Auf zum Kampf ins Rheintal gegen den
Meister
Einsiedeln gastiert zum Rückkampf bei Meister Kriessern. Die Zielvorgabe für beide Teams kann nur ein Sieg sein.
W.S. Kriessern, ein Dorf kurz vor Österreichs Grenze, pflegt seit Jahrzehnten den Ringkampf und ist dank des unermüdlichen Engagements und der grossen Leidenschaft zu einer Topadresse in dieser Sportart geworden. In diesem beschaulichen Ort ist es meistens ruhig, ausser am Samstagabend, wenn in der altehrwürdigen Mehrzweckhalle ein Ringermatch angesagt ist, dann ist Kriessern hellwach und feuert seine Kämpfer an – manchmal höllisch laut. Es ist ein berüchtigter Hexenkessel. Manchmal müssen die in der meistens proppenvollen Halle die Füsse einziehen, damit die Kämpfer ihnen nicht drauffallen. Das Entscheidende ist hier der geradezu familiäre Zusammenhalt. Der Verein hat einige Parallelen zu Einsiedeln. Er wird ehrenamtlich getragen. Viele Helferinnen und Helfer werden für jeden Heimkampf gebraucht, für den Aufbau der Matte, der Zuschauertribüne oder die Bewirtung. Die Vorstände arbeiten ehrenamtlich.
Grosses Kader
Dass die Einsiedler Ringer nach der ärgerlichen Niederlage gegen Hergiswil schnell zur Tagesordnung übergingen, zeigte der Sieg gegen Schattdorf. Aufwand und Ertrag stimmten diesmal. «Dieser Erfolg war für uns enorm wichtig», sagt Einsiedelns Trainer Urs Bürgler, «und ich glaube, dass es noch ein bisschen mehr braucht, damit wir gegen Kriessern auswärts erfolgreich sein können.» Das zweitplatzierte Kriessern ist im Gegensatz zu Einsiedeln kein Wackelkandidat für die Playoffs. So ist es halt, man kann das Rad der Liga nicht neu erfinden. Gleichwohl arbeitet man in den Trainings darauf hin, eine Wertsteigerung, eine Qualitätssteigerung bei jedem Ringer zu erreichen.
Für den Erfolg der letzten Jahre ist bei Kriessern Hugo Dietsche verantwortlich. Er war nicht nur ein begnadeter Ringer (Bronzemedaillengewinner an Olympischen Spielen), sondern verfügt auch als Trainer über grosse Fähigkeiten und ist für seine Schlitzohrigkeit bekannt. Bei ihm steht über allem das Kollektiv. Weiter verfügt er über ein grosses Kader. Wenn ein starker Ringer verletzt ist, hat er immer wieder valable Alternativen im Köcher. Weiter gelingt es ihm seit Jahren vorzüglich, junge Ringer ins Team einzugliedern. Was in dieser Saison auffällt. Es wurden bisher fast ausnahmslos Ringer aus den eigenen Reihen eingesetzt. Dietsche versteht es bestens, vorhandenes Potenzial optimal auszuloten.
Schwung mitnehmen
Nach dem Sieg gegen Schattdorf segelt Einsiedeln in der Tabelle nach hinten in ruhigen Gewässern. Wenn sich die Mannschaft nach vorne orientieren möchte, müssen sich die Aktiven auf der Matte allerdings noch steigern. Wichtig dabei ist, dass sie die Auslösung der Angriffe konsequenter durchziehen und die Bodenverteidigung verbessern. Das Obenbleiben in der Rangliste kostet nämlich viel Kraft.
Kriessern wird nach der deutlichen Niederlage gegen Willisau vor eigenem Publikum bestimmt wieder in Bestformation antreten. Dann sind die Rheintaler ungemein stark und können sich eigentlich nur noch selber besiegen. «Einsiedeln ist unberechenbar und für uns ein gefährlicher Gegner, was wir in den letzten beiden Jahren auch schon bitter erfahren mussten», erklärt Dietsche. Dabei dürfte ihm die letztjährige 19:20-Heimniederlage wohl noch in bester Erinnerung geblieben sein. Er fordert von seinen Ringern, dass sie von Beginn weg konsequent auftreten.
Einsiedeln wird diese Herausforderung annehmen und braucht sich vor dem sehr guten und vor allem heimstarken Widersacher wie Kriessern nicht zu verbergen, so ganz nach dem Sprichwort «Angriff ist die beste Verteidigung.» Gegen die Rheintaler wird ein langer Atem nötig sein. Viele Duelle in der Vergangenheit waren hart umkämpft und ganz enge Geschichten. Nun trennt die beiden Tabellennachbarn zwei Punkte. Nicht verwunderlich, dass sich beide Teams zwei Punkte in der Endabrechnungen wünschen.
Der Beginn der Begegnung in der Mehrzweckhalle Kriessern ist auf 20 Uhr angesetzt.
Werner Schönbächler