Swiss Winforce League: Willisau – Einsiedeln 24:14

Die Ringerriege Einsiedeln gab alles – es war aber am Schluss zu wenig: Mit zehn Punkten Differenz verloren sie gegen den amtierenden Meister. Die Einsiedler entschieden vier von zehn Duellen zu ihren Gunsten.

W.S. Es waren laute, euphorisierende Momente von Willisau nach dem Sieg. Doch Einsiedelns Teams spürte trotz der Niederlage: Wir haben etwas geleistet. Denn: Alles deutete auf einen hohen Sieg von Willisau hin. Doch Einsiedeln konnte die Unbill gegen den Serienmeister immer wieder wegstecken und den Schaden in Grenzen halten. Das Team benötigte zwar einige Zeit, bis es in die Gänge kam. Den Schlüssel für den frühen Vorsprung, denn sich die Einheimischen zu erarbeiten begannen, lag in der grossen Ausgeglichenheit. So haben sie schnell einmal den Braten gerochen.

Spannender Beginn

400 Zuschauer pilgerten in die topmoderne Sporthalle Willisau. Eine noble Geste des Einsiedler Volleyballclubs: Während ihres Trainingslagers im Grafenstädtchen unterstützten sie die Einsiedler Ringer bei ihrer nicht leichten Aufgabe.  Das Heimteam versuchte nach dem gelungenen Auftakt daheim einen weiteren Sieg einzufahren. Wie schon zum Saisonauftakt haderte Einsiedeln weiter mit Verletzungspech. Diesmal waren Jan Neyer und Sascha Schmid nicht einsatzbereit.  

Nicht optimaler Auftakt

Zum Auftakt lieferten sich Florian Bissig und Dany Kälin anfangs einen offenen Kampf. Kälin ging schnell einmal in Führung und holte gegen das grosse Nachwuchstalent einen 6:3-Sieg. Zumindest in der ersten Runde verlief das Duell zwischen Kaderringer Delian Alishahi, einem gebürtigen Bulgaren, und Boris Illenseer noch ausgeglichen. Doch in der weiteren Folge verlor Illenseer immer mehr den Faden und verlor mit 18:2 technisch überhöht. Voller Tatendrang ging Freistilringer Kay Neyer im Greco gegen den erfahreneren Timon Zeder zur Sache. Am Ende musste er dennoch eine 6:0-Niederlage hinnehmen. Auch wenn Sven Neyer gegen den letztjährigen WM-Dritten Stefan Reichmuth keine eigene Aktion durchbringen konnte, rettete er sich gegen den Profi in die zweite Runde. Nach einem kurzen Geplänkel musste er eine Niederlage durch technische Überlegenheit hinnehmen.  Nach seiner Rippenverletzung stand Lars Neyer mit Lukas Bossert ein sehr erfahrener Ringer gegenüber. Nach Sekunden des Abtastens ging Neyer voll in die Offensive, was ihm eine schnelle 2:0-Führung einbrachte. Er strotzte auch im weiteren Verlauf vor Entschlossenheit, sodass er am Ende im wohl besten Kampf des Abends einen nicht erwarteten 9:5-Punktesieg verbuchen konnte. Zur Pause lag Willisau knapp mit 13:5vorne.

Ringsport vom Allerfeinsten

Der konditionsstarke Mathias Käser agierte mit kluger Taktik gegen Daniel Häfliger. Immer wieder gelang es ihm, seinen Kontrahenten von der Matte zu bugsieren und damit fleissig Punkte zu sammeln. Mitte der zweiten Runde stand sein technisch überhöhter Sieg fest.  Michel Schönbächler verteidigte sich gegen den körperlich sichtlich überlegenen Roger Heiniger ausgezeichnet und stemmte sich mit allen Mitteln gegen Punktewertungen. Auch wenn er am Ende mit 9:4 unterlag, brachte er einen Mannschaftszähler ins Trockene. Andreas Burkard erwies sich einmal mehr als sicheren Wert und zeigte technisch wirkungsvolle Aktionen, was der passiv eingestellte Mansur Mavlaev immer mehr zu spüren bekam und mit 11:2 deutlich den Kürzeren zog. Vor den beiden letzten Begegnungen war die Partie beim Stande von 17:13 noch völlig offen. Doch mit den Gebrüdern Portmann hatte Willisau noch zwei Trumpf-Asse in den Ärmeln. Yves Neyer versucht sich nach einer über zweijährigen Verletzungspause mit mehreren Knieoperationen langsam heranzutasten. Dabei bekam er es mit Tobias Portmann, der zu den hoffnungsvollsten Freistilern der Schweiz zählt, zu tun. Die Auseinandersetzung verlief zumindest in der ersten Runde ganz nach dem Geschmack des Publikums und beinhaltete alles, was den Ringsport so spannend macht. Nachdem Neyer mit 2:0 in  Führung ging, war sein Widersacher auf der Hut und übernahm immer mehr das Diktat.  In einem offenen Schlagabtausch musste sich Neyer mit 11:2 geschlagen geben, wobei er am Schluss alles riskierte und dabei Punkte abgab.  Trotz dieser Niederlage gelang ihm wie schon eine Woche zuvor eine starke Leistung. Zuletzt blieb Lukas Schönbächler gegen Michael Portmann chancenlos. Gegen die wuchtigen Angriffe fand er keine Abwehrmittel und wurde nach zwei Minuten mit herrlichen Würfen ausgepunktet.

Nach dem Match kamen die Zuschauer wie fast immer nicht an den Einschätzungen «hätte, wenn und aber» vorbei. Aber letztlich hat Willisau trotz starker Gegenwehr verdient gewonnen. Einsiedelns Trainer Urs Bürgler war mit der kämpferischen Leistung seines Teams zufrieden. «Wir haben alles gegeben und dem Serienmeister über weite Strecken eine ausgeglichene Partie geliefert. Das stimmt mich zuversichtlich.»

Insgesamt führte Willisau die etwas feinere Klinge, Einsiedeln war in manchen Situationen zu wenig stichhaltig, um der auf einem beachtlichen Niveau stehenden Partie eine andere Richtung geben zu können. Einsiedeln muss jetzt einfach geduldig bleiben und in Ruhe weiterarbeiten, auch wenn es resultatmässig bisher noch nicht klappte.

Resultatübersicht:

57 kg:         Florian Bissig – Dany Kälin 1:2

61 kg:         Timon Zeder – Kay Neyer 3:0

65 kg:         Lukas Bossert – Lars Neyer 1:2

70 kg:         Roger Heiniger – Michel Schönbächler 3:1

75 kg:         Tobias Portmann – Yves Neyer 3:1

75 kg:         Michael Portmann – Lukas Schönbächler 4:0

79 kg:         Mavlaev Mansur – Andreas Burkard 1:3

86 kg:         Daniel Häfliger – Mathias Käser 0:4

97 kg:         Stefan Reichmuth – Sven Neyer 4:0

130 kg:       Delia Alishahi – Boris Illenseer 4:1

Willisau – Einsiedeln 21:16

Freiamt – Kriessern 26:13

Tabelle:

1. Freiamt 4 P., 2. Willisau 4 P., 3. Einsiedeln 0 P., 4. Kriessern 0 P.

Auswärts gegen Kriessern

Am nächsten Samstag gastiert Einsiedeln beim ebenfalls noch punktelosen Kriessern. Dabei sind spektakuläre Kämpfe auf der Matte garantiert. Die Rheintaler werden vor eigenem Publikum voller Adrenalin in das Duell gehen. Aufgrund der bisherigen Auftritte darf ein enger Kampf erwartet werden. Im Hinblick auf die Playoffs beginnen schon jetzt die Rechenspielchen. Doch davon lassen sich die Einsiedler nicht unnötig unter Druck setzen. Wegen des Schutzkonzepts von Kriessern werden keine Gäste-Zuschauer in die Sporthalle Bildstöckli in Oberriet zugelassen.

Werner Schönbächler