Swiss Winforce League: Freimat – Einsiedeln 14:21

Einsiedeln gewann in einem über weite Strecken ausgeglichenen hochklassigen Match auswärts gegen Freiamt und ergatterte damit zwei Punkte.   

W.S. Was für ein Ringer-Kracher! Vor über 350 Zuschauern lieferten sich die beiden Teams einen spannenden Fight. Einsiedeln hat in Muri schon manche Schlacht geschlagen. Und viele mitgereiste Einsiedler Anhänger erinnerten sich wohl an die letzten Begegnungen gegen Freiamt. Man sollte zwar im Sport nie Matches miteinander vergleichen und daraus Schlussfolgerungen ziehen. Aber in diesem Fall geht es.  Einsiedeln kämpfte wie immer beherzt und zeigte grosse Moral. Doch im Gegensatz zu den letzten Partien reichte es endlich wieder einmal zu einem Sieg. Dieser musste im wahrsten Sinne des Worts erduldet werden. 1985 gewann Einsiedeln letztmals auswärts gegen Freiamt mit 19:21. Damals stand mit dem Amerikaner Philipp Lanzatella erstmals ein Ausländer im Ausländer Team.  Beide Teams hatten diesmal die gleiche Ausgangslage. Neben Verletzten mussten sie auf die Doppellizenzringer verzichten. Druck ist scheinbar ein Privileg. Trainer Urs Bürgler setzte auf Ringer, die allesamt ihren Wohnsitz in Einsiedeln haben und hatte damit Erfolg.   

Optimaler Start

Im Leichtgewicht musste sich Kay Neyer gegen Saya Brunner beweisen. Er ging schnell einmal in Führung und hatte seinen unterlegenen Kontrahenten nach zwei Runden mit 14:0 besiegt. Auch die nächste Begegnung blieb bis zum Schluss aufs Messers Schneide. Boris Illenseer buchte gegen Roman Zurfluh gleich zu Beginn eine Viererwertung. Doch der Freiämtler fand in den Kampf zurück, konnte aber den Rückstand nicht wettmachen und unterlag mit 5:2. Was für ein Auftakt für Einsiedeln! Dany Kälin, der diese Saison mit einer Doppellizenz noch für das Team Valais kämpft, bot gegen Flurin Meier eine starke Leistung. Bereits in der ersten Minute brachte er seinen Gegner ins Wanken und kam danach mit einem Hüftwurf zu einem vielumjubelten Schultersieg. Auch die nächste Paarung hatte es in sich. Sven Neyer liess gegen Ainodin Ahmadi nichts anbrennen, führte schnell einmal und kam noch vor Ablauf der ersten Runde mit krachenden Bodendurchdrehern zu einem technisch überhöhten Sieg. Lars Neyer und der Junioren-Internationale Nino Leutert demonstrierten Ringen vom Allerfeinsten. Nach der ersten Hälfte lag der Aargauer mit 4:3 knapp in Führung. Neyer ging darauf volles Risiko ein und wurde dabei immer wieder ausgekontert. Bei seiner 16:3-Niederlage gelang es ihm, einen wertvollen Mannschaftspunkt zu holen. Zur Halbzeit lag Einsiedeln völlig überraschend mit 14:4 vorne, was im Ringsport doch schon eine grosse Hypothek ist. Doch in Anbetracht der Mannschaftsaufstellung durften sich die Einsiedler nicht zu sicher wähnen.  

Einsiedelns Zwischenspurt

Nach der Pause blieb Tim Zehnder gegen Marc Schärer chancenlos und verlor mit 15:0. Auch im nächsten Duell war Freiamt vor einem mitgehenden Publikum nicht mehr zu stoppen. Im Gewicht bis 70 Kilogramm standen sich Michael Bucher und Michel Schönbächler gegenüber. Der körperlich überlegene Bucher schaukelte das hartgeführte Duell mit 3:1 knapp nach Hause. Nach diesen beiden Niederlagen kam der glänzend disponiert gewesene Andreas Burkard gegen Reto Gisler zu einem undiskutablen 10:0-Sieg und liess Einsiedelns Anhang wieder hoffen. Beim Stand von 18:10 fehlte ihnen noch ein Punkt zum Gesamtsieg. Jan Neyer, der sein Comeback gab,  und Nico Küng machten die Sporthalle zu einem Tollhaus. Was die beiden auf der Ringermatte boten, war schlichtweg spektakulär. Dabei sorgte Neyer mit der 1:0-Führung gleich für einen veritablen Überraschungscoup. Obschon sein Kontrahent das Blatt immer mehr zu seinen Gunsten wenden konnte und mit 7:1 das bessere Ende für sich behielt, stand Einsiedelns Gesamtsieg fest. Im letzten Kampf fand Lukas Schönbächler gegen Marc Schärer mit Abwarten die richtige Taktik. Mit zunehmender Dauer zeigte er sein Können, ging mit 3:1 Führung und taktierte geschickt.  Zwischenzeitlich sah es aber aus, ob sein wild angreifender Gegner das Geschehen noch drehen könnte. Doch am Ende gewann Schönbächler hauchdünn mit 3:2.

«Unsere Rechnung ist aufgegangen», bilanzierte Einsiedelns Trainer Urs Bürgler. «Wir haben von Beginn weg an unsere Chance geglaubt und in schwierigen Momenten kühlen Kopf bewahrt.»

Letztlich war Einsiedeln das bessere Team und hat entgegen den bisherigen Begegnungen gegen die Freiämtler mit schnörkellosem Ringen gewonnen. Das Team rückte diesmal keinen Deut von seinen vorgenommenen Prinzipien ab. Die Ringer vermochten die hohe Pace und vor allem die Kaltschnäuzigkeit in der Chancenauswertung durchzuziehen.  Wer die beiden Teams ringen und kämpfen gesehen hat, darf das Schlussfazit eines attraktiven Ringerabends ziehen. Die Ringerriege Einsiedeln der Ausgabe 2019 hat zweifellos das Potenzial zu begeistern. Und das macht Lust auf mehr.

Resultatübersicht:

57 kg:          Saya Brunner – Kay Neyer 0:3

61 kg:          Flurin Meier – Dany Kälin 0:4

65 kg:          Nino Leutert – Lars Neyer 3:1

70 kg:          Michael Bucher – Michel Schönbächler 2:1

74 kg:          Nico Küng – Jan Neyer 3:1

74 kg:          Marc Schärer – Lukas Schönbächler 1:2

79 kg:          Reto Gisler – Andreas Burkard 0:3

86 kg:          Marc Weber – Tim Zehnder 4:0

97 kg:          Ainodin Ahmadi – Sven Neyer 0:4

130 kg:        Roman Zurfluh – Boris Illenseer 1:2

Freiamt – Einsiedeln 14:21

Schattdorf – Willisau 9:31

Hergiswil – Einsiedeln 16:21

Tabelle:

1. Willisau 7 P., 2. Kriessern 4 P., 3. Freiamt 4 P., 5. Hergiswil 2 P., 6. Schattdorf 1 P.

Heimkampf gegen Hergiswil

W.S. Am nächsten Samstagabend gastiert in Einsiedeln die Mannschaft von Hergiswil. Die Napfringer scheinen nach einem Fehlstart mit zwei Niederlagen den Tritt wieder gefunden zu haben. Nach dem Sieg gegen Schattdorf und der mehr als ehrenvollen Niederlage gegen Meister Kriessern zeigt ihre Leistungskurve klar nach oben. Nach einigen Umstellungen und der Aktivierung des einstigen ukrainischen Spitzenringer Alexander Golin ist auch Einsiedeln gewarnt und wird für einen Erfolg alles in die Waagschale werfen müssen. Für Einsiedeln würde ein Sieg eine gute Ausgangslage für das Erreichen der Playoffs bedeuten.

Werner Schönbächler