Mit der Partie gegen Freiamt beginnt für die Ringerriege Einsiedeln morgen Samstagabend das Playoff-Abenteuer vor eigenem Publikum. Es fängt alles wieder bei Null an. Wegen neuer Corona-Massnahmen ist die Zuschauerzahl auf 300 beschränkt.
W.S. Die Saison der Ringerriege Einsiedeln war bisher eine Berg-Tal-Fahrt. Mal unten, mal oben. Eine Sturzfahrt? «Nein, das war es keinesfalls», wehrt sich Trainer Urs Bürgler unmissverständlich. «Wir hatten eine durchaus akzeptable Qualifikation und gegen die beiden meistgenannten Meisterschaftsfavoriten Willisau und Freiamt starke Auftritte, in welchen wir bewiesen haben, dass Substanz in unserer Mannschaft steckt.» Die abzurufen, lohnt sich in der ersten Playoff-Halbfinalpartie definitiv. Die Playoffs mit dieser geballten Ladung an Emotionen und Entscheidungsrasanz ist eine spezielle Jahreszeit. Jetzt geht’s so richtig los. Auf diesen Saisonhöhepunkt haben alle hingearbeitet.
Heimvorteil für Einsiedeln?
Er wird oft bemüht, häufig beschworen und immer wieder zitiert: der Heimvorteil. Viele Klubs rühren ihn regelmässig ins Feld. Ein Blick in die Statistik bringt aber Erstaunliches zutage: Einsiedeln tat sich in der laufenden Saison zu Hause nicht unbedingt leichter als in fremden Hallen. Das Team verbuchte daheim und auswärts gleich viele Siege und Niederlagen. Warum ist der Heimvorteil dennoch so wünschenswert? In den vergangenen Saison hat Einsiedeln die beiden Playoff-Kämpfe daheim knapp verloren und tolle Fights geliefert. «Eines ist klar: Der Heimvorteil ist vor allem im Kopf wichtig. Das gibt vielen ein gutes Gefühl», glaubt Einsiedelns Schwergewichtler Sven Neyer. Weiter ist der Heimvorteil ganz im Sinne der Klubs beziehungsweise des Kassiers. Schliesslich generiert ein Playoff-Heimkampf mehr Einnahmen durch Ticketing und Verpflegung. Doch dies trifft diese Saison wegen der Covid-19-Pandemie nicht zu. Weil pro Sektor nicht mehr 300 Zuschauer, sondern nur noch 100 erlaubt sind, wird der Match vor maximal 300 Leuten stattfinden. Wegen der Raumkapazität kann die Sporthalle in nicht mehr als drei Sektoren eingeteilt werden.
Spannende Duelle
Die beiden Teams haben bei den Vorbereitungen nichts dem Zufall überlassen. In der Qualifikation verzeichneten sie im direkten Vergleich je einen Sieg und eine Niederlage. Dabei kam es zu einigen brisanten Duellen. 2017 und 2018 schnappte Freiamt Einsiedeln die Bronzemedaille ab. Doch das zählt alles nichts mehr, alle Statistiken früherer Meisterschaften können verbrannt werden.
Das Kader von Freiamt hat es wirklich in sich: Es ist in allen Gewichtsklassen und beiden Stilarten mit starken Ringern besetzt. Kaderringer wie Nils und Nino Leutert, Michael Bucher, Marc Weber, die beiden einstigen Internationalen Pascal Strebel und Randy Vock sowie der Russe Magomed Avtarkhanov sind nur schwer zu bezwingen. Einsiedeln ist sich der immensen Qualität seines Gegners bewusst. «Freiamt will Meister werden und wird mit der stärksten Formation antreten. Wir müssen mit unserem Publikum im Rücken über uns hinauswachsen», gibt Urs Bürgler zu verstehen. Wie es momentan aussieht, sind alle Ringer einsatzfähig. Während der zweiwöchigen Pause konnten kleinere Blessuren ausgeheilt werden. Die Einsiedler waren zuhause immer wieder für Überraschungen gut und die Unterstützung der Zuschauer hat sie zu Leistungssteigerungen geführt. Wenn die Einheimischen einen guten Start erwischen, wird die Halle beben und die Athleten pushen. Obwohl aus Sicht von Ringerexperten vieles für Feiamt spricht, kann es eng werden.
Einsiedeln will sich in seinem «Wohnzimmer» unbedingt eine gute Ausgangsposition für den Rückkampf in einer Woche erarbeiten. Freiamt ist brandgefährlich und wird von vielen Anhängern auch auswärts unterstützt. Einsiedeln hat gut trainiert und wird die Haut so teuer wie möglich verkaufen. Trotz des grossen Namens des Gegners ist im Sport alles möglich. Einsiedeln hat in der Qualifikation gezeigt, dass es Teams dieser Güteklasse bezwingen kann. Doch dafür muss alles passen und die Ringer müssen über sich hinauswachsen. Wer weiss, vielleicht lassen sie mit diesen Eigenschaften vergangene Zeiten aufleben.
Hexenkessel motiviert
Um gegen Freiamt zu bestehen, braucht es neben einer starken Leistung die Unterstützung des Publikums. Die Ringer hoffen, dass sie morgen Samstagabend in der Sporthalle trotz der reduzierten Zuschauerzahl lautstark nach vorne getrieben werden. Es empfiehlt sich, frühzeitig den Sitzplatz einzunehmen. Der Beginn in der Sporthalle ist auf 20 Uhr angesetzt. Siehe Inserat.
Werner Schönbächler