Swiss Winforce League: 2. Playoff-Runde: Willisau – Einsiedeln am Samstagabend

Ringerriege Einsiedeln darf weiter vom Final träumen

Morgen Samstagabend steigt in Willisau der zweite Finalkampf zwischen Willisau und Einsiedeln. Einsiedelns Reserve aus dem Hinkampf beträgt lediglich vier Punkte. Spannung ist angesagt.

W.S. Wäre der Chronist bequem, würde er einfach die letzte Vorschau des Halbfinals zwischen Einsiedeln und Willisau etwas anpassen und wieder verwenden. Doch er bemüht sich, den Ereignissen nach der ersten Auseinandersetzung gerecht zu werden. Für die Einsiedler Ringer gibt es nach dem ersten Sieg durchaus ein Kompliment. Sie haben mit einer starken Leistung Willisau provoziert und dabei kämpferisches sowie solides Ringen zelebriert. Doch deswegen dürfen sie noch lange nicht selbstherrlich und hochnäsig wirken. Bekanntlich wird Hochmut sofort bestraft. Die Einsiedler blieben denn auch auf dem Boden und zeigten sich demütig. Sie wussten selber, dass es für diesen Sieg keine zwingende Logik gibt. Am Ende sind die Würfel zugunsten von Einsiedeln gefallen. «Alles ist nach dem ersten Duell noch möglich», erklärt Urs Bürgler, der charismatische Trainer von Einsiedeln. Willisau hat ja keinen kollektiven Zusammenbruch erlitten. Nachdem über die Luzerner in der ersten Halbzeit ein tobendes offensives Unwetter hereinbrach, konnten sie sich auffangen und hafteten den Einsiedlern an den Fersen. So geradlinig, schnell, kaltblütig haben die Einsiedler schon lange nicht mehr gerungen. So hat es schon früh «Standing Ovations» gegeben. Einsiedeln hat phasenweise weit über seinem Nominalwert gekämpft. Doch Willisau war keineswegs unter seinen Möglichkeiten. Die Willisauer sind allein schon deshalb in der Lage, die Niederlage wie Strassenstaub aus den Kleidern zu klopfen.

Einsiedeln im «Polka-Stil»

Einsiedeln hat seit den 90-er-Jahren nie mehr grosse Mannschaften gehabt. Grosse Einzelringer hingegen schon. Von René Neyer, Hans Birrer über Urs Bürgler bis Martin Müller. Leidenschaft und Wille machten Einsiedeln aus. Deshalb ist Einsiedeln dazu verurteilt, im «Polka-Stil» aufzutreten. Will heissen: Vollgas vorwärts. Eine Polka kann bekanntlich nicht langsam gespielt werden. So steht für Einsiedeln kämpferisches und nicht rationelles Resultat-Ringen wie bei Willisau und Kriessern. Gott sei Dank wurde in der ersten Partie zwischen den beiden Teams so richtig gerungen. Berechenbares und fehlerfreies Ringen kommt bei vielen Zuschauern nicht so richtig an.

Doch gerade jetzt gegen Willisau muss Einsiedeln auch in der Lage sein, taktisch zu ringen. Nicht immer Vollgas. Die Voraussetzungen dazu: Konzentration und Reduktion der Fehler. Im zweiten Halbfinalkampf wäre es besser, langweilig zu siegen als wild und dramatisch zu verlieren. Doch dafür muss sich Einsiedeln verändern und taktisch schlaumachen.

Grosse Teams hat Einsiedeln bisher eher selten in Schach gehalten. Aber in dieser Saison hat sich gezeigt, dass Einsiedeln mit taktischer Schlauheit auch Grosse besiegen kann. Wichtig ist weiter, dass die Einsiedler locker und frisch antreten. Es wird sich bald einmal zeigen, welche Mannschaft nach dem aufwühlenden Fight noch mehr Energiereserven hat. Auf Einsiedler Seite hofft man, dass die Ringer noch genügend Treibstoff aus Kraft haben.

Doch nach dem letzten samstäglichen Spektakel achteten alle Ringer darauf, die ungeschriebenen Gesetze der Playoffs zu respektieren. Nur jetzt ja nichts verschreien. Alle sagten, die befragt wurden, es folge nun Schritt für Schritt. Noch sei überhaupt nichts entschieden. Auch Urs Bürgler antwortete auf die Frage, ob der erste Sieg die «halbe Miete» wert sei. «Nein, überhaupt nicht.» Er weiss: Niemals über einen Sieg zum vorneherein reden. Das verärgert bloss die Ringer-Götter.

Das Publikum hat am letzten Samstagabend ein leidenschaftliches Einsiedeln gesehen. So lange die Leidenschaft brennt, ist das Team zu vielem fähig. Nun geht es darum, wieder so aufzutreten. Doch daheim ist Willisau eine Macht. Da will der Rekordmeister wieder das wahre Willisau sein und Einsiedeln keine Chance lassen.

Die Ringer hoffen auf zahlreiche Unterstützung in der Sporthalle Willisau, Beginn 20:00 Uhr, zählen zu dürfen.

 

Werner Schönbächler