Swiss Winforce League, 3./4. Platz: Einsiedeln – Freiamt 16:22

Der Gewinn der Bronzemedaille wird sehr schwierig werden

Die Ringerriege Einsiedeln unterliegt den Hinkampf gegen das ausgeglichenere Freimat letztlich deutlich. Die Türe für den Gewinn der Bronzemedaille sind damit weit zugeschlagen.

W.S. Wer  prophezeit hatte, dass der erste Hinkampf zwischen Einsiedeln und Freiamt eine knappe Angelegenheit werden würde, lag diesmal falsch. Für Freiamt war es nach dem verpassten Finaleinzug  ein Sieg für das etwas angekratzte Selbstvertrauen, herausgerungen ohne Wenn und Aber, dank eines mutigen Auftrittes. Sie bliesen jenen Wind in die Segel, der die Angriffsmotoren bald einmal so richtig in Schwung brachte.

«Mit dem Erreichten dürfen wir nicht zufrieden sein», meinte  denn auch Einsiedelns Freistiltrainer Afis Dzavadorov vor allem im Hinblick darauf, dass die Ringer von Beginn weg einem Rückstand hinterhergelaufen waren. Die 550 Zuschauer sorgten dennoch für eine gute Atmosphäre mit Event-Charakter.

Spannung pur

Lars Neyer, dem diesmal das Abtrainieren von einigen Kilos Gewicht leichter als vor dem Match gegen Willisau fiel, wirkte besonders zu Beginn aggressiv und zielstrebig. Obschon er gegen Nils Leutert nach der erste Runde 6:2 in Führung gelegen war, liess er sich noch ins Bockshorn jagen und verlor mit 10:8. Die letzte gesprochene Zweierwertung für den Gastringer war etwas grenzwertig. «Ich hätte das Ding eigentlich über die Runde bringen müssen und vergab selber den Sieg», ging er mit sich selbstkritisch um. Im Schwergewicht glänzte Sven Neyer mit einer schnellen 3:0-Führung und hatte seinen Kontrahenten unter Kontrolle. Trotz des 5:1 Schlussstandes gab er keineswegs zwingend einen Zähler ab.


Dann folgte für Einsiedeln der Genickbruch. Mister «Zuverlässig» Michel Schönbächler wurde von Nino Leutert nach kurzer Kampfdauer in eine bedrohliche Lage manövriert, woraus es für ihn kein Entrinnen mehr gab. Im 97-Kilo-Freistil war Andry Vishar gegen Jeremy Vollenweider  gefordert. Vishar brachte seine Stärken immer besser zur Geltung und gewann mit 16:1 technisch überhöht. Schade, dass er wegen einer kurzen Unaufmerksamkeit einen Zähler verlor.  In einem weiteren Schlüsselduell zwischen Adrian Mazan und dem Internationalen Randy Vock behielt der Gast nach einem intensiven Duell mit 7:2 das bessere Ende. Mazan liess zu Beginn einige Punkte liegen, die er nicht mehr aufzuholen vermochte. Die Gäste  lagen damit zur Pause mit 11:8 vorne.

 

Einsiedeln öfter daneben

In den nächsten fünf Duellen lief bei den Einheimischen einiges schief.  Mathias Käser führte nach der ersten Runde überraschend gegen den einstigen russischen Weltklasseringer Andrey Maltsev mit 1:0. In den nächsten drei  Minuten übernahm Maltsev mit zwei siebringenden Bodentechniken die Führung und brachte diese mit 7: 3 über die Distanz. Nach diesen beiden Siegen war Freiamt auf einem guten Weg und musste nicht mehr alles auf eine Karte setzen. In einem Abnützungskampf liess Freistilspzezialist Jan Neyer sein Können im Greco nur phasenweise aufblitzen. Er geriet gegen Michael Bucher in Rückstand und brachte seinerseits keine Wertung zustande, entging aber gerade noch knapp einer Niederlage durch technische Überlegenheit.  Andreas Burkhard und Reto Gisler lieferten sich über weite Strecken einen harten Fight. Burkhard zog alle Register und ging damit gegen den grossen Routinier mit 6:0 Führung.  Er punktete auch in der zweiten Runde fleissig und konnte damit einen ungefährdeten 11:4-Sieg feiern.  «Das war mein bester Kampf seit langem. Ich spürte von Beginn weg, dass mein Gegner zu packen war», freute er sich.


Dann folgte der Auftritt von Saifulla Avtorkhanov. Der Tschetschene stellte mit seiner blitzschnellen Kampfweise alles in den Schatten. Mit blitzschnell vorgetragenen Angriffen fegte er Nico Küng durch technische Überlegenheit mit 20:4 von der Matte. Damit lag Einsiedeln nur noch mit 16:18 zurück.


In der letzten Begegnung musste Yves Müllhaupt gegen den einstigen Olympiaringer Pascal Strebel alles riskieren, womit er sich allerdings grosse Blössen gab, was sein Kontrahent auszunutzen wusste und anfangs der zweiten Runde technisch überhöht siegte. Am Ende stand 16:22 auf der Anzeigetafel. Dennoch gab es Applaus für Einsiedeln. Es ist die verdiente Anerkennung für eine Mannschaft, die alles gegeben hat und schliesslich gegen einen besseren Gegner verloren hat. Daran gibt es nichts zu rütteln.  Eine sympathische Art und Weise von den eigenen Fans dennoch gefeiert und getröstet zu werden. Der Trost ist verdient – und notwendig.

Die Einsiedler Mannschaft kämpfte zwar aufsässig und vor allem leidenschaftlich, was aber diesmal nicht reichte. Bei der Matchanalyse dürfte herauskommen, dass bei Einsiedeln im taktischen Bereich einiges nicht rund lief. Weiter sind sie am eigenen Druck zerbrochen.  

Am Ende ist für das Team denn auch die Rechnung nicht aufgegangen. Die Chancen, um sich am nächsten Sonntagabend die Bronzemedaille umhängen lassen zu können, sind damit auf ein Minimum gesunken.  Sechs Punkte sind für Einsiedeln eine schwere Hypothek, aber noch keineswegs eine Siegesgarantie für Freiamt.

 

Resultatübersicht:

57 kg:          Lars Neyer – Nils Leutert 1:2

61 kg:          Michel Schönbächler – Nico Leutert 0:4

65 kg:          Adrian Mazan – Randy Vock 1:3

70 kg:          Jan Neyer – Michael Bucher 0:3

74 kg:          Saifulla Avtorkhanov – Nino Küng 4:1

74 kg:          Yves Müllhaupt – Pascal Strebel 0:4            

79 kg:          Andreas Burkhard – Reto Gisler 3:1

86 kg:          Mathias Käser – Andrey Maltsev 2:1

97 kg:          Andre Vishar – Jeremy Volenweider  4:1

130 kg:        Sven Neyer – Marc Weber 2:1

 

Hinkampf: 3./4. Platz

Einsiedeln – Freiamt 16:22

Hinkampf: 1./2. Platz (Best of three)

Kriessern – Williau 24:12

Rückkampf: Auf-/Abstieg

Schattdorf-Brunnen 22:14 (Gesamt: 38:36)

 

Rückkampf am nächsten Sonntag

Trotz der Niederlage wäre es falsch, die Köpfe nun hängen zu lassen. Mit einer «Erst-Jetzt-Recht-Reaktion» können sie das Ding noch drehen, auch wenn es sehr schwierig werden wird. Für die Einsiedler Ringer gilt es, die Mannschaftsmeisterschaft würdig abzuschliessen. Die Begegnung wird am Sonntag in der Sporthalle Bachmatten in Muri (Beginn, 14:00 Uhr) abzuschliessen.

Willisau unterlag ersten Kampf

Titelverteidiger Kriessern hat im ersten Final Herausforderer Willisau eine 24:12-Lektion erteilt. Bereits vor Kampfbeginn mussten die Willisauer Fans eine Hiobsbotschaft hinnehmen. Samuel Scherrer, der mit einem angerissenen Kreuzband noch gegen Einsiedeln auf der Matte stand und siegte, zog sich im Duell gegen Sven Neyer eine gravierende Knieverletzung zu und dürfte für längere Zeit ausfallen. Damit wird für ihn die angestrebte Olympia-Qualifikation zu einem Wettlauf mit der Zeit werden. Schade, für eines der grössten Talente des Schweizer Ringsports in letzten zwei Jahrzehnten.

Brunnen hat den Aufstieg, trotz eines Polsters von sechs Punkten aus dem Hinkampf, nicht geschafft. Das Team verlor den Rückkampf gegen Schattdorf mit 22:14 und bleibt damit in der NLB. Damit müssen die Ringerfans weiter auf das sehnlichst erwartete Kantonalderby zwischen Einsiedeln  und Brunnen warten.

 

Werner Schönbächler