Mattenrad. Der Chefcoach uns sein Greco-Assistent analysierten die Niederlage im Halbinfal-Hinkampf der Nationalliga A gegen Titelverteidiger Kriessern. Beiden waren sich sicher – das war’s noch nicht für uns. Trotz der ungünstigen Ausgangsposition für den Rückkampf glauben beide noch immer fest an ihre Athleten, das Ding noch zu drehen. Das dürfte allerdings sehr, sehr schwer werden.  


Vor ausverkauften Haus in der mit 870 Zuschauern aus allen Nähten platzenden Sporthalle haben die Einsiedler Ringer bis zur letzten Sekunde gefightet. Es war denn wohl auch eine Mischung aus Trotz und Stolz, mit der die Anhänger die Niederlage quittierten. Fakt ist, dass dem Publikum ein Spektakel geboten wurde, Ringsport auf hohem Niveau. Das sah auch Urs Bürgler, der den treuen und frenetischen Fans für ihre nimmermüde Unterstützung dankte. «Es ist unglaublich, was hier los war. Der Ringsport war in diesem Halbfinal eine grosse Nummer, das war super», befand der Cheftrainer. Es war ein grossartiges Publikum auf beiden Seiten. Oder, ein bisschen exakter gesagt: ein grosszügiges Publikum. Es spürte, dass das Heimteam den unbedingten Support benötigte, um gegen Kriessern einigermassen über die Runden zu kommen. Der Match bot Emotionen, Kampf und Spannung.

Einsiedeln begann stark

Im 57 Kilo Freistil stand Dany Kälin dem Alt-Internationalen Urs Wild, dem Austauschringer von Weinfelden, bei seiner Niederlage (15:0) von Beginn weg auf verlorenem Posten. Im Schwergewicht erwischte Sven Neyer in dieser Saison schon öfter einen miserablen Start. Doch diesmal sah es anders aus. Er überraschte den bisher noch ungeschlagene Ramon Betschart mit wirkungsvollen Bodendurchdrehern und brachte ihn so in die Bedrouille. Nach der Pause verkürzte Betschart das Score, doch hatte er  am Ende hauchdünn mit 6:5 das Nachsehen. Patrick Dähler musste gegen den einstigen Weltklasseringer Gabor Molnar auf die Matte. Der Ungare biss sich bei Dähler die Zähne aus. Beim Stande von 4 : 4 konnte Dähler seinen Kontrahenten am Boden auf die Schultern drehen. Die Stimmung war am Siedepunkt.  Andrii Vishar, Einsiedelns Leihringer von Oberriet, bekam es mit dem Internationalen Philipp Hutter zu tun. Dass der über zehn Jahre ältere Ukrainer noch immer Klasse hat, unterstrich er mit einer taktischen Meisterleistung, die zu einem 6:0-Sieg führte. Im Kampf 65-Kilo-Freistil zwischen Jan Neyer, der einige Kilos abhungern musste, und Dominik Laritz, dem Ringerexperten eine grosse Laufbahn voraussagen, hatte Laritz das bessere Ende auf seiner Seite. Neyer begann zwar mutig und führte nach der ersten Runde mit 6:5. Obschon Schönbächler hellwach blieb, konnte er die Punkteniederlage (20:6) nicht abwenden.

Damit lag Einsiedeln bei Halbzeit mit 10:8 völlig überraschend in Führung.

Einsiedelns Widerstand

Greco-Spezialist Damian Dietsche erwischte Matthias Käser nach einem kurzen Geplänkel eiskalt mit einem Hüfter wie im Bilderbuch. Im Knallerkampf zwischen Michel Schönbächler und David Hungerbühler wurde den Zuschauern grifftechnisch ganz grosse Kino geboten. Nach einer schnellen 8:0-Führung des Rheintalers griff Schönbächler postwendend aus. Am Ende hatte allerdings der Rheintaler die Nase mit 12:8 vorne. Dank dieses knappen Ausganges blieb es weiter spannend. Das Freistil-Duell zwischen Andreas Burkard und Tobias Betschart stand über weite Strecken auf gleicher Augenhöhe. Beide Athleten schenkten sich nichts und kämpften bis zur völligen Erschöpfung. In der Schlussphase behielt Burkard mit 7:4 das bessere Ende. Die beiden letzten Kämpfe mussten beim Stand von 13:15 die Entscheidung bringen. Yves Neyer, der nach seiner langen Verletzungspause noch nicht zu seiner alten Stärke zurückgefunden hat, verlor gegen den ausgezeichnet eingestellten Marc Dietsche mit 10:2, womit die Würfel gefallen waren.  Im letzten Duell hatte der junge Bennauer Tim Zehnder dem einstigen Weltklasseringer Sergiy Sirenko nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen und unterlag technisch überhöht.

Voller Leidenschaft alles gegeben und aus sich herausgeholt. Doch es reichte nicht. Kriessern erwies sich als kompakteres Team, das mit Klasseringern gespickt war. «Der eine oder andere Kampf hätte ein bisschen besser für uns laufen können», befand Trainer Urs Bürgler. Von einer Vorentscheidung gegen Einsiedeln will er noch nichts wissen. «Wenn der eine oder andere Fight am nächsten Wochenende etwas glücklicher für uns läuft, dann liegt noch einiges drin.»

Sein Antipode Hugo Dietsche sagte: «Für diesen Sieg mussten wir hart arbeiten. Einsiedeln hat uns das Leben schwer gemacht.»

Die Einsiedler Ringer haben sich insgesamt anständig aus der Affäre gezogen und mit dem Support der Anhänger verwandelten sie die Sporthalle in einen Hexenkessel. Und selbst wenn Einsiedeln ausscheiden sollte – das Team gehört im Ringsport zu den Top 4 der Schweiz. Dem gibt es nicht mehr viel hinzufügen. Doch glücklich machen eben doch nur die Siege.

Resultatübersicht:

57 kg:     Dany Kälin – Urs Wild 0:4

61 kg:     Patrick Dähler – Gabor Molnar 4:0

65 kg:     Jan Neyer – Dominik Laritz 1:3

70 kg:     Michel Schönbächler  – Daniel Hungerbühler 4:0

74 kg:     Yves Neyer – Marc Dietsche1:3

74 kg:     Tim Zehnder – Sergij Sirenko 0:4

80 kg:     Andreas Burkard –  Tobias Betschart2:1

90 kg:     Matthias Käser – Damian Dietsche 0:4

97 kg:     Andrji Vishar – Philipp Hutter 3:0

130 kg:   Sven Neyer – Ramon Betschart 2:1

 

Halbinfal: 1. Runde

Einsiedeln Kriessern 14:22

Willisau – Freiamt 21:14

 

Rückkampf in Kriessern

W.S. Nach der 14:22-Niederlage braucht die Ringerriege Einsiedeln im Rückkampf auswärts am kommenden Samstag in Kriessern einen Sieg mit einem Vorsprung von neun Punkten. Ist damit der Traum vom Final wie eine Seifenblase schon geplatzt? Wenn man bedenkt, dass Einsiedeln bei Halbzeit mit 10:8 führte, liegt einiges drin. So schnell gibt sich die Bürgler-Truppe nicht geschlagen. Oder versetzt die Rheintaler Ausnahmemannschaft den Einsiedlern den endültigen Knockout? Fragen, die am nächsten Samstagabend in der Mehrzweckhalle Kriesser beantwortet werden.

 

Werner Schönbächler

 

Werner Schönbächler