Swiss Winforce League: Willisau – Einsiedeln 19:19

Einsieden sorgten für die Überraschung der Runde

In einem dramatischen Final erreicht Einsiedeln auswärts ein Unentschieden und bleibt damit Angstgegner von Willisau. Im alles entscheidenden letzten Fight behielt Isa Usupov ruhig Nerven und holte das Punktemaximum. 

W.S. 500 Zuschauer waren in die Sporthalle nach Willisau gekommen, um sich dieses in den letzten Jahren so brisante Innerschweizer Derby anzusehen. Das wegen Verletzungen nach wie vor ersatzgeschwächte Einsiedler Team hat gegen den mehrfachen Meister und Titelanwärter Nummer eins nach einer kämpferischen Leistung einen verdienten Punkt geholt. Die Anspannung der beiden Ringer Teams entlud sich erst nach dem letzten Kampf in diesem über weite Strecken ausgeglichenen Fight. Eine Angelegenheit für Ästheten war es sicher nicht, was nach der Bekanntgabe der Mannschaftsaufstellung auch nicht unbedingt erwartet werden durfte. Solche Duelle sind vielfach harzig, es gibt nicht feines, aber kämpferisches Ringen zu sehen, was dem Publikum sichtlich Freude machte. In der Tat: Es wurde ein ringerisches Spektakel geboten. Man spürte von Beginn weg, dass beide Teams etwas reissen wollten.

Einsiedelns starker Beginn

In Gefahr, gegen Einsiedeln wie in den beiden letzten Jahren Federn zu lassen, geriet Willisau bereits in der ersten Halbzeit. Zum Auftakt setzte sich Kay Neyer gegen Florian Meier nach gezielten Angriffen technisch überhöht mit 18:3 durch. Einsiedeln Neuerwerbung Boris Illenseer kämpfte in seinem nicht besonders geliebten Greco-Stil im Schwergewicht verbissen, unterlag nach sechs Minuten dem bulgarischen Klasseringer Delian Alishahi mit 6:1. Er holte trotz der Niederlage einen wichtigen Mannschaftspunkt. Lars Neyer, auch er ein ausgesprochener Freistiler, kommt im Greco immer besser zurecht. Er konnte die Niederlage gegen den erfahrenen Timon Zeder  mit 11:0 in Grenzen halten. Bis 97 Kilogramm hatte Sven Neyer seinen Widersacher Ali Mavlaev bei seinem Sieg durch technische Überlegenheit jederzeit im Griff. Das Duell zwischen Michel Schönbächler und dem Junioreninternationalen Mansur Mavlaev verlief bis zum Schluss hochdramatisch und war an Spannung nicht mehr zu überbieten. In der letzten Sekunde holte Schönbächler eine Zweierwertung und gewann mit 4:3. Beim Stande von 11:8 für Einsiedeln herrschte in der Pause knisternde Spannung. Dennoch glaubten die meisten einheimischen Fans wohl an einen Sieg ihres Teams, da sie gleich mehrere Trumpf-Asse noch in ihren Ärmeln hatten. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.  

Willisaus Aufholjagd

Dass Einsiedelns Ringer aber nicht einfach zwecks Wochenendausflug ins schöne Grafenstädtchen ins Luzerner Hinterland  angereist waren, unterstrichen sie in den Begegnungen der zweiten Hälfte. Sie kämpften mit viel Leidenschaft, Engagement und Biss. Einsiedeln stand wohl unter Dauerdruck, konnte aber immer wieder geschickt Nadelstiche setzen. Doch anfangs gerieten sie bös unter die Räder.  So brachte Lukas Schönbächler gegen den langjährigen Internationalen Joans Bossert keinen Wertungpunkt ins Trockene. Auch sein jüngerer Bruder Lorenz Schönbächler konnte dem zuverlässigen Mannschaftsringer Roger Heiniger nicht viel entgegensetzen und brach nach zwei Minuten ein. Heiniger gelang ein Ausheber nach dem anderen bis zu seinem 15:0-Sieg. Auf Einsiedler Seite musste ein Schaulaufen der Gäste befürchtet werden.

Andreas Burkard und Mirco Moser trugen schon einige Fights auf Augenhöhe aus. Doch diesmal gelang Burkard eine starke Vorstellung. Er nutzte immer wieder die angeordneten Bodenlagen zu seinen Gunsten. Nach der 3:0-Führung in der ersten Runde, punktete er seinen verduzten Rivalen aus und brachte sein Team wieder auf 16:15 heran. Der sichtlich angeschlagene Adrian Mazan tat sich gegen den halb so alten Junioren-Internationale Tobias Portmann schwer. Trotz Schmerzen biss er sich durch den Kampf und konnte eine drohende Niederlage durch technische Überlegenheit abwenden, womit die Gastgeber vor der letzten Begegnung des Abends mit 19:15 vorne lagen.  

Für ein Unentschieden brauchte Einsiedeln das Punktemaximum. Isa Usupov, Einsiedelns Leihringer aus dem Wallis, kämpfte mit dosiertem Risiko und buchte schon beim ersten Angriff eine Viererwertung. Mit herrlichen Bodenrollern und Aushebern kam er zu einem Sieg durch technische Überlegenheit. Errettete damit seinem Teams einen Mannschaftspunkt.

Einsiedelns Trainer Urs Bürgler sprach von einem «grossen Charakter-Unentschieden». Einsiedeln hat bis zuletzt gekämpft und am Ende aus einer schier auswegslosen Lage einen Weg gefunden.

 «Das Team hat gefightet und nie aufgegeben. Diese Einstellung hat mir gefallen.»

Die Einsiedler Ringer und der mitgereiste Anhang feuten sich riesig über das Unentschieden. Das sollte ihnen für die nächsten Duelle ein gutes Gefühl geben. Einsiedeln hat damit gegen Ligakrösus allerdings nicht mehr als die Gesellenprüfung bestanden. Das Team muss weiter hart an sich arbeiten, um nach vorne zu kommen.

Resultatübersicht:

57 kg:                Florian Bissig – Kay Neyer 1:4

61 kg:                Timon Zeder – Lars Neyer 3:0

65 kg:                Mansur Mavlaev – Michel Schönbächler 1:2

70 kg:                Roger Heiniger – Lorenz Schönbächler 4:0

74 kg:                Tobias Portmann – Adrian Mazan 3:0

74 kg:                Yanick Bucher – Isa Usupvo 0:4

79 kg:                Mirco Studer – Andreas Burkard 0:4

86 kg:                Jonas Bossert – Lukas Schönbächler 4:0

97 kg:                Ali Mavlaev – Sven Neyer 0:4

130 kg:             Delian Alishahi – Boris Illenseer 3:1

Willisau – Einsiedeln 19:19

Kriessern – Freiamt 25:13

Schattdorf – Hergiswil 17:20

Tabelle:

1. Willisau 5 P., 2. Freiamt 4 P., 3. Kriessern 4 P., 4 Hergiswil 2 P., 5. Einsiedeln 2 P., 6. Schattdorf 1 P.

Auswärts gegen Freiamt

W.S. Am nächsten Samstag wartet mit Freiamt wieder ein grosses Kaliber auf Einsiedeln. Die Aargauer sind mit zwei Siegen und einer Niederlage in die Saison gestartet und dürften bei der Vergabe des Meistertitels ein gewichtigtes Wort mitreden. Der Kampf findet in der Bachmattenturnhalle in Muri statt. Mehr Einzelheiten sind der Freitagsausgabe zu entnehmen.

Werner Schönbächler