Einsiedeln gegen Freiamt am Sonntagnachmittag

Ringerriege Einsiedeln greift um Bronzemedaille ein

Nach 30 Jahren greift die Ringerriege Einsiedeln in der Mannschaftsmeisterschaft der höchsten Liga wieder nach einer Medaille. Es geht am Sonntagnachmittag um die bronzene «Auszeichnung».

W.S. Eine starke Rückrunde, ein überraschendes Vorstossen in den Halbfinal, starke Auftritte gegen die Spitzenteams Kriessern, Willisau und Freiamt. Die Ringerriege Einsiedeln hat im Schweizer Ringsport wieder einen Namen. So wie vor 30 Jahren als Einsiedeln den Titel bei Punktegleichheit mit Kriessern lediglich um einen Wertungspunkt verfehlte. «Viel zu lange», sagt Martin Müller, einer der Protagonisten von damals. Wenn die Ringerriege Einsiedeln am Sonntagnachmittag gegen Freiamt um die Bronzemedaille kämpft, hofft Müller auf den grossen Wurf und einer guten Ausgangslage für den Rückkampf. «Schon zu meiner Aktivzeit war Freiamt einer unserer ganz grossen Rivalen», erinnert er sich. Wenn Müller von damals erzählt, sagt er immer noch «wir», obwohl er seit Jahren im züricherischen Grüningen wohnt.   Auch Leonz Küng, einer der ganz grossen Stützen im von Freiamt, schwärmt noch von dieser Zeit. «Beide Teams waren eingeschworene Truppen und haben sich erbitterte Fights geliefert. Doch nach dem Match waren wieder Kollegen.»  Er erzählt auch von der Riesenanspannung vor den Duells. Wenn es möglich ist, sind Müller und Küng in Einsiedeln dabei und werden für ihre Teams die Daumen drücken. 

Auf dem Papier spricht einiges für Freiamt, das in der Qualifikation Einsiedeln zweimal besiegte und Dritter wurde. Einsiedeln hingegen ist in der letzten Runde mit einem Überraschungssieg gegen Willisau gerade noch in die Playoffs getaumelt. Aber die Kraft, die Magie sind vielleicht stärker als die Papierform. Doch der Chronist beugt sich den Fakten. In den letzten vier Jahren haben die Einsiedler alle Begegnungen gegen Freiamt verloren. Die Qualitätsmerkmale von Freiamt sind die grosse Ausgeglichenheit in den sieben Gewichten und der gute Mix von jungen und erfahrenen Ringern. Zusammenhalt, Leidenschaft – und Konkurrenzkampf. Oder modern ausgedrückt: Die Chemie im Team stimmt.  Im Zentrum der Aufmerksamkeit – oder besser: Die internationale Erfahrung steht klar auf Freiamts Seite. Olympiateilnehmer Pascal Strebel und Olympiakandidat Randy Vock sind die gegenwärtigen Aushängeschilder des Vereins.  

Einsiedelns Chance

Die österreichische Klamauk-Band «Erste Allgemeine Verunsicherung» hat ein Lied im Repertoire mit dem Refrain: «Wie eine Fata Morgana – so nah und doch so fern.» So etwa müssten sie die Einsiedler Ringer während dieser Mannschaftsmeisterschaft gefühlt haben. Sie zeigten eine grossartige Reaktion nach der total missratenen Vorrunde. Die Fans waren mit den gebotenen Leistungen rundum zufrieden. Erstaunliches hat die Mannschaft gegen Willisau und Kriessern, den beiden Finalisten, geleistet, ist doch das Potenzial im Vergleich zu diesen beiden Spitzenteams ziemlich überschaubar. Wettgemacht wurde dieses Manko durch die grosse Solidarität im Team. «Der Wettbewerb mit der Mannschaft ist etwas Besonderes, ein Kontrast zum harten Turnier-Alltag», sagt Einsiedelns Trainer Urs Bürgler. Ringen ist eben sonst ein gnadenloser Einzelsport. Wie ist denn das Unentschieden gegen den letztjährigen Meister Kriessern einzuordnen. Einsiedeln hat nach der Rückkehr von Yves Neyer wesentlich mehr Leistungsvermögen und ist fähig, vermehrt ringerische Akzente zu setzen. Aber unschwer zu erkennen ist: Das Team lebt vor allem von kämpferischen Attributen, was viel Kraft kostet. Urs Bürgler spricht nach den letzten Matches von einer gewissen Zufriedenheit, die ihn erfüllt. «Das Team hat am gleichen Strick gezogen», und wer die Taktik gegen Freiamt wissen wolle, antwortet er: «Wir werden wieder alles geben und angreifen.» Die Punkteteilung gegen das übermächtige Kriessern war fein, wichtig – und eben, macht Freude auf mehr. «Von guten Leistungen kann man nie genug bekommen», ist Bürgler überzeugt.

Einsiedeln hat Format angenommen und ist jederzeit für eine Überraschung fähig. Die Verantwortlichen und Ringer wurden von Fans und Ringerkennern mit viel Lob überhäuft, man sprach dem Team mit dem Erreichen der Playoffs eine enorme Überraschung zu. Doch das ist nicht die ganze Wahrheit. Richtig ist, dass Einsiedeln mittlerweile gut genug ist, um auch mal einen grossen Widersacher zu bezwingen. «Wir haben nichts anderes als unsere Möglichkeiten abgerufen», meint Bürgler nüchtern. Und das werden die Einsiedler Ringer auch am Sonntagnachmittag versuchen. Gegen Freiamt allerdings alles andere als eine einfache Sache.  

Zehn Ringer stehen im Einsatz. Die Rückennummer 11 ist für die Zuschauer in der Sporthalle Brüel reserviert. «Mit der Unterstützung des Publikums lassen sich Berge versetzen», glaubt Einsiedelns Präsident Ruedi Beeler.  Die Einsiedler Ringer hoffen, dass sie in der Sporthalle Brüel (Beginn, 14 Uhr) wieder von einem zahlreichen und lebhaften Publikum angefeuert werden. (Inserat)

 

Werner Schönbächler