Die Einsiedler Ringer haben auswärts Schattdorf deutlich bezwungen. Doch das Resultat widerspiegelt in keiner Weise den Verlauf. Es gab tolle Kämpfe mit oft ungewöhnlichem Verlauf – beim Innerschweizer Derby wurde den Zuschauern einiges geboten.
W.S. So richtig wussten die Einsiedler Ringer am Samstagabend in Beckenried nicht, was sie mit ihren Emotionen nach dem Schlussgong anfangen sollten. Nach dem letzten Duell fielen sich Trainer, Betreuer und Ringer um den Hals, von den Einsiedler Fans kam viel Jubel. Zuvor hatten sich die beiden Teams, die nur zwei Punkte auseinander lagen, ein enges Match geliefert, das beste Werbung für den Ringsport war. Die Halle in Beckenried war bis auf den letzten Platz gefüllt und mobilisierte rund 400 Zuschauer.
Starker Beginn
Im Leichtgewicht ging es los: Robin Biederer, der wider Erwarten von Urs Bürgler den Vorzug erhielt, schlug sich gegen Stone Perlungher mit allen Mitteln und konnte so die Niederlage mit 10:0 im Rahmen halten. Sven Neyer traf im Schwergewicht überraschend auf Simon Mati. Er war vor der Gefährlichkeit agilen Ringers gewarnt. Er durfte sich nicht den geringsten Fehler gegen diesen brandgefährlichen Konterringer leisten. Er hatte ordentlich zu kämpfen, ging keine Risiken ein und setzte immer wieder Nadelstiche. Am Ende hatte er Marti mit 9:6 knapp niedergerungen. Im Gewicht bis 61 Kilo traf Greco-Spezialist Sven Gamma ebenfalls überraschend auf den Freistiler Alexander Golin. Am Ende buchte der Urner einen 8:2 Kampferfolg. Andreas Burkard bekam es mit Altmeister Michael Jauch zu tun. Er führte technisch die feinere Klinge und liess seinem Kontrahenten keinen Spielraum. Mit 9:0 holte er in diesem Schlüsselduell einen wichtigen Sieg für sein Team. In der letzten Begegnung vor der Pause bearbeiteten sich Simon Gehrig und Lars Neyer nach allen Regeln der Ringkunst. Einmal in Führung liegend gab der wilde Einsiedler Draufgänger den Vorsprung nicht mehr preis und siegte deutlich mit 13:2. Einsiedeln lag damit bei Halbzeit mit 9:8 vorne.
Einsiedeln taktisch klug
Nach der Pause stand die Halle öfter kopf. Sascha Schmid verlor gegen den Alt-Internationen Nicolas Christen mit 10:0. Die Urner übernahmen damit die Führung. Eine schwere Aufgabe stand Michel Schönbächler gegen den kräftigen Peter Zberg bevor. Doch er wehrte sich über Erwarten gut und kämpfte seinen Widersacher im wahrsten Sinne des Wortes Punkt für Punkt
nieder. Am Ende stand für ihn 12:8 auf der Anzeigetafel. Dann folgte der taktisch kluge Kampf von Yves Neyer, der alle Register seines vorhandenen Könnens gegen Sven Epp ziehen musste. Mit seinen wirkungsvollen Beinangriffen und seiner subtilen Technik hatte er nach sechs Minuten 4:0 gewonnen. Wichtig war, dass er keinen Punkt abgab. Wozu Kay Neyer fähig ist, wenn die Verletzungshexe von ihm absieht, zeigte er gegen Lars Epp. Er zermürbte seinen Kontrahenten mit unablässig vorgetragenen Angriffen. In der zweiten Runde führte sein aggressiver Kampfstil zu einem technisch überhöhten Sieg (16:0). Vor dem letzten Fight des Abends stand Einsiedelns Sieg bereits fest. Dennoch war man gespannt auf den Freiburger Jan Faller, der erstmals mit einer Doppellizenz für Einsiedeln kämpfte. Der feine Greco-Techniker liess seine vorhandene Klasse phasenweise aufblitzen. In einem begeisternden Duell, das auf- und abwog, hatte er mit 8:7 hauchdünn das bessere Ende.
«Es war eine tolle Mannschaftsleistung. Das Team hat gezeigt, dass es auch in schwierigen Situationen nervenstark sein kann», freute sich Einsiedelns Trainer Urs Bürgler. Die Risiko-Aufstellung, die bewusst gewählt wurde, brachte Einsiedeln zwei Punkte. Doch muss ehrlicherweise erwähnt werden, dass Schattdorf manchmal das nötige Quäntchen Glück ein wenig fehlte. Mit so vielen Eigengewächsen anzutreten, wie es Schattdorf immer wieder vormacht, ist allein schon eine starke Leistung und verdient Anerkennung.
Insgesamt war es hochklassige Werbung für das Ringen, sodass selbst kritische Zuschauer am Ende zufrieden waren. Man darf sich jedenfalls schon jetzt auf den Rückkampf freuen.
Heimmatch gegen Kriessern
Am nächsten Samstag trifft Einsiedeln vor eigenem Publikum auf Kriessern. Die Rheintaler totalisieren wie Einsiedeln vier Punkte. Dabei können sie wieder auf den Einsatz von WM-Teilnehmer Fabio Dietsche zählen. Aufgrund der Mannschaftszusammensetzungen darf ein spannender Fight erwartet werden.
Einsiedeln 2 mit zwei Punkten
Einsiedelns zweite Mannschaft gastierte am Samstagnachmittag in Thalheim. Das von Heinz Walker betreute Team hinterliess dabei einen guten Eindruck. Im ersten Duell besiegte es Brunnen mit 21:6. Gegen Co-Leader Thalheim sah es lange Zeit nach einem weiteren Sieg aus. Trotz einer kämpferischen Leistung mussten sie mit 16:14 den Kürzeren ziehen. Damit steht Einsiedeln vor der letzten Qualifikationsrunde mit sechs Punkten an vierter Stelle.
Resultatübersicht:
57 kg: Stone Perlungher – Robin Biederer 3:0
61 kg: Sven Gamma – Alexander Golin 3:1
65 kg: Simon Gehrig – Lars Neyer 1:3
70 kg: Peter Zberg – Michel Schönbächler 1:2
75 kg: Lars Epp – Kay Neyer 0:4
75 kg: Benjamin Gander – Jan Faller 1:2
80 kg: Sven Epp – Sven Neyer 0:2
86 kg: Nicolas Christen – Sascha Schmid 3:0
97 kg: Michael Jauch – Andreas Burkard 0:3
130 kg:Simon Marti – Sven Neyer 1:2
Schattdorf – Einsiedeln 13:19
Kriessern – Freiamt 14:24
Willisau – Oberriet 25:7
Tabelle: 1. Willisau 8 P., 2. Freiamt 8 P., 3. Einsiedeln 4 P., 4. Kriessern 4 P., 5. Schattdorf 0 P., 6. Oberriet 0 P.
Werner Schönbächler