Freiamt verbuchte gegen Einsiedeln seinen fünften Sieg in Serie. In einer bis zum achten Kampf packenden Partie unterlag Einsiedeln im Finish.
W.S. Viel ausgeglichener hätte die Ausgangslage gar nicht sein können. Erstaunlich war es nicht, dass sich im Rückkampf am Samstagabend vor 560 Zuschauern in der Sporthalle eine spannende Angelegenheit entwickelte. Leidenschaft, Mut, Fleiss und Wille war bei der Ringerriege Einsiedeln nach zwei knappen Niederlagen gegen Kriessern und Willisau ungebrochen. Sie forderte Freiamt fast bis zum Schluss. Ärgern mussten sich die Einheimischen, dass sie wieder nichts Zählbares herausholten.
Nicht alles wunschgemäss
Die erwartungsvollen Zuschauer spürten bald einmal, dass sich die beiden Teams sehr gut kennen. Die Motivation der Ringer war beidseits gut, was zu vielen verbissenen und spannenden Duellen führte. Im Leichtgewicht geriet Kay Neyer gegen Saya Brunner in der ersten Runde mit 6:1 in Rückstand. Er konnte danach aber Kraftreserven freimachen und den Vorsprung seines Kontrahenten verkürzen. Dennoch musste er eine bittere 8:5-Niederlage hinnehmen. Das Duell der beiden Hünen Boris Illenseer und Naveen Suhang im Schwergewicht verlief über weite Strecken ausgeglichen. Seine 2:0 Führung aus der ersten Runde konnte Illenseer zu einem undiskutablen 7:0-Sieg ausbauen. Der Deutsche in den Reihen der Einsiedler scheint langsam Fahrt aufzunehmen. Voller Tatendrang gingen Lars Neyer und der Junioren-Internationale Nils Leutert zur Sache. Aktionsreich kam Leutert zu einem 17:4-Sieg. Neyer brachte aber einen wichtigen Mannschaftspunkt ins Trockene und konnte der Niederlage durch technische Überlegenheit gerade noch entkommen. Das Duell zwischen Sven Neyer und Roman Zurfluh war von der ersten Sekunde an völlig offen. Nach einer 4:0-Führung liess Neyer nichts mehr zu, obschon sein Gegner ebenfalls zu einer Viererwertung kam. Er konnte seinen Vorsprung mit viel Geschick über die Zeit bringen und mit 7:4 gewinnen. Obschon Michel Schönbächler gegen den höher eingestufen Internationalen Rand Vock schnell einmal Punkte abgeben musste, bot er eine kämpferische Leistung und lag nach der ersten Hälfte lediglich mit 2:0 zurück. In der zweiten Runde kriegte sein Widersacher immer mehr die Kurve und konnte mit gelungenen Würfen den Vorsprung weiter ausbauen. Am Schluss zog der Einheimische mit 7:0 den Kürzeren. Damit lag Einsiedeln bei Halbzeit mit 7:9 zurück.
Verflixter Schluss
Andreas Burkard brachte gegen den körperlich überlegenen Marc Weber gleich zu Beginn wichtige Angriffe durch, was enorm wichtig war. Er spielte auch danach seine Klasse im freien Stil aus und hatte nach sechs Minuten einen doch komfortablen 8:0-Sieg zusammen. Danach musste Jan Neyer gegen Michael Bucher die Klingen kreuzen. Nach kurzer Zeit des Abtastens ging der Gastringer voll in die Offensive und punktete immer wieder mit starken Beinangriffen, denen Neyer nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen vermochte und mit 5:0 bezwungen wurde. Voller Entschlossenheit stürzten sich Isa Usupov und Yves Müllhaupt in den Kampf. Der Austauschringer von Freiamt führte insgesamt die feinere Klinge. Er durchkreuzte immer wieder die Angriffe von Usupov und hatte am Schluss neun Punkte auf seinem Konto. Weil Usupov leer ausging, lag Freiamt vor den beiden letzten Duellen mit 10:15 vorne, was für Einsiedeln eine schwere, aber nicht aussichtslose Hypothek war. Lukas Schönbächler zog einen rabenschwarzen Abend ein und wurde vom einstigen ukrainischen Weltklasseringer Andrev Maltsev im wahrsten Sinne des Wortes mit einem Feuerwerk von Angriffen überrumpelt. Im letzten Einzelduell sorgte Adrian Mazan gegen Nico Küng für einen versöhnlichen Abschluss. Mit seinem grossen Kämfperherz gab der Publikumsliebling von Beginn weg klar den Tarif durch. Er fightete verbissen und gewann unter tosendem Applaus mit 7:0.
Freiamt erwies sich als sehr robuster Gegner, der seine Chance effizient ausnützte.
Der Miene von Einsiedelns Trainer Urs Bürgler war anzusehen, dass er trotz der kämpferischen Leistung nicht restlos zufrieden war. «Was wir trainieren, bringen noch nicht alle konstant auf die Matte.» Eins darf man aber den meisten seiner Ringer zugute halten: Sie wollen wirklich weiter kommen und haben die drei stärksten Teams Willisau, Kriessern und Freiamt auf eine Nagelprobe gestellt. Es darf aber auch nicht weggeleugnet werden, dass einige Leistungen so lala waren und damit einige Punkte liegen geblieben sind. Da sie nicht alles herausquetschten, konnte der Gegner teilweise schalten, wie er wollte. Dadurch nahm der Freiamt-Express erst so richtig Fahrt auf.
Bei Einsiedeln sind viele Werkzeuge im technischen Bereich vorhanden, nur sind sie in der Werkzeugkiste nicht immer richtig eingeordnet. Daran muss in den Trainings weiter gearbeitet werden.
Resultatübersicht:
57 kg: Kay Neyer – Saya Brunner 1:2
61 kg: Lars Neyer – Nils Leutert 1:3
65 kg: Michel Schönbächler – Randy Vock 0:3
70 kg: Jan Neyer – Michael Bucher 0:3
74 kg: Lukas Schönbächler – Andrey Maltsev 0:4
74 kg: Adrian Mazan – Nino Küng 3:0
79 kg: Isa Usupov – Yves Müllhaupt 0:3
86 kg: Andreas Burkard – Marc Weber 3:0
97 kg: Sven Neyer – Roman Zurfluh 2:1
130 kg: Boris Illenseer – Naveen Suhang 3:0
Einsiedeln – Freiamt 13:19
Kriessern – Hergiswil 34:9
Willisau – Schattdorf 25:13
Tabelle: 1. Willisau 17 P., 2. Kriessern 12 P., 3. Freiamt 12 P., 4. Einsiedeln 6 P., 5. Hergiswil 6 P., 6. Schattdorf 1 P.
Playoff-Entscheidung gegen Hergiswil
Am nächsten Samstag steht die letzte Runde der Qualifikation an. Von den vier Play-off-Plätzen ist noch einer zu vergeben – Hergiswil und Einsiedeln streiten sich darum. Nach der unglücklichen 16:18-Niederlage im Hinkampf braucht Einsiedeln einen Sieg mit mindestens drei Punkten Differenz. Bei einer Niederlage oder einem Remis ist das Team raus, da die Direktbegegnungen zählen. Beide Teams haben es selber am Wickel, die Playoffs zu erreichen. Die Frage wird am nächsten Samstagabend in Hergiswil beantwortet. Die Ringer hoffen, dass sich viele Ringerfreunde diesen alles entscheidenden Fight in ihrer Agenda vormerken.
Werner Schönbächler