Einsiedeln – Kriessern 17:22

Gut gestartet, aber hart gelandet

Licht und Schatten wechselten sich bei der Ringerriege Einsiedeln gegen Kriessern ab. Am Ende setzte sich die Gästemannschaft aber durch. Die Einheimischen stehen damit punktemässig noch immer im Niemansland. Es war für Einsiedeln ein Match in zwei Akten.

W.S. Mit einem Sieg von Einsiedeln gegen den Tabellendritten Kriessern war ohnehin nicht zu rechnen. So gesehen entspricht die Niederlage eigentlich den Erwartungen. In der gegenwärtigen Situation ist für die Einsiedler Ringer eine Niederlage selbst dann nicht zu vermeiden, wenn der Konkurrent für seine Verhältnisse nicht auf dem höchsten Niveau ringt. Die Begegnung vermochte wenigsten die Erwartungen der immerhin 240 Zuschauer zu erfüllen. Die knisternde Spannung blieb bis zum Schluss erhalten und erhitzte beidseits die Gemüter. Die Einheimischen diktierten das Geschehen zu Beginn und bauten den Vorsprung auf fünf Punkte aus. Doch sie waren insgesamt zu wenig abgebrütet und müssen einfach noch cleverer ringen, sonst ist der NLA bald einmal Lichterlöschen angesagt.

Erstmals in Führung

In den Duellen schenkten sich die Ringer nichts. Sie haben kämpferisch alles gegeben, was sie hatten. Doch manchmal sind eben Kleinigkeiten, die eine Begegnung entscheiden können. Im Auftaktkampf im 57 Kilo Greco musste Patrick Dähler gegen Andreas Bleiker ran. Nach einem furiosen Start mit einem herrlichen Ausheber konnte Dähler seinen Kontrahenten am Boden festhalten. Michael Hess kam im Schwergewicht zu einem Forfaitsieg. Damit lag Einsiedeln bereits mit 8:0 vorne. Der dritte Kampf des Abends ging mit 0:4 Mannschaftspunkten auf das Konto der Gäste. Dany Kälin wollte gegen Christoph Wittenwiler einfach keine technische Wertung gelingen. Im 96 Kilo Greco war Sven Neyer gegen Philipp Hutter, einem Ringer von internationalem Form, gefordert. Nach verhaltenem Start ging es so richtig zur Sache. Die 1:0-Führung von Neyer in der ersten Runde drehte sein Gegner um und lag kurz vor Schluss mit 3:2 in Führung. Wegen Passivität wurde Hutter von der Matte gestellt. Der Entscheid des Unparteiischen wurde von den Gästen angezweifelt und fiel etwas hart aus. Jan Neyer, der Michel Schönbächler ersetzte, war Manuel Wittenwiler deutlich unterlegen und unterlag technisch überhöht. Immerhin brachte er bei der 4:20-Niederlage einen Punkt ins Trockene.

13:8 hiess es bei Halbzeit für Einsiedeln. Die Fronten schienen sich mit diesem guten Start schon etwas geklärt zu haben. Doch der zweite Akt folgte erst noch.

Gepunktet, aber glücklos

Nach der Pause wurde Bruno Flück von Jürg Hutter mit 3:9 niedergehalten. Dennoch ist Flück eine weitere Leistungssteigerung in der NLA gelungen. Wer glaubte, dass der Kampf zwischen Lukas Schönbächler und Marc Dietsche, dem Sohn des einstigen Olympia Bronzemedaillengewinners Hugo Dietsche, wie in den bisherigen Duellen auf Messers Schneide stehen würde, sah sich getäuscht. Der Rheintaler hatte seinen Widersacher, dem nach einer längeren Verletzungspause die Automatismen fehlten, zusehends besser im Griff und wirkte bei seinem 3:9-Sieg wesentlich agiler und wacher. Nicht lange stand Andreas Burkard auf der Matte. Schon im ersten Angriff erwischte ihn der dynamisch ringende Damian Dietsche mit einem blitzartig angesetzten Hüfter. Damit lag Kriessern erstmals mit 18:15 vorne.

ringen_schönbächler

Wer geglaubt hätte, dass Jürg Betschart gegen Mirco Hutter keine Chance hätte, lag völlig daneben. Es ist erstaunlich, wie der Grosser die taktischen Anweisungen von Dobrev Stojan immer besser umzusetzen vermag. Er wandelt sich vom Frestil- zum Grecoringer. Nachdem die erste Runde 0:0 endete, mussten die Würfel in der zweiten Kampfhälfte fallen. Das Duell wog auf und ab und riss die Zuschauer mit. Nachdem sich der Rheintaler einen 6:2 Vorsprung herausgearbeitet hatte, machte er den Sack zu. Dabei wirkte er allerdings derart passiv, dass die dritte Verwarnung eigentlich vom Unparteiischen hätte ausgesprochen werden können. Doch sind solche Entscheide heikel und werden je nach Lager beurteilt.

Im Duell der beiden im Einzelklassement führenden Yves Neyer und Steven Grab gab es zum Abschluss ein Duell auf allerhöchstem Niveau zu sehen, wobei der zackige Neyer seinen Gegner öfters an den Beinen packte, als diesem lieb war. Nach einem Blitzstart von Graf lag Neyer mit 2:6 zurück. Doch Neyer konnte den Spiess zwischenzeitlich umdrehen und schien dank konditionellen Vorteilen einem Sieg zuzusteuern. Der Rheintaler konnte nur noch rückwärts marschieren und hätte dafür eigentlich bestraft werden müssen. Stattdessen erwischte er seinen Kontrahenten am Mattenrand und erhielt dafür vier fragwürdige Punkte, was ihm einen 12:11-Sieg einbrachte. Da gab es ein gellendes Pfeifkonzert. Auch wenn diese Niederlage besonders schmerzte, war es letztlich nur noch etwas Resultatkosmetik.

Obschon die Niederlage die Tabellenlage der Einsiedler Ringer nicht verändert, werden die Ringer nun Wunden lecken, um physisch wieder auf die Beine zu kommen. Dennoch verfällt Trainer René Buchmann nicht in Panik.“Die Ringer wollten unbedingt in die NLA und machen jetzt halt einen Lern- und Reifeprozess durch.“ Dennoch vermisst man bei einigen Wettkämpfern den nötigen Biss und die Wettkampfhärte. Sie sollten eigentlich wissen, dass 100 Prozent in der höchsten Kampfklasse nicht genügen, oftmals braucht es halt noch einige Prozente mehr. Und wenn bei einem schmalen Kader noch Schlüsselringer ausfallen, wird die Angelegenheit noch trister. Auf die ringerischen Qualitäten angesprochen antwortet Buchmann:“Ich bin nach wie vor überzeugt, dass die Einsiedler besser ringen können, als es die bisherigen Resultate zeigen. Doch dazu müssen die Köpfe frei sein.“

 

Resultatübersicht:

57 kg:         Patrick Dähler – Andreas Bleiker                                       4:0

61 kg:         Dany Kälin – Christoph Wittenwiler                                   0:4

65 kg:         Jan Neyer – Manuel Wittenwiler                                       1:4

70 kg:         Lukas Schönbächler – Marc Dietsche                                 1:3

74 kg:         Jürg Betschart – Mirco Hutter                                            1:2

74 kg:         Yves Neyer – Steven Graf                                                   1:2

80 kg:         Andreas Burkard – Damian Dietsche                                 0:4

86 kg:         Bruno Flück – Jürg Hutter                                                   1:3

96 kg:         Sven Neyer – Philipp Hutter                                               4:0

130 kg:       Michael Hess – kampflos                                                    4:0

 

Resultatübersicht:

Einsiedeln – Kriessern                               17:22

Freiamt – Schattdorf                                 27:9

Willisau – Hergiswil                                  24:10

 

Tabelle:

  1. Willisau, 18 P., 2, Kriessern 13 P., 3. Hergiswil 11 P., 4. Freiamt 8 P., 5. Schattdorf 4 P., 6 Einsiedeln 0 P.

 

Abschluss in Schattdorf

W.S. Am nächsten Samstagabend schliesst die Ringerriege Einsiedeln die Qualifikation der NLA-Mannschaftsmeisterschaft gegen Schattdorf auswärts ab. Die Urner, die einen tollen Start hinlegten, gerieten in den letzten Duellen in eine Abwärtsspirale und konnten in der Rückrunde nicht mehr punkten. Da es für beide Teams nur noch ums Prestige geht, können sie völlig unbeschwert gegeneinander antreten. Dennoch darf nicht einfach von einem Pflichttermin gesprochen werden.

 

Werner Schönbächler