Einsiedeln – Schattdorf 26:8, Einsiedeln wurde klarer Derbysieger

Nachdem es in der ersten Halbzeit lange Zeit nach einer engen Entscheidung aussah, setzte sich Einsiedeln dank eines tollen Endspurts unerwartet deutlich durch.

W.S. Ein Erfolg zum Auftakt kann Signalwirkung und ein Zeichen an die Konkurrenz mit der Botschaft sein: «Wir sind für die Saison da.» Diesen Nachweis hat Einsiedeln am letzten Samstagabend erbringen können. Die Stimmung des Innerschweizer Derbys, das immerhin 320 Zuschauende zu mobilisieren vermochte, war entsprechend emotional. Die Einsiedler Ringer schickten ihre Fans nicht enttäuscht nach Hause. Es entwickelte sich eine anfangs ausgeglichene Partie mit rassigen Kämpfen, ein vorsichtiges Beschnuppern sozusagen, keines der beiden Teams konnte sich zunächst entscheidend absetzen.

Start glückte

Einsiedeln musste wegen einer Verletzung von Neuzuzug Stone Perlungher gleich zu Beginn einen Dämpfer hinnehmen. Doch Alexander Golin machte seine Sache im Leichtgewicht gegen Lion Husmann ausgezeichnet und holte Punkt für Punkt bis zur technischen Überlegenheit nach fünf Minuten. Das Duell zwischen Kaderringer Damian von Euw und Flavio Herger war ein Stimmungskiller. Mit herrlichen Überwürfen setzte von Euw  seinen Gegner im Schwergewicht sogleich unter Druck und holte mit hohen Viererwertungen einen Überlegenheitssieg. River Perlungher, der als Freistiler aus taktischen Gründen im Greco  bis 61 Kilo antreten musste, hielt gegen Sven Gamma, einem erfahrenen Greco-Spezialisten, stark dagegen und konnte die Niederlage mit 2:0 in Grenzen halten. Andreas Burkard und der Alt-Internationale Nicolas Christen lieferten sich einen packenden Fight. Wenige Sekunden vor Schluss überrumpelte Burkard seinen Kontrahenten mit  einem  beherzten Beinangriff.  Am Ende lag er verdient mit 5:2 vorne. Wer ein Feuerwerk von Angriffen von Lars Neyer (65 kg) erwartet hatte, lag daneben. Der Junioren-Internationale Thomas Epp kontrollierte das Geschehen gegen Lars Neyer vorerst klar und lag bis kurz vor Schluss mit 6:2 vorne. Neyer riskierte nochmals alles und glich mit einer Viererwertung zum Gleichstand aus. Da er die höhere Wertung aufwies, konnte er dieses Duell in extremis für sich entscheiden. Damit lag Einsiedeln bei Halbzeit mit 12:4 vorne, was den Kampfverlauf allerdings in keiner Weise widerspiegelte.  

Vorsprung verwaltet

Davide Stanisci, der letzte Saison wegen einer Schulteroperation pausieren musste, trat auf Yannick Epp. Der Italo-Schweizer, der in Rom Kunstgeschichte studiert, meisterte die Aufgabe  bis 86 Kilogramm über alle Erwartungen gut. Er riss das Zepter an sich und liess in der ersten Runde nicht viel zu. Erst gegen Ende des Kampfes hatte er mit der Kondition sichtlich Mühe und musste einige Punkte abgeben. Doch konnte er sich mit 11:4 deutlich durchsetzen. Zu seiner Première in der höchsten Kampfliga kam der Ukrainer Ilia Pretetiatko bis 70 Kilogramm. Der 17-jährige grossgewachsene Greco-Ringer  wuchs über sich hinaus. Er kämpfte mit dem höher eingestuften Michael Epp auf Augenhöhe und musste nach anfänglicher Führung mit 6:4 hauchdünn den Kürzeren ziehen. Nach dieser Niederlage liefen die Neyers zur Höchstform auf. Yves Neyer entschied den Schlüsselkampf gegen Sven Epp mit 5:0 bis 80 Kilogramm für sich, und sein jüngerer Bruder Kay gab gegen Lars Epp gleich den Ton an, hielt seinen Gegner mit wirkungsvoll vorgetragenen Angriffen auf Distanz und kam so zu einem Schultersieg. Mit diesem Erfolg war Einsiedelns Gesamtsieg in trockenen Tüchern. Zum Abschluss lieferten sich Jan Faller und Benjamin Gander ein hitziges und nicht zimperliches Duell. Es ging  von der ersten Sekunde an drüber und drunter. Der etwas agilere Faller ging mit 8:3 als Sieger hervor und bewies einmal mehr seinen Killerinstinkt.  

Es war ein wahrlich gelungener Ligaauftakt vor viel Publikum und vielen spannenden Kämpfen, was nach mehr ruft. Es kristallisierte sich im Verlaufe des Matches der Eindruck heraus, dass Einsiedeln das ausgewogenere Kollektiv stellte, auch wenn der Sieg letztlich zu hoch ausfiel.  Einsiedeln war clever, wenn es in schwierigen Situationen clever sein musste. Trotz des Sieges bleibt Trainer Urs Bürgler vorsichtig. «Wir wollen Schritt für Schritt gehen und wissen nicht, was unsere Konkurrenz noch aus dem Ärmel schüttelt.»   

Auswärts gegen Willisau

Nächste Woche gastiert Einsiedeln auswärts bei Vizemeister Willisau. Die Luzerner wollen den letztes Jahr an Kriessern entgangenen Meistertitel wieder zurückholen, was sie mit dem deutlichen Auftaktsieg gegen Freiamt andeuteten. Einsiedeln war in den letzten Jahren immer die Mannschaft, welche den Serienmeister überraschen konnte. Willisau wird allein schon deshalb diese Begegnung nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Resultatübersicht:

(F= Freistil, G = Griechisch-Römisch)

57 kg      F               Alexander Golin – Lion Husmann                              4:0

61 kg      G              River Perlungher – Sven Gamma                               0:2

65 kg      F               Lars Neyer – Simon Gehrig                                        2:1

70 kg      G              Illia Pretetiatko – Michael Epp                                   1:2

75 kg      F               Kay Neyer – Lars Epp                                                 4:0

75 kg      G              Jan Faller– Benjamin Gander                                    3:1

80 kg      F               Yves Neyer – Sven Epp                                               3:0

86 kg      G              Davide Stanisci – Yannick Epp                                    3:1

97 kg      F               Andreas Burkard – Nicolas Christen                          2:1

130 kg    G              Damian von Euw – Flavio Herger                               4:0

Einsiedeln – Schattdorf 26:8

Freiamt – Willisau 13:21

Oberriet – Kriessern 12:27

Werner Schönbächler