Der totale Einbruch nach der Pause
Die Ringerriege Einsiedeln hat auch den Hinkampf gegen das favorisierte Willisau am Ende deutlich verloren. Dennoch gab es einige wenige Hoffnungsschimmer. Nach der Pause schwanden allerdings die Kräfte.
W.S. Der Match zwischen Titelverteidiger Willisau und Schlusslicht Einsiedeln war beileibe kein hochemotionaler Ringerschmaus. Willisau war von Beginn weg bestrebt, schnörkellos und effizient zu ringen, was auch mehrheitlich gelang. Trotzdem entwickelte sich zumindest eine Halbzeit lang eine für die 280 Zuschauer interessante Partie, in erster Linie dank der verbesserten Einsiedler Ringer. Die Mannschaft konnte die Performance aber nicht bis zum Schluss hochhalten und geriet zusehends in Rückstand. Der Widerstand war gebrochen und es fehlte überall etwas.
Auf gleicher Höhe
Im ersten Duell liess Patrick Dähler seine Klasse phasenweise aufblitzen, geriet aber zu Beginn in Bedrängnis und verlor am Ende gegen Abd al Sada Morteda mit 4:2. Dabei rettete allerdings der Schlussgong seinen Gegner vor einer Niederlage. Im Schwergewicht hatte der Internationale Stefan Reichmuth Einsiedelns Austauschringer Bruno Schnyder (Rapperswil) sicher im Griff und siegte nach zwei Minuten technisch überhöht. Dany Kälin, der aus taktischen Gründen eine Gewichtsklasse aufgestiegen war, musste dem starken Timon Zeder einen Überlegenheitssieg überlassen. Eine stark verbesserte Leistung gelang nach seiner Niederlage vor Wochenfrist Sven Neyer, der sich gegen Dominik Bossert immer besser zurecht fand und am Ende nach einigen wirkungsvollen Durchdrehern am Boden mit 13:6 Oberhand behielt. Trotz dieses Siegen konnte er seine Schwäche gegen Hüftangriffe nicht verbergen. Der gegenwärtig ausgezeichnet disponierte Michel Schönbächler hatte am Schluss mit herrlichen Würfen gegen Michael Portmann durch technische Überlegenheit klar die Nase vorne. Bei Halbzeit lag Willisau mit 11:8 vorne.
Kräfte schwanden
Für Stimmung unter den Einsiedler Fans sorgte Andreas Burkard, dem Aufsteiger dieser Saison, der dem höher eingestuften Samuel Scherrer, immerhin Fünfter an den Junioren-Europameisterschaften, einen spannenden Kampf lieferte, an dessen Ende der Gast aber mit 14: 3 verdienter Gewinner war. Eine starke Leistung bot Jan Neyer dem routinierten Kilian Aregger. Nachdem er zur Pause noch mit 6:0 im Hintertreffen lag, drehte er mächtig auf und verlor lediglich mit 11:7. Schade, dass er zu Beginn etwas leichtfertig Punkte liegen liess. Im Gewicht bis 80 Kilogramm kam Bruno Flück mit Andreas Reichmuth überhaupt nicht zurecht, gab in regelmässigen Abständen Punkte und verlor durch technische Überlegenheit. Doch im Gewicht bis 74 Kilogramm, dem eigentlichen Prunkstück von Einsiedeln, fehlten noch immer Lukas Schönbächler und Yves Neyer. Dass Einsiedeln im freien Stil keinen Ringer stellte, gibt zu denken. Wo blieben da die jungen Ringer? Chancenlos blieb Peter Kärcher gegen Roger Heiniger.
«Obwohl wir verloren haben, ist die Stimmung nach wie vor intakt», stellte Einsiedelns Trainer René Buchmann fest. Die Einsiedler stemmten sich so lange wie möglich gegen den hohen mit Internationalen gespickten Favoriten aus Willisau.
Doch erzwang Willisau während der grossen Schwächeperiode in der zweiten Hälfte den Umschwung und konnte den Vorsprung zusehends ausbauen. Dieser Einbruch war nicht mehr korrigierbar, sodass die Gäste die Einheimischen diskussionslos distanzierten. Die letztlich hohe Niederlage ist allerdings zu relativieren. Während der ersten Hälfte trat Einsiedeln keinesfalls wie ein Team auf, das in den letzten acht Partien keinen Punkt mehr gewonnen hat. Was die personellen Alternativen für die verletzten Ringer betrifft, hat René Buchmann überhaupt keine Optionen. «Aber es ist, wie es ist», sagt er gelassen. Sei es wie es wolle – Buchmann ist es einigermassen gelungen, trotz widrigster Umstände, verbunden mit grossem Verletzungspech, Moral und Freude am Leben zu erhalten. Doch vor den beiden Abstiegskämpfen ist nun endgültig die Zeit des Handels gekommen. Zeit für Pröbeleien bleibt nicht mehr lange. Mit Durchhalteparolen dient man der Sache aber nicht mehr. Einsiedeln hat bisher den nötigen Schritt nach vorne nicht gemacht und musste bös unten durch. Schade, einfach schade, für jene Ringer, die voll dabei sind, ihr Bestes geben und in der NLA problemlos mitzuhalten vermögen. Bei einigen fehlt die Bereitschaft, um hier mitmischen zu können. Sie zeigen nicht viel mehr als «Pausenplatz-Ringen».
Resultatübersicht:
57kg: Patrick Dähler – Abd al Sada Morteda 1:2
61 kg: Dany Kälin – Timon Zeder 0:4
65 kg: Michel Schönbächler – Michael Portmann 4:0
70 kg: Jan Neyer – Kilian Aregger 1:2
74 kg: Peter Kärcher – Roger Heiniger 0:4
74 kg: Kein Gegner – Mirco Studer 0:4
80 kg: Bruno Flück – Andreas Reichmuth 0:4
86 kg: Andreas Burkard – Samuel Scherrer 0:4
97 kg: Sven Neyer – Dominik Bossert 3:1
130 kg: Bruno Schnyder – Stefan Reichmuth 0:4
Einsiedeln – Williau 10:28
Schattdorf-Freiamt 11:26
Hergiswil – Kriessen 11:23
Tabelle:
- Kriessern, 16 P., 2. Freiamt 12 P., 3. Willisau 11 P., 4. Hergiswil 11 P. 5. Schattdorf 4 P. 6. Einsiedeln 0 P.
Heimkampf gegen Hergiswil
W.S. Am nächsten Samstagabend schliesst die Ringerriege Einsiedeln die total missratene Qualifikationsphase vor eigenem Publikum gegen Hergiswil ab. Obschon die Napfringer eine turbulente Saison hinter sich haben, stehen sie in den Playoffs. Bei Einsiedeln geht es lediglich noch darum, sich für die beiden Abstiegskämpfe fit zu machen und ein anständiges Resultat herauszuholen.
Werner Schönbächler