NLA/NLB, Rückkampf: Sense – Einsiedeln 4 : 36

Einsiedler Ringerriege bleibt nach Kantersieg in der Nationalliga A

Keine Blösse hat sich die Ringerriege Einsiedeln auch im Rückkampf gegeben: Gegen Sense schafften die Einsiedler auswärts in Schmitten einen souveränen 4:36-Erfolg. Auf das Konto der Freiburger ging nur gerade ein Sieg.

W.S. Wie schmal der Grat für die Ringerriege Einsiedeln als Liganeuling der höchsten Kampfklasse war, zeigte die Qualifikationsphase: So bekamen die Ringer bald einmal eins zu spüren: Wenn man nicht die richtige Einstellung in der höchsten Kampfklasse mitbringt, ist man am falschen Ort. „Die Ringer haben etwas spät begriffen, dass sie hart arbeiten und in jedem Match das festgelegt Konzept von A bis Z umsetzen müssen, sonst kommt es nicht gut“, sagt Einsiedelns Co-Trainer Stoyan Dobrev. Trotz der Negativserie blieb wenigstens der Teamgeist gut, was in der Barrage um den Verbleib in der NLA vieles einfacher machte.

Viel Druck gemacht

Nach der deutlichen Niederlage im Hinkampf hatte die Ringerriege Sense die Absicht, Einsiedeln zu ärgern und sie nochmals ins Zittern zu bringen. Doch das ist den Sensler Ringern überhaupt nicht gelungen. „Durch Verletzungen ist das Kader immer schmaler geworden“, sagte Trainer Edy Sperisen. Kampf alleine war zu wenig, um den Einsiedlern Paroli zu bieten. Dazu waren die Gastgeber in vielen Belangen zu unterlegen. Die Einsiedler hatten ihren Part vor 200 Zuschauern solide abgespult. Sie zeigten nicht unbedingt attraktives, aber effizientes Ringen und deuteten phasenweise an, dass sie über ein grosses Offensivpotenzial verfügen. Vor dem Match warnte Trainer René Buchmann zurecht:“Der erste Sieg gegen Sense darf keine Eintagsfliege bleiben.“ Er tat gut daran zu warnen und dem Team zu predigen, in den Kämpfen konzentriert zu bleiben und Disziplin an den Tag zu legen.

Lorenz Schönbächler kam im 57-Kilo-Greco zu einem Forfaitsieg. Schade, denn nur allzu gerne hätte der 16-jährige Landwirtschaftslehrling sein Können getestet. Im Schwergewicht agierte Michael Hess in einem Abnützungskampf äusserst clever und reihte den erst 17-jährigen Steven Moser mit 15:5 zu den Verlierern. Es bleibt zu hoffen, dass seine Sekunden vor Schluss zugezogene Knieverletzung nicht schlimmer Art ist. Rekrut Dany Kälin konnte im dritten Kampf des Abends Jerek Mosimann schon nach 24 Sekunden auf die Schultern drehen. Danach schwanden bei Sense Moral und Glauben. Das Kräftemessen wurde immer einseitiger und war eigentlich schon beendet. Es begann sich eine Kanterniederlage abzuzeichnen. Sven Neyer fand sofort in den Kampf und drehte das Gefecht gegen den unbequemen Thomas Jehle durch technische Überlegenheit bald einmal zu seinen Gunsten. Ein wahres Feuerwerk von tollen Würfen zündete Michel Schönbächler, denen Sarsar Hashemi nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen vermochte. Zur Pause lag Einsiedeln mit 1:19 vorne. Der Ligaerhalt war bereits zu diesem Zeitpunkt geschafft.

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Vorsprung ausgebaut

Die Devise für die Einsiedler Ringer für die zweite Hälfte hiess, möglichst wenig Punkte abzugeben. Die Taktik ging voll auf. Bruno Flück leistete dem ehemaligen WM-Vierten erbitterten Widerstand und konnte sich damit in die zweite Runde retten. Trotz einer Knieverletzung gab der sichtlich angeschlagene Christoph Feyer nicht auf. Doch wurde er nach drei Verwarnungen disqualifziert. Nachdem Jan Neyer gegen Isidor Ismajili mit 4:3 hinten lag, erwischte er seinen verdutzten Kontrahenten in der Bodenlage mit einem perfiden Armzug. Doch die Gastgeber gaben vor eigenem Publikim nicht auf. In einem hart umkämpften Duell zwischen Andreas Burkard und Matthias Käser führte der Freiburger die etwas feinere Klinge und schaukelte den Kampf mit 11:1 nach Hause. Und dann schien der zweite Sieg für Sense Tatsache zu werden. Pascal Sperisen manövrierte Jürg Betschart mit einem klassischen Hüfter in eine beinahe aussichtslose Lage. Doch dem Grosser gelang es, sich daraus zu befreien und seinen Widersacher nach 1:28 Minuten zu schultern. Der in dieser Saison glänzend disponierte Yves Neyer brillierte mit herrlichen Beinangriffen das Duell gegen David Schneuwly, ehe er mit dem Schultersieg das Tüpfchen aufs i setzen konnte.

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Einsiedelns Coach René Buchmann zog eine erste Bilanz.“Kompliment, meine Ringer haben diese Aufgabe souverän gelöst und am gleichen Strang gezogen.“ Nach dem Ligaerhalt gratulierte er jedem Ringer per Handschlag und freute sich mit. Sense war in beiden Duellen ein inferiorer Gegner und nicht mehr als ein Sparringpartner. So abgekanzelt zu werden, das tut zwar weh, doch entspricht es dem Stärkeverhältnis. Bei Sense machten sich grosse Abnützungserscheinungen bermerkbar. „Wir sind froh, dass die Meisterschaft zu Ende ist. Die Tanks unserer Ringer waren völlig leer“, sagte Trainer Sperisen. Für ihn bleibt es ein Rätsel, weshalb sein Team gegen Einsiedeln so schlecht gekämpft hat. Doch eins muss man den Freiburgern zugute halten: Sie haben den Kopf nie in den Sand gesteckt. Letztlich erwiesen sich die 19 Punkte Rückstand aus dem Hinkampf als zu grosse Hypothek. Das Einsiedler Team hat nach der Qualifikationsphase gemerkt, dass es keinen Selbstläufer-Bonus wie in der NLB in Anspruch nehmen darf. Dem Einsiedler Trainer kann nichts vorgeworfen werden. Er beklagte sich nie über das zu dünne Kader und wirkte, trotz der teilweise ärgerlichen Niederlagen, immer positiv, wenn alle andere fast verzweifelten. Nach zehn Niederlagen schien die Moral Einsiedelns geknickt zu sein. In dieser Phase erwies sich Buchmann als ausgezeichneter Psychologe. Er sagte immer wieder, dass die Entwicklung positiv verlaufe, wenn die Ringer noch einen Zacken zulegen könnten, was ihnen im entscheidenden Moment erfreulicherweise gelang. Sicher aber ist schon jetzt: Wenn das Team nächste Saison nicht wieder bis zuletzt zittern muss, braucht es mindestens eine Verstärkung. Und fragt man Co-Trainer Stoyan Dobrev den einstigen Weltklasseringer nach seinem Erfolgsrezept, sagt er:“Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit.“ Diese Aussage müssen sich die Einsiedler Ringer gut hinter die Ohren schreiben, denn es gibt in verschiedenen Bereichen einige Baustellen.

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Resultatübersicht:

57 kg:     kampflos – Lorenz Schönbächler                     0:4

61 kg:     Jerek Mosimann – Dany Kälin                         0:4

65 kg:     Sarsar Hashemi – Michel Schönbächler          0:4

70 kg:     Isidor Ismajili – Jan Neyer                                0:4

74 kg:     Pascal Sperisen – Jürg Betschart                     0:4

74 kg:     David Schneuwly – Yves Neyer                        0:4

80 kg:     Matthias Käser – Andreas Burkard                  3:1

86 kg:     Christoph Feyer – Bruno Flück                         0:4

97 kg:     Thomas Jehle – Sven Neyer                             0:4

130 kg:   Steven Moser – Michael Hess                         1:3

 

Abstiegskampf:              Sense – Einsiedeln 4 : 36 (Gesamt, 15:65)

3./4. Platz:                      Hergiswil – Willisau               22:13

1./2. Platz:                      Kriessern – Freiamt                15:18