Swiss Winforce League: Hergiswil – Einsiedeln 10:24

Einsiedeln bodigte Hergiswil auswärts mit 10:24 und löst damit das letzte Playoff-Ticket. Die Einsiedler Ringer zeigten ihren bisher besten Auftritt.

W.S. Wenn die Not am grössten ist, soll man die Hoffnung trotzdem nicht aufgeben. Anlehnend an diese Redewendung ging die Ringerriege Einsiedeln auswärts in den Schlüsselkampf gegen Hergiswil. Beiden Trainern war es gelungen, eine schlagkräftige Mannschaft auf die Matte zu schicken. Von Beginn weg setzten die Einsiedler die Gastgeber vor 500 Zuschauern in der Höhle des Löwen konstant unter Druck und wurden dafür letztlich belohnt. Hergiswil stemmte sich mit aller Kraft gegen die drohende Niederlage und blieb stets gefährlich.

Starker Beginn

Dany Kälin bekam die Angriffe des favorisierten Alexander Golin nach anfänglichen Schwierigkeiten immer besser unter Kontrolle und versuchte selber Akzente setzen. Mit der 0:13-Niederlage konnte er die höchste «Strafe» vermeiden und erfüllte damit gegen den einstigen ukrainischen Weltklasseringer die Aufgabe.  Boris Illenseer dominierte den Kampf im Schwergewicht gegen Yasin Uzun klar. Er liess seinen Kontrahenten nicht zum Zuge kommen und hatte noch sechs Minuten einen 10:1-Sieg zusammen. Im Freistil, 61 Kilo, schulterte Lars Neyer in einem kräftezehrenden Fight den höher eingestuften Patrick Rölli nach herrlichen Brienzerangriffen in der zweiten Runde.

Ähnlich bestimmte zu Beginn sein älterer Bruder Sven Neyer das Duell gegen den Topathleten Thomas Suppiger. Nachdem er in der ersten Hälfte mit 3:0 führte, musste er sich noch mit 8:4 beugen. Für seinen Kontrahenten war es der letzte Kampf nach einer erfolgreichen Laufbahn. David Wisler unterlag wie schon im Hinkampf gegen Michel Schönbächler. Nach der erste Runde lag er noch mit 0:3 zurück.  Mit technisch sauberen Würfen kam er danach immer wieder zu Wertungen und holte einen undiskutablen 14:3-Sieg, sodass Hergiswil mit einer 7:11-Bürde in die Pause ging.

Einsiedeln diszipliniert

Dann gab Andreas Burkard gegen Philippe Kunz von Beginn weg den Tarif durch. Sein Widersacher konnte sich auch in der Verteidigung nicht retten. Bereits in der ersten Runde stand sein Überlegenheitssieg fest. Er brachte damit vier Mannschaftspunkte in trockene Tücher. Dann brachte Martin Grüter die Gastgeber wieder ganz gefährlich auf Kurs. Nach der ersten Runde führte er gegen Jan Neyer mit 6:0. Doch dann kam Neyer richtig auf, ging wie sein jüngerer Bruder Lars mit Brienzern in die Offensive und brachte diese immer mehr durch. Am Schluss gewann er hauchdünn mit 8:6 und sorgte damit für die Überraschung des Abends.

Der diszipliniert agierende Matthias Käser wartete gegen den favorisierten Raphael Kaufmann mit einem soliden Auftritt auf. Dank seiner ausgezeichneten Kondition behielt er nach anfänglichem Rückstand mit 5:2 das bessere Ende. Der 20-jährige Wirtschaftsstudent Isa Usupov liess sich gegen Patrick Kunz diesmal nicht mehr ins Bockshorn jagen und schickte diesen mit technisch sauberen Aktionen mit  12:0 von der Matte. Im letzten Kampf standen sich Adrian Mazan und Manuel Jakob gegenüber.  Mazan übernahm bald einmal das Zepter und spielte seine grosse Erfahrung und Cleverness aus. Am Ende lag er mit 8:5 vorne. Damit gelang ihm die Revanche für die letztes Jahr erlittene Niederlage.

Nach dem Schlusspfiff sagte Einsiedelns Trainer Urs Bürgler: «Man hat klar gesehen, wie positiv und motivierend sich ein guter Start auf die Mannschaft auswirkt. Ich kann mein Team nur loben, jeder hat sich mächtig ins Zeug gelegt und an den Sieg geglaubt.» Als Gewinner durften sich auch die rund 100 mitgereisten Einsiedler Anhänger ansehen, die ihr Team lautstark nach vorne peitschten.

Die Kämpfe verliefen insgesamt spannend – wie schon in der Vorrunde. Die Begegnung hätte durchaus auf beide Seiten kippen können. Einsiedeln hat den Hinkampf unglücklich verloren. Deshalb kann man jetzt wohl von einer ausgleichenden Gerechtigkeit sprechen. Das Team hat kreatives und dynamisches Ringen zelebriert und den taktischen Faden nie verloren. Es war nichts von Schlendrian zu spüren. Einsiedeln überzeugte mit einer Mischung aus Leidenschaft, taktischer Schlauheit und einer klaren Linie. Das war wirklich eine saubere Sache und  kein wildes «Pausenplatz-Ringen». Das Team hat den «Stresstest» bestanden und gegen Hergiswil so richtig Rache genommen.

Die Qualifikation ist damit beendet – zum Glück. Einsiedeln konnte seine wahre Stärke nicht immer zeigen. Letztlich hat das Team aber verdient die Playoffs erreicht und damit das Ziel erfüllt. Es war gegen die stärkeren Teams wesentlich besser aufgestellt als Hergiswil.

Dzavadov ersetzte Bürgler

Einsiedelns Trainer Urs Bürgler war trotz einer drei Tage vor dem wichtigen Match unterzogenen Schulteroperation dabei. Nachdem er die Aufstellung noch selber gemacht hat,  wurde die Mannschaft von Afis Dzavadov gecoacht. Der Russe, der den Ringernachwuchs und die Aktiven im freien Stil trainiert, war mit der Leistung insgesamt zufrieden. Die Ringerriege wünscht seinem Cheftrainer Urs Bürgler eine gute Besserung und eine baldige Rückkehr auf den Trainerstuhl.

Resultatübersicht:

57 kg:     Alexander Golin – Dany Kälin 3:0

61 kg:        Patrick Rölli- Lars Neyer 0:4

65 kg:        David Wisler – Michel Schönbächler 1:3

70 kg:        Martin Grüter – Jan Neyer 1:2

74 kg:        Patrick Kunz – Isa Usupov 0:3

74 kg:        Manuel Jakob– Adrian Mazan 1:2

79 kg:        Raphael Kaufmann – Mathias Käser 1:2

86 kg:        Philippe Kunz – Andreas Burkard 0:4

97 kg:        Thomas Suppiger – Sven Neyer 2:1

130 kg:     Yasin Uzun – Boris Illenseer 1:3

Hergiswil – Einsiedeln 10:24

Freiamt – Willisau 16:23

Schattdorf – Kriessern 14:26

Tabelle: 1. Willisau, 19 P., 2. Kriessern 14 P., 3. Freiamt 12 P., 4. Einsiedeln 8 P., 5. Hergiswil 5 P., 6. Schattdorf 1 P.

Heimkampf gegen Willisau

Die Plätze für die Playoffs sind bezogen und damit auch die Begegnungen bekannt. Einsiedeln trifft auf Willisau und Freiamt auf Kriessern. Alles beginnt wieder bei Null, die Ergebnisse der Qualifikation spielen überhaupt keine Rolle mehr. Für Einsiedeln wird der Halbfinal zu einer Herkulesaufgabe. Der samstägliche Showdown in der Sporthalle Brüel ist haargenau gleich wie vor einem Jahr. Damals siegte Einsiedeln völlig überraschend und verpasste nach der Niederlage im Rückkampf den Final lediglich um einen Punkt. Vielleicht meint es Glückgöttin Fortuna auch diesmal gut mit den Einsiedlern gegen diese Top-Mannschaft. Die Ringer hoffen auf zahlreiche Unterstützung zählen zu können.

Playoff-Halbfinals:

Einsiedeln – Willisau

Freiamt – Kriessern

Werner Schönbächler