Swiss-Winforce League (NLA): Einsiedeln – Hergiswil 14:22

Einsiedler Ringer trotzten dem Vizemeister eine Halbzeit lang

Die Ringerriege Einsiedeln musste sich zum Auftakt Hergiswil geschlagen geben. Für den Moment war das bitter. Ohne die verletzungsbedingt en Ausfälle zweier Eckpfeiler hätte die Begegnung auch anders ausgehen können.

W.S. Ein Naturereignis. Ja, dieses Wort trifft den Untergang der Ringerriege Einsiedeln am besten. Bei einem Naturereignis gibt es keine Schuldigen. Es ist höhere Gewalt. So lässt sich die Niederlage Einsiedeln am besten erklären. Die «Napfringer» sind in der zweiten Hälfte wie ein Gewittersturm über Einsiedeln hinweggebrannt. Wie ein Naturereignis, für das es nur eine Erklärung gibt: höhere Gewalt. Doch obliegt es dem Chronisten, Fehler vorzuhalten und sie zu benennen. Einsiedeln ist nicht das Opfer von individuellen Fehlern geworden. Das Heimteam hat in der zweiten Hälfte einfach einen kollektiven Zusammenbruch erlitten. Alle sind daran beteiligt. Hier kann sicher kein Einsiedler von der Schuld befreit werden. Und in brenzligen Situationen waren die Gäste ein Spur cleverer. Einsiedeln verlor, trotz einer insgesamt kämpferischen Leistung, mit 14:22. Wäre ein Sieg ohne die beiden verletzten Yves Neyer und Vysher Andrii möglich gewesen? «Mit den beiden Siegringern hätte das Resultat sicher anders ausgesehen», ist Urs Bürgler überzeugt. Ob ein Sieg dringelegen wäre, mag er aber nicht kommentieren.

Überzeugender Neyer

Zum Auftakt unterlag Dany Kälin bis 57 Kilogramm dem körperlich überlegenen Patrick Rölli mit 7:1. Doch dann gab es für Sven Neyer von den 450 Zuschauern «Standing ovations.» Wie er erstmals Schweizermeisterr Martin Suppiger mit Bodenrollern auspunktete, war Extraklasse. Er wurde denn auch zum «Ringer des Abends» gewählt und durfte aus den Händen des Eishockeystars Nino Niederreiter dessen Eishockeybekleidung mit der Nummer 22 von Minnesota entgegennehmen. «Ich war selber überrascht, dass es so leicht gegangen ist, doch hatte ich wirklich einen guten Griff», sagte Neyer. In einem engen Duell unterlag Patrick Dähler gegen Thomas Wisler hauchdünn mit 6:7. Gespannt richteten sich die Augen auf den MMA-Fighter Robert Valentin. Er brachte Joel Ambühl mit einem Hüfter nach wenigen Sekunden in eine bedrohliche Lage, aus der sich sein Kontrahent nur mit viel Glück befreien konnte, ehe er eine keineswegs zwingende Niederlage hinnehmen musste. Dass der Zürcher ein grosser Kämpfer ist, hat der gezeigt. «Das Ringen bildet im Mixed Martial Arts die Grundlage und gibt mir sehr viel.» Nächstens steht für ihn in München ein Kampf um den Europameistertitel auf dem Programm. Erich Lagler holte gegen Raphael Bättig gleich zu Beginn einen deutlich Vorsprung heraus und konnte diesen mit 11:9 knapp über die Zeit retten. Einsiedeln lag bei Halbzeit mit 8:10 in Schieflage.

Hergiswils Express rollte

Neuverpflichtung Matthias Käser blieb gegen den übermächtigen Thomas Suppiger, der erfolgreichste Schweizer Mannschaftsringer der letzten Jahre, chancenlos und unterlag technisch überhöht. Und auch Michel Schönbächler musste gegen Schweizermeister Marco Hodel nach einer intensiven Begegnung mit 5:0 kapitulieren. Schade, dass er keinen zählbaren Wurf zustande brachte. Auf Messers Schneide stand die Begegnung zwischen Andreas Burkard und Raphael Kaufmann. Burkard kam zuerst nicht recht in die Gängen und zog, trotz eines Zwischenspurts, mit 7:4 den Kürzeren . Jan Neyer, der seinen everletzten Bruder Yves ersetzte, sollte zu Beginn gegen den erfahrenen Martin Grüter möglichst wenig Punkte abgeben. Diese Taktik ging vorerst überhaupt nicht auf. Hodel verschaffte sich mit grundsolidem Ringen einen beruhigenden Vorsprung. Dass Neyer zuletzt zu einer Aufholjagd ansetzte, spricht für seine Kondition. Doch musste er sich mit 3:10 geschlagen geben. Dann entzündete der WM-Zehnte Flavio Freuler ein wahres Feuerwerk an hoher Griffkunst und brachte bei seinem Schultersieg gegen Patrick Kunz Stimmung in die Halle. Doch der Schlussspurt kam zu spät und reichte nur noch zu Resultatkosmetik.

Es bleibt zu hoffen, dass die Einsiedler in der Lage sind, die Niederlage wie Strassenstaub aus den Kleidern zu klopfen und wieder ganz von vorne zu beginnen.

 

Resultatübersicht:

57 kg:          Dany Kälin – Patrick Rölli                      1:3

61 kg:          Patrick Dähler – Thomas Wisler                      1:2

65 kg:          Erich Lagler – Raphael Bättig                      2:1

70 kg:          Michel Schönbächler – Marco Hodel                      0:3

74 kg:          Flavio Freuler – Patrick Kunz                      4:0

74 kg:          Jan Neyer – Martin Grüter                      1:3

80 kg:          Andreas Burkard – Raphael Kaufmann                      1:2

86 kg:          Matthias Käser – Thomas Suppiger                      0:4

97 kg:          Robert Valentin – Joel Ambühl                      0:4

130 kg:        Sven Neyer – Martin Suppiger                       4:0  

 

NLA-Resultate:

Einsiedeln-Hergiswil 14:22

Willisau – Freiamt 20:16

Schattdorf – Kriessern 11:27

 

Auswärts gegen den Meister

W.S. Die Ringerriege Einsiedeln hat ein happiges Startprogramm. Nach dem Zweiplatzierten der letztjährigen Mannschaftsmeisterschaft trifft sie in zwei Wochen auf Kriessern. Die Mannschaftsmeisterschaft erfährt wegen der am nächsten Wochenende ausgetragenen Eidgenössischen Nationalturntage in Eschenbach einen Unterbruch.  Aufgrund ihres grossen Kaders wird den Rheintalern die Titelverteidigung zugetraut. Für Einsiedeln geht es wohl darum, den Schaden möglichst in Grenzen halten zu können.

 

Werner Schönbächler