Am Samstagabend beginnen die Playoff-Halbfinals mit den besten vier Teams. Obschon bei Einsiedeln mehr als die halbe Mannschaft verletzt ist, stellt sie sich dem Kampf gegen Willisau.
W.S. Am letzten Samstagabend ging die Qualifikation der Mannschaftsmeisterschaft zu Ende. Dabei erlebten die Einsiedler Ringer einen rabenschwarzen Abend. Neben der Kanterniederlage wurde die Verletztenliste noch grösser. So erwischte es neu Jan Neyer und Jan Walker. Die Enttäuschung war im ersten Moment so gross, dass die Teilnahme an den Playoffs in Frage gestellt wurde. Denn in diesem Wettbewerb braucht es eine kompetitive Mannschaft. Trotz der ungünstigen Voraussetzungen haben sich die Verantwortlichen durchgerungen, sich dem Kampf am Samstag zu stellen. Sportlich hat die Mannschaft in den bisher zehn Runden die Erwartungen erfüllt und teilweise begeisternde Kämpfe geboten. Warum nun die selbstkritischen Töne vor den Playoffs? «Wir hatten in der Rückrunde immer wieder mit verletzungsbedingten Ausfällen zu kämpfen, wie ich dich dies noch nie erlebt habe», sagt Einsiedelns Ringer Sven Neyer, der bereits zum achtzehnten Mal die Mannschaftsmeisterschaft bestreitet. Nicht zu beneiden ist Trainer Urs Bürgler, der trotz dieser Widrigkeiten versucht, eine Mannschaft «zusammenzubasteln».
Willisaus Qualität
Auf Einsiedeln wartet im Hinkampf des Halbfinals ausgerechnet Meister Willisau. Wohl kein anderes Team ist so breit besetzt wie die Luzerner. Verletzungen können sie praktisch in allen Gewichten problemlos kompensieren. Der Quali-Sieg belegt diese Ausnahmestellung in der Liga. Doch auch die Willisauer wissen, dass dies in den Playoffs nichts mehr zählt, da beginnt wieder alles von vorne. Sowohl im Halbfinal als auch im möglichen Final sind die Willisauer in der Favoritenrolle. Der Meister musste zwar in der Quali gegen Einsiedeln eine Niederlage einstecken. Diese wurde aber später am grünen Tisch in einen Sieg umgewandelt. Doch Willisau hat in der Rückrunde zur Konstanz zurückgefunden und ist durchmarschiert. Im Gegensatz zu Einsiedeln können sie die Aufgaben auf mehr Schultern verteilen und haben deshalb mehr Luft. «Die Anzahl Kaderringer und die Saisonbilanz sprechen sicher nicht für uns», erklärt Sven Neyer. Dennoch Einsiedeln hat in dieser Saison einiges erreicht, egal wie die Playoffs noch weitergehen.
Andere Gesetze
Es gibt im Sport die verrücktesten Geschichten, die derart schwer zu erklären sind, dass man meist nur ein Wort findet: Wunder. Die Einsiedler Ringer brauchen so etwas wie ein Wunder, um gegen Willisau erfolgreich zu sein. Auch wenn Willisau als Favorit gehandelt wird, muss es diese Rolle immer zuerst erfüllen, egal wie der Ausgang ist. Der Druck lastet auf den Schultern der Gäste, sie müssen gewinnen. «Für uns ist es eine Ehre, dass wir in den Playoffs wieder dabei sind», sagt Sven Neyer. Es ist ja keineswegs selbstverständlich, dass Einsiedeln unter den besten vier Ringerteams des Landes ist. Dass Playoffs im Vergleich zur Qualifikation oft eigene Gesetze haben, ist nicht eine neue Erkenntnis. Sie verlaufen nicht immer «nach Plan». Als bestes Beispiel dient das Jahr 2018, als sich Kriessern überraschend gegen Willisau im Final nach drei Partien durchsetzen konnte. Ein Jahr später scheiterte Einsiedeln im Halbfinal gegen Willisau nur mit zwei Punkten Differenz. Doch für einen Sieg müsste Einsiedeln diesmal einen Sahnetag erwischen. Realistisch gesehen wird es sehr schwierig, erfolgreich zu sein. Es wird Kämpfe geben, in denen viel Feuer drin ist.
Die Einsiedler Ringer hoffen bei dieser Herkulesaufgabe auf zahlreiche Unterstützung zählen zu können. Von Willisau ist ein Grossaufmarsch zu erwarten. Der Beginn in der Sporthalle Brüel ist auf 20 Uhr angesetzt. Siehe Inserat.
Werner Schönbächler