Ringerriege Einsiedeln will etwas besser sein als letzte Saison
In den letzten drei Jahren konnte die Ringerriege Einsiedeln den Ligaerhalt in den Playouts sicherstellen. Diese Saison scheint die Mannschaft zu mehr fähig zu sein.
W.S. Nein. So wie die vergangene Saison soll die kommende nicht werden. Man erinnert sich: Viele Verletzungen schwächten das Team enorm. Die Ergebnisse in der Qualifikationsrunde waren schlecht. Doch in den beiden Playout-Begegnungen konnte sich dann das Team souverän durchsetzen. «Das Ziel war die Mannschaft zusammenzuhalten und wenn möglich punktuell zu verstärken», sagt Einsiedelns Präsident Ruedi Beeler. «Wir wollen wieder attraktives und erfolgreiches Ringen bieten.» Und: «Willisau und Kriessern sind als Favoriten gesetzt. Wir wollen auch dieses Duo jagen. Die ganze Saison lang.» Dafür hat Einsiedelns neuer Trainer Urs Bürgler einiges getan. Drei Absenzen stehen ebenso viele Neuverpflichtungen mit Doppellizenzen gegenüber. Als grosse Verstärkungen dürfen der ehemalige ukrainische Spitzenringer Vishar Andrii, der als Ringerschweizer gilt und bereits Freistilschweizermeister wurde, und Flavio Freuler bezeichnet werden. Letzterer ist ein Greco-Internationaler und stand an diesjährigen Weltmeisterschaften im Einsatz. Sein grosses Können hat er bei Einsiedeln in den letztjährigen Playouts demonstriert. Gespannt ist man den Aufritt des MMA-Fighters Robert Valentin. In diesem wohl härtesten Zweikampfsport zählt der Zürcher zu den zehn besten Kämpfern in Europa. «Dieses Trio wird in Absprache mit ihren Stammklubs allerdings nur punktuell eingesetzt», erklärt Beeler. Von Sense konnte mit Matthias Käser ein vielseitig einsetzbarer Mannschaftsringer nach Einsiedeln transferiert werden. Beeler zeigt sich mit diesen «Einkäufen» mehr als zufrieden: «Wenn man weiss, dass der Ringermarkt total ausgetrocknet ist, sind diese Verpflichtungen ein Erfolg.» Dabei hat Einsiedeln auf Qualität gesetzt. Das Kader wurde nicht total über den Haufen geworfen, sondern einfach ergänzt. Für ihn ist aber auch klar, dass wir weiterhin Nachwuchsringer einzubauen versuchen. «Wer gewillt ist Leistung zu bringen, wird auch berücksichtigt.
Urs Bürgler und seine Entourage sind unter Hochdruck. Den Ringern hat Urs Bürgler diesen noch nicht weitergegeben. Der wird dann von selbst kommen. Die offizielle Zielvorstellung heisst: besser sein als letzte Saison. Es wurde von den Verantwortlichen aber nicht definiert, ob dies auf den Tabellenplatz oder auf die Begegnungen allgemein bezogen ist. Ein Grund für eine Leistungssteigerung gegenüber der letzten Saison könnten auch die jungen Ringer sein. Alle sind wieder um ein Jahr gereift und haben solide trainiert. Mit ihnen dürfte auch der Druck auf die älteren Ringer steigen. Bei der Ringerriege Einsiedeln gibt es bereits in den Trainings so etwas wie Konkurrenzkämpfe innerhalb der Mannschaft, was nur guttun kann. Der zweite Pfeiler, auf den sich das Team in dieser Saison stützen können, ist die grössere Kompaktheit gegenüber dem Vorjahr. Trifft die Ringerriege Einsiedeln das Glück des Tüchtigen und bleiben gravierende Verletzungen aus, darf von Optimisten sogar das Erreichen der Playoffs in den Mund genommen werden. Okay, andere Teams sind vom Papier her wohl noch stärker. Doch bei diesen ist nicht alles Gold, was glänzt. Zwischen Platz vier und sechs dürfte es sehr eng werden. Sogar das totale Zusammenrücken ist möglich. Einsiedeln auf Kosten eines «Grossen» in den Playoffs? Weiss man nie. Schattdorf? Dasselbe. Es ist nämlich alles so eng beieinander.
Mit einem auf dem Papier etwas stärkeren Kader sollte ein Anlauf auf einen sonnigeren Platz als in den letzten drei Jahren genommen werden. Namen sind das eine. Wie eine Mannschaft abschneidet, hängt aber nicht nur von den Namen ab, sondern auch von der Mischung, von der Vorbereitung von Verletzungen und von der Bereitschaft auf der Matte. «Wichtig ist als veschworene Einheit aufzutreten», sagt Beeler, «denn mit der richtigen Einstellung ist vieles möglich. Es sollten wieder etwas grössere Brötchen gebacken werden als die Jahre zuvor. Dennoch ist in der Qualifikationsphase Geduld gefragt.
Wichtig für das Team war ebenso in einem ruhigen Umfeld trainieren zu können. Neben den üblichen Klubtrainings kamen mehrere nationale und internationale Trainingswochende hinzu.
Der Weg zum Meistertitel wird in dieser Saison wohl wieder deutlicher über den Kampf führen. Die Techniker aus Willisau – mit ihrem breiten Kader Favorit Nummer eins – kommen wohl nicht um einen Zweikampf mit den harten «Fightern» aus Kriessern herum. Neben den beiden meistgenannten Favoriten wird wohl Freiamt ein ernstzunehmender Titelanwärter sein. Dahinter könnte eine «Mittelfeldgruppe» mit Hergiswil, Schattdorf und Einsiedeln entstehen, zwei Teams zu viel für die Playoffs. Es fragt sich nun, wer die Kräfte für den Abstiegskampf aufwenden muss.
Fazit: Der Ringerriege Einsiedeln muss man ein bisschen Zeit lassen, aber sie wird kommen und in der NLA eine «anständige» Figur machen. Aus diesen Gründen ist etwas Optimismus durchaus gerechtfertigt. Kein Grund aber, wegen der etwas besseren Ausgangslage den Kopf nun plötzlich allzu hoch halten zu wollen. Kein Grund aber auch, den Kopf in den Sand zu stecken.
Mit einem neuen Trainer auf zu neuen Ufern
Urs Bürgler: «Wichtig im Sport sind Leidenschaft und Freude»
Nach dem Abgang von Trainer-Legende René Buchmann übernimmt Urs Bürgler das Zepter der Ringerriege Einsiedeln. Mit viel Selbstvertrauen, positiven Denken und neuen Verpflichtungen.
W.S. Nach dreizehn Jahren trat der charismatische René Buchmann letzte Saison als Trainer ab. Er hat für den Verein wertvolle Arbeit geleistet. Sein Nachfolger Urs Bürgler schaffte als Ringer den Sprung ins Grecokader und war an ein zwei Olympiaden und mehreren Weltmeisterschaften erfolgreich im Einsatz. Er verstärkte die Ringerriege Einsiedeln zu ihren Glanzzeiten während zweier Saisons. Weiter zählte er im Schwinger zur absoluten Spitze. Der Schaffhauser wohnt seit mehreren Jahren in Lachen und ist beruflich in leitender Funktion tätig. Ein Glücksfall darf seine Verpflichtung als Trainer bezeichnet werden. Die gleiche Funktion übte er bei Oberriet in der NLA aus. Präsident Ruedi Beeler sagt, dass Urs Bürgler bisher «ausgezeichnete Arbeit» geleistet hat. «Er ist ruhig und sachlich in seiner Art, verfügt über die nötigen Ringerkenntnisse und verrichtet ein riesiges Arbeitspensum in seiner Freizeit.» Von den Ringern wird er als sehr gradlinig bezeichnet. Er ist autoritär, aber dennoch ein umgänglicher Typ. Ein geschickter Kommunikator war der 46-Jährige schon immer. In den Trainings wird nicht viel geredet. Für jede Übungseinheit müssen sich die Ringer vorbereiten und bereithalten. Urs Bürgler wird es fast peinlich ab soviel Lob. «Ringen muss einfach aus Freude und Leidenschaft bestehen», sekundär aber auch aus viel Arbeit, Einsatz und Willen.» Diese Einstellung versucht er seinen Ringern mit auf den Weg zu geben. «Ich will sie ringerisch fördern, aber sie auch charakterlich, «einstellmässig», wie er es nennt, weiterbringen. Das sind zwei schwierige Ziele, aber Sportler müssen eben auch lernen, die Messlatte hoch aufzulegen und sie konsequent zu verfolgen. Doch genau wie seine Ringer muss er auch persönliche Ziele haben. «Eines davon lautet, mit seinem Team in der kommenden Saison mit den Gegnern auf Augenhöhe mithalten zu können.» Ein zweites Ziel Bürglers heisst schlicht und einfach, «vorwärtskommen und immer wieder etwas Neues dazulernen.» Er fügt hinzu: «Im Mannschaftssport kann man zwar den Erfolg nicht programmieren, aber so arbeiten, dass man die Voraussetzungen für den Erfolg schafft und nach getaner Arbeit an den Sieg glaubt. Mit einer richtigen Einstellung ist vieles möglich.»
An seine Trainerkarriere denkt er dabei wenig. «Das», sagt er, «ist zurzeit sekundär. Ich nehme die Dinge, wie sie kommen.» Im Moment macht es den Anschein, als ob die «Dinge» bei der Ringerriege Einsiedeln gut kommen. Glaubt man den Auguren, so stehen die Chancen auf einen möglichen Playoff-Rang von Einsiedeln in dieser Saison nicht schlecht. Bürgler selbst mag dies allerdings nicht zu kommentieren.
Ihm zur Seite steht in den Trainings im freien Stil der ehemalige russische Spitzenringer Avis Dzavadov. Voraussichtlich stösst nach den Weltmeisterschaften mit Dobrev Stoyan ein bekanntes Gesicht zur Unterstützung im Greco-Stil hinzu. Der Bulgare ist derzeit noch als serbischer Nationaltrainer im Einsatz. Den Trainerstab ergänzen Urs Kälin und Raphael Gubler im konditionellen Bereich.
Das Kader:
Dany Kälin, Kay Neyer, Patrick Dähler, Jan Neyer, Lukas Schönbächler, Flavio Freuler, Michel Schönbächler, Robin Zehnder Andreas Burkard, Yves Neyer, Sven Neyer, Michael Hess, Vishar Andrii, Robert Valentin, Matthias Käser
Doppellizenzen:
Vishar Andrii (Oberriet/Einsiedeln), Flavio Freuler (Oberriet/Einsiedeln), Robert Valentin (Zürich/Einsiedeln), Lukas Schönbächler (Einsiedeln/Zürich), Robin Zehnder (Einsiedeln/Tuggen), Kay Neyer (Einsiedeln/Tuggen)
Transfers von Einsiedler Ringern:
Cyrill Kälin (Zürich), Daniel Weibel (Zürich), Lars Neyer (Oberriet), Daniel Inderbitzin (Oberriet), Bruno Flück (Oberriet)
Transfers nach Einsiedeln:
Matthias Käser (Sense)
Termine:
- September: Einsiedeln – Hergiswil
- September: Kriessern – Einsiedeln
- September: Einsiedeln – Schattdorf
- September: Einsiedeln – Freiamt
- Oktober: Willisau – Einsiedeln
- Oktober: Hergiswil – Einsiedeln
- Oktober: Einsiedeln – Kriessern
- Oktober: Schattdorf – Einsiedeln
- November: Freiamt – Einsiedeln
- November: Einsiedeln – Willisau
Werner Schönbächler