Ringerriege Einsiedeln fehlte zum Sieg das nötige Quäntchen Glück
Gut gekämpft, viel Aufwand betrieben, aber viele Chancen nicht genutzt. Die Ringerriege Einsiedeln verliert gegen Hergiswil mit einem anständigen Ergebnis, doch es hätte besser sein können. Die Ausgang stand auf Messers Schneide.
W.S. Wer den Match nicht gesehen hat und nur das Resultat sieht, kommt zum Schluss: Die Ringerriege Einsiedeln hat zwar eine formdidable Leistung gezeigt und letztlich mit viel Pech verloren. Aber es gibt auch die andere Sicht der Dinge. Die Zuschauer haben einen kämpferischen Auftritt der Ringerriege Einsiedeln mit zu vielen Eigenfehlern gesehen, was die Miene von Einsiedelns Trainer René Buchmann nach dem Schlusspfiff verriet. Er musste vom Mattenrand machtlos zuschauen, wie seine Ringer den in Reichweite liegenden Sieg vergaben. Für Hergiswil war es ein zäher, erknorzter Erfolg. Doch im Sport zählt eben am Schluss nur das Ergebnis.
Stoyan Dobrev (vorne, schwarzes TShirt) der serbische Nationaltrainer wurde am letzten Samstag von der Ringerriege Einsiedeln mit einem grossen Dank für seine geleistete Arbeit verabschiedet. Foto: Wädi Kälin
Beginn in Ordnung
So schlecht sind die Ringer gar nicht in den Match hereingekommen. „Sie haben das umgesetzt, was sie konnten“, sagte Buchmann. Schon im ersten Kampf wurde deutlich, dass die Ringerriege Einsiedeln dem Favoriten Paroli bieten wollte. Im Leichtgewicht ging Patrick Dähler gegen Patrick Rölli in Führung und konnte diesen bis zum Schluss mit viel Geschick verteidigen. Verdikt: 8:7-Sieg. Aufgrund dieses knappen Ausgangs begannen die Einheimischen frühzeitig zu realisieren, dass ihnen ein hartes Stück Arbeit bevorstand. Gegen den Klasseringer Martin Suppiger, der auch eidgenössischer Kranzschwinger ist, kämpfte Michael Hess verbissen, unterlag aber mit 16:5, holte damit aber immerhin einen wertvollen Mannschaftspunkt. Es ging weiter nach diesem Muster: Dany Kälin fuhr einen hart erkämpften 9:2-Sieg gegen Julius Unternäher ein. Beider Ringer konnten sich aus gefährlichen Lagen befreien. Dann folgte das Gigantenduell zwischen dem gebürtigen Serben Akos Korica und Sven Neyer. Korica, der erfolgreichste Mannschaftsringer der letzten Jahre, wurde in einem verbissen geführten Duell hart bedrängt. Neyer führte bei Halbzeit mit 2:1, doch wendete sein Kontrahent das Geschehen in der Endphase und kam zu einem glücklichen 3:1-Sieg. Nichts anbrennen liess Michel Schönbächler im Gewicht bis 65 Kilogramm gegen David Wisler. Beide schenkten sich nichts und begeisterten die rund 250 Zuschauer mit tollen Offensivaktionen. Schönbächler konnte sich mit 12:4 durchsetzen und sicherte sich damit seinem Team bei Halbzeit eine überraschende 10:8 Führung.
Besser als auch schon
Bruno Schnyder, der Austauschringer von Rapperswil, musste gegen den erprobten NLA-Kämpfer Raphael Kaufmann antreten. Schnyder leistete beherzte Gegenwehr, doch es war eigentlich nie unklar, wie der Kampf ausgehen würde. Kaufmann holte mit seinem 11:4-Sieg weitere Punkte für Hergiswil. Damit standen die Einsiedler im Zugzwang. Jan Neyer ging in bekannter Manier angriffslustig ans Werk, doch kam er bei Schweizermeister Marco Hodel nicht durch und musste eine Schulterniederlage hinnehmen. Danach lag auf den Schultern der Einsiedler eine grosse Hypothek. Während Hergiswil die Führung zu verwalten versuchte, wollte Einsiedeln zu einer Aufholjagd starten. Das gelang zunächst noch nicht. Bruno Flück lieferte Julius Kurmann einen engen Fight. Flück lag fünf Sekunden vor Schluss noch in Führung. Doch mit einer Zweierwertung gelang es dem Gastringer, das Blatt noch hauchdünn mit 10:9 zu seinen Gunsten zu wenden. Zum Abschluss erreichte die Stimmung ihren Höhepunkt. Lukas Schönbächler kämpfte gegen den favorisierten Martin Grüter beherzt und riss die Führung an sich. Doch sein Widersacher konterte mit der ganzen Cleverness eines alten Hasen und hielt Schönbächler mit 13:9 knapp auf Distanz. Dennoch gab Schönbächler damit einen Motivationsschub für Yves Neyer. Mit seinen gewohnt spektakulären vorgetragenen Würfen liess er Philippe Kunz keine Chance und zog immer mehr davon. Letztlich kam er zu einem vielbejubelten Schultersieg.
Aus Einsiedler Sicht war der Match ein stetes Auf und Ab. Nach guten Phasen folgten gleich wieder schlechte Aktionen. Während einer gewissen Phase haben die Einsiedler eine hohe Qualität bewiesen. Aufgrund des dünnen Kaders ging dem Team aber die Luft manchmal etwas zu früh aus. „Uns fehlte die Konstanz, um Hergiswil in die Knie zu zwingen“, sinniert René Buchmann. Im Hinblick auf die beiden Abstiegskämpfe wird es wohl die primäre Aufgabe von Buchmann sein, die Ringer in ihrem Selbstvertrauen zu stärken. Die Einsiedler Ringer dürfen – trotz der teilweise unglücklichen Niederlagen in der Qualifikationsphase – jetzt ja nicht im Selbstmitleid verfallen und müssen konzentriert weiterarbeiten.
Resultatübersicht:
57 kg: Patrick Dähler – Patrick Rölli 2:1
61 kg: Dany Kälin – Julius Unternäher 3:1
65 kg: Michel Schönbächler – David Wisler 3:1
70 kg: Jan Neyer – Marc Hodel 0:14
74 kg: Lukas Schönbächler – Martin Grüter 1:2
74 kg: Yves Neyer – Philippe Kunz 4:0
80 kg: Bruno Flück – Julius Kaufmann 1:2
86 kg: Bruno Schnyder – Raphael Kaufmann 1:3
97 kg: Sven Neyer – Akos Korica 1:2
130 kg: Michael Hess – Martin Suppiger 1:3
Einsiedeln – Hergiswil 17:19
Schattdorf – Kriessern 17:19
Freiamt – Willisau 17:18
NLB, 1./2. Platz
Brunnen – Oberriet 25:15
Tabelle:
1. Kriessern 16 P.
2. Willisau 14 P.
3. Schattdorf 12 P.
4. Hergiswil 10 P.
5. Freiamt 6 P.
6. Einsiedeln 2 P.
Barrage gegen Brunnen?
Im Auf- beziehungsweise Abstiegskampf dürfte die Ringerriege Einsiedeln wohl auf Brunnen treffen. Der Kantonsrivale besiegte im ersten Duell um den Meistertitel der Nationalliga B vor eigenem Publikum Oberriet überzeugend mit 25 : 15. Diesen Vorsprung dürften die Rheintaler im Hinkampf kaum mehr wettmachen. Das erste Duell der Barrage findet am Samstag, 28. November, in Einsiedeln statt.
Werner Schönbächler