Interview mit Ruedi Beeler

«Können grundsätzlich zufrieden sein»

Interview mit Ruedi Beeler, Rothenthurm, seit 2014 Präsident der Ringerriege Einsiedeln, zum Verbleib in der NLA
Lead
Urs Gusset: Ruedi Beeler, wie gross ist Ihre Erleichterung, dass die Ringerriege Einsiedeln nach dem 21:15-Auswärtssieg gegen Brunnen in der NLA bleibt?

Ruedi Beeler: Die Erleichterung ist schon recht gross, da sich Brunnen über weite Strecken als ebenbürtig erwies und wir den Ligaerhalt unbedingt schaffen wollten.
Wie wird der Klassenerhalt gefeiert?
Da wir mit dem Klassenerhalt bloss das Minimalziel erreichten, gab es nichts zu feiern. Wir gingen noch gemeinsam ins Restaurant Beaver Creek in Rothenthurm essen und haben uns dann auf den Heimweg gemacht.
Haben Sie nach dem knappen Einsiedler 19:17-Heimsieg am vorletzten Samstag je am Klassenerhalt gezweifelt?
Nein! Mir war bewusst, dass wir den Ligaerhalt schaffen, wenn jeder seine gewohnte Leistung abrufen kann.
Wie haben Sie persönlich den Rückkampf Brunnen gegen Einsiedeln erlebt?
Ich habe einen spannenden Kampf zwischen zwei Teams auf Augenhöhe gesehen, welcher das Publikum mitzureissen vermochte und beste Werbung für den Ringsport bot.
Im Hinkampf ist die Kampfrichterleistung von einigen Leuten stark kritisiert worden. Wie beurteilen Sie die Leistung des Kampfrichters im Rückkampf?
Die Kampfrichterleistung im Rückkampf war tadellos und gab zu keinen grösseren Diskussionen Anlass.
Was hat – nach Hin- und Rückkampf – den Ausschlag gegeben, dass sich Einsiedeln in der NLA halten konnte?
Über alles gesehen zeigten wir die geschlossenere Mannschaftsleistung und wollten den Sieg etwas mehr als unser Gegner.
Hat ein NLB-Meister im Ringen überhaupt die Klasse, sich gegen den NLA-Letzten in der Barrage durchzusetzen?
Durchaus! Dies ist uns vor zwei Jahren gegen Brunnen ja auch gelungen. Aber es ist schon so: Für den NLB-Vertreter muss alles zusammenpassen, um den NLA-Verein schlagen zu können, da dieser während der ganzen Saison einen viel höheren Rhythmus gehen musste.
Einsiedeln hat in dieser Saison teilweise hervorragend gerungen und beispielsweise Meisterschaftsanwärter Willisau völlig überraschend besiegt, worauf postwendend wieder eine Enttäuschung gefolgt ist. Wie lässt sich diese Leistungsdiskrepanz erklären?
Von einer Leistungsdiskrepanz kann meiner Meinung nach keine Rede sein. Allerdings fehlte uns bisweilen noch die Routine, um über die ganze Saison mit den Besten mitzuhalten.
Welches Saisonfazit ziehen Sie nach dem Klassenerhalt Ihrer Mannschaft ganz allgemein?
Gegenüber der Vorsaison konnten wir uns deutlich steigern. Wir waren – neben dem Heimsieg gegen Willisau – einige Male sehr nahe dran an unseren Gegnern. So hat uns gegen Kriessern, Hergiswil oder Freiamt nur etwas Wettkampfglück gefehlt, um weitere Siege und Punkte einzufahren. In diesem Sinne können wir mit der Saison grundsätzlich zufrieden sein, da wir den anderen Teams ein Stück näher gekommen sind.
Was hat Sie positiv überrascht, was negativ?
Als positive Überraschung lässt sich der Heimsieg gegen Willisau bezeichnen. So wie es derzeit aussieht, sind wir die letzte Mannschaft, die Willisau in diesem Jahr besiegen konnte. Negativ sind die unnötigen Punktverluste zu werten. Hier fehlt es uns noch an Routine und Kaltblütigkeit.
Inwiefern konnte sich die Ringerriege Einsiedeln gegenüber dem Vorjahr steigern?
Im konditionellen Bereich haben wir sicher einen Schritt nach vorne gemacht. Dank dem grösseren Trainingsaufwand waren wir unseren Gegnern körperlich zumindest ebenbürtig.
Liegt im konditionellen Bereich noch Steigerungspotenzial drin?
Absolut! Wir verfügen über eine sehr junge Mannschaft, die sich mit hartem Training auch im physischen Bereich weiter verbessern kann. Das Ziel unserer Ringer muss es sein, jedes Jahr wieder etwas stärker zu werden.
Bei welchen Ringern Ihrer Mannschaft haben Sie die grössten Fortschritte festgestellt und in welcher Beziehung?
Wir sind als Mannschaft gewachsen, weshalb kein einzelner Ringer hervorgehoben werden kann.
Wem haben Ihre Ringer diese Steigerung ganz allgemein zu verdanken?
Unseren Trainern. Mit René Buchmann als Chefcoach und Urs Kälin als Konditionstrainer verfügen wir glücklicherweise über absolute Topleute. Unser Trainergespann wird es auch im neuen Jahr verstehen, unsere Mannschaft im Hinblick auf die nächste Meisterschaft auf Vordermann zu bringen. Ausserdem sind wieder Trainingswochenenden geplant, an welchen unsere Ringer von Ausnahmekönnern wie Urs Bürgler, René Neyer, Martin Müller, Christian Oesch oder Stoian Dobrev so richtig geschlaucht werden.
Glauben Sie, dass sich die Mannschaft steigern kann, um in der dritten NLA-Saison in Serie die rote Laterne abgeben zu können?
Ja! Wie gesagt, wir waren einige Male sehr knapp dran. Mit etwas mehr Routine unserer derzeit noch jungen Mannschaft liegt es durchaus im Bereich des Möglichen, vorne mitzuringen. Unser Ziel ist es, in der Saison 2017 den Halbfinal zu bestreiten.
Welche jungen Ringer sollen künftig in die Mannschaft eingebaut werden?
Vorderhand sind es Ringer wie Roger Schatt oder Lorenz Schönbächler, die wir behutsam in die erste Mannschaft einbauen und die bereits in diesem Jahr NLA-Luft schnuppern konnten. Längerfristig haben wir einige hoffnungsvolle Talente wie die Gebrüder Lars und Kay Neyer oder Jonas und Cyrill Kälin, die an Jugendmeisterschaften bereits für Furore sorgten und in einigen Jahren – so hoffen wir – zum Stamm der ersten Mannschaft gehören werden.
Welche Vorkehrungen nehmen Sie für die kommende Saison vor?
Da wir grundsätzlich auf dem richtigen Weg sind, werden wir keine grösseren Änderungen vornehmen, sondern weiterhin versuchen, aus jedem Ringer das Maximum herauszuholen.
Auffallend war auch, dass keine NLA-Mannschaft die Meisterschaft mit einem so schmalen Kader bestreiten musste wie Einsiedeln. Wie wollen Sie die Pyramide an Wettkämpfern verbreitern?
Wir hoffen, im nächsten Jahr von der Verletzungshexe verschont zu bleiben, was bereits zu einer deutlichen Entschärfung der Situation beitragen würde. Ausserdem wollen wir – wie erwähnt – junge Ringer in die erste Mannschaft einbauen.
Hält die Ringerriege Einsiedeln auch in Zukunft krampfhaft an der Strategie «mit eigenen Ringern» fest?
Natürlich, wobei von krampfhaft keine Rede sein kann. Wir haben uns im Vergleich zur Vorsaison deutlich gesteigert. Wenn unsere junge Mannschaft weiterhin solche Fortschritte macht, wird sie uns noch viel Freude bereiten.
Einsiedeln ist mit dieser Strategie in der NLA allein auf weiter Flur. Selbst Schattdorf ist von diesem Kurs abgekommen und hat mit gezieltem Verstärken die Play-offs erreicht. Wäre das für Einsiedeln nicht auch ein gangbarer Weg?
Nein! Da wir über eine junge Mannschaft verfügen, ist es wichtig, diese mit Einsätzen in der höchsten Liga vorwärtszubringen. Wenn unsere Ringer nicht in der NLA kämpfen können, werden sie auch nicht stärker. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass unser tolles Publikum lieber unser Eigengewächs anfeuert als fremde Ringer.
Wieso nimmt die Ringerriege Einsiedeln nicht einmal eine Stange Geld in die Hand, um einen echten Transfercoup zu landen?
Weil wir die vorhandenen Mittel lieber in die Nachwuchsarbeit investieren. So werden wir mit Afis Dzavadov auf die neue Saison hin einen ausgewiesenen Fachmann als Nachwuchs- und Aktivtrainer im freien Stil engagieren.
Trainer René Buchmann hat einem Staff mit Qualität – Stoian Dobrev (Greco), Martin Müller (Freistil) und Urs Kälin (Kondition). Sind diese  Fachleute weiterhin dabei?
Ja! Sie alle sind mit voller Leidenschaft dabei und werden uns weiterhin unterstützen.
Ruedi Beeler, sonst noch etwas Spezielles aus Ihrer Sicht?
Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei allen bedanken, die in irgendeiner Weise zum Wohle der Ringerriege Einsiedeln beigetragen haben.