Einsiedeln empfängt das favorisierte Freiamt zur ersten Runde der Mannschaftsmeisterschaft. Es darf vom Duell zwischen David und Goliath gesprochen werden.
W.S. Wenn einer im Sport auf verlorenem Posten steht, wird das sehr gerne als ein «Kampf von David gegen Goliath» bezeichnet. Das taucht insbesondere im Fussball aber auch bei Interaktionssportarten wie zum Beispiel dem Ringen auf. Und doch scheint der Ausgang nicht zum vorneherein so klar zu sein. Vor allem dann, wenn die Herausforderung für Goliath zur Bedrohung wird. Vom Freiamt als Goliath wird nichts anderes als ein Sieg erwartet. Das Team ist sich darin vollkommen einig, dass der Saisonauftakt auf keinen Fall verpatzt werden darf. Doch Einsiedeln als David kann nur gewinnen. In Einsiedler Kreisen weiss man natürlich, dass sich die Rolle als Underdog auch motivierend auswirken und zu einer starken Leistung antreiben kann. Auch wenn die Situation aussichtslos erscheint, kann Goliath zu Fall gebracht werden. Wie etwa letzte Saison, als Einsiedeln auswärts nach 35 Jahren Freiamt erstmals besiegte. Auch diesmal gibt es keinen Grund vor der Übermacht des Gegners zu erstarren, obschon der Gegner die vermeintlich besseren Karten hat. Trotz der Übermacht von Freiamt sieht Urs Bürgler Gründe, um sich auf den Saisonstart zu freuen. «Nach einem längeren Wettkampfunterbruch wegen der Corona-Pandemie können die Athleten endlich wieder wettkampfmässig auf die Matte gehen. Das ist doch schon etwas.» Beide Teams werden daher bestimmt mit voller Adrenalin in das Duell gehen. Die Aargauer sind neben Willisau und Kriessern eines der dominierenden Schwergewichte im Schweizer Ringsport. Sie standen in den letzten Jahren immer wieder auf dem Podest. Eine wirklich beeindruckende Serie. Letzte Saison musste das Team in drei hochspannenden Finalpartien gegen Willisau nur hauchdünn den Kürzeren ziehen. Damit hatte wohl niemand gerechnet. Das Kader von Freiamt hat es wirklich in sich. Nils und Lars Leutert, Randy Vock, Michael Bucher, Pascal Strebel, Nico Küng und der Russe Magomed Ayskhanov haben allesamt schon Titel auf internationaler Ebene gesammelt. Neben diesen Leistungsträgern haben sie noch weitere Asse im Ärmel. Einsiedeln ist sich der immensen Qualität des Gegners bewusst. «Freiamt ist ein absolutes Brett. Sie sind sehr ambitioniert und wollen den letztes Jahr entgangenen Titel holen», erklärt Urs Bürgler. Er selber schätzt die Aargauer stärker als Willisau ein. Doch hat auch Freiamt eine gewisse Stressbelastung. Einsiedelns Ringer müssen über sich hinauswachsen, um ihnen Paroli bieten zu können. Bei den Kämpfen ist sicher viel Feuer dahinter, was die Leute sehen wollen. Beide Teams dürften zum Auftakt angespannt sein und mit der bestmöglichen Formation antreten.
Fünf Neyer-Brüder?
Doch werden sich bis zuletzt nicht in die Karten schauen lassen. Die Trainer geizen diesbezüglich mit Informationen. Bei Einsiedeln könnte es durchaus sein, dass erstmals alle fünf Neyer-Brüder im Aufgebot stehen. Eine Rarität im Sport. Mit Rechenspielen befassen sich dafür viel mehr die Ringerfans. Es hat aber schon immer einen Reiz gehabt, wenn dem Kontrahenten bereits auf der Waage ein Schnippchen geschlagen werden konnte. Obschon Einsiedeln die Vorrunde nicht besonders liegt, da nicht alle in ihren bevorzugten Stilarten ringen können, ist im Sport immer alles möglich. Einige Athleten müssen wohl einen Stil-Ausflug machen. Einsiedeln muss auf der Matte sehr viel zeigen, um ein achtbares Ergebnis zu schaffen. Sie müssen einfach kämpfen, wie es nur geht.
Einsiedeln wird von Experten zumindest nicht schwächer als im Vorjahr beurteilt. Es wird dem Team eine Steigerung gegenüber dem letztjährigen vierten Platz zugetraut. Wohlwissend, dass man hier weitgehend von Verletzungspech verschont bleiben muss. Dieses unkalkulierbare Risiko kann jedoch jeden Verein treffen und würde Prognosen selbst bei Favoriten über den Haufen werfen.
Die Einsiedler Ringer hoffen, trotz der Schutzmassnahmen auf zahlreiche Unterstützung zählen zu dürfen. Dank diesen ist das Zurück in den Sport überhaupt möglich. Der Beginn ist auf 20 Uhr angesetzt. Siehe Inserat.
Neuer Assistenztrainer für Ringerriege Einsiedeln
Im Hinblick auf die Mannschaftsmeisterschaft ist es der Ringerriege Einsiedeln nach intensiver Suche und vielen Gesprächen gelungen, den Abgang des bisherigen russischen Assistenztrainers Afis Dzavadov durch Alexander Golin zu ersetzen.
In der neuen Saison wird sich bei Einsiedeln nicht nur wegen der Covit-19-Pandemie in der Mannschaftsmeisterschaft einiges verändern. Die Ringerriege Einsiedeln bleibt sich zwar personalmässig beinahe treu. Neben dem Zugang von Sascha Schmid wird der Ukrainer Alexander Golin den bisherigen Assistenztrainer Afis Dzavadov ablösen. Der Russe wurde unter bester Verdankung seiner ausgezeichneten Arbeit während der letzten vier Jahre vor einigen Wochen verabschiedet. Mit Alexander Golin gelang es der Ringerriege Einsiedeln einen starken Nachfolger zu verpflichten. Der 44-jährige Ukrainer war um die Jahrtausenwende als Verstärkung für Freiamt mehrere Jahre als «Söldner» im Einsatz, wo er mit dem jetzigen Einsiedler Coach Urs Bürgler den Meistertitel holte und später das Traineramt mit grossem Erfolg ausübte. Nach einem kurzen Abstecher ins Trainerteam von Willisau war er während der letzten vier Jahre in Hergiswil tätig. Der ehemalige Freistispezialist zählte zu den besten Leichtgewichtlern seines Landes und war auch auf internationaler Ebene erfolgreich. Er kennt den Schweizer Ringsport bestens und weiss, dass es in der Schweiz nur eine Handvoll Profiringer gibt. Er freut sich auf die neue Herausforderung in Einsiedeln und will die Ringer weiterbringen. Wie sein Vorgänger Dzavadov wird er ein besonders Augenmerk auf eine solide Grundtechnik legen. Der Erfolg stellt sich aber bei den Ringern aber nur ein, wenn sie gewillt sind, den nötigen Trainingsaufwand auf sich zu nehmen und Neues hinzuzulernen.
Werner Schönbächler