Ringerriege Einsiedeln kämpfte zitterte – und feierte
Die Ringerriege Einsiedeln besiegt Brunnen im Rückkampf letztlich deutlich und bleibt damit in der höchsten Kampfklasse. Die Entscheidung fiel erneut erst in den beiden letzten Duellen zugunsten der Einsiedler.
W.S. Der Kampf um den Auf- bzw. Abstieg glich einem Stück aus der Weltliteratur. Und zwar der Ballade „Und noch 20 Minuten bis Buffalo“, von Theodor Fontana. Die Ballade preist den charismatischen John Maynard, Steuermann eines Passagierschiffes auf dem Eriesee, als auf der Fahrt von Detroit nach Buffalo Feuer ausbricht. John Maynard bleibt in „Qualm und Brand“ auf seinem Posten bis das Schiff das Ufer erreicht, und er rettet so alle. So wie auf dem Schiff des tapferen Kapitän Maynard brach bei der Ringerriege Einsiedeln immer wieder das Feuer der Verunsicherung, der Zweifel, der Ängste aus. Es war völlig ungewiss, ob es die Einsiedler Ringer schaffen, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Nach der Halbzeitführung deuteten alle Zeichen auf einen Sieg Einsiedelns hin. Doch vor rund 300 Zuschauern, wohl mehr als die Hälfte aus Einsiedeln, in der rappelvollen Sporthalle, fiel die Entscheidung spät.
Geglückter Auftakt
„Eine Niederlage mit zwei Punkten Unterschied ist nicht so dramatisch, da ist noch alles möglich“, sagte Brunnens Chefcoach Martin Suter nach dem Hinkampf und ergänzte,“ein Sieg wäre alleweil möglich gewesen.“ Die Fans beider Seiten trieben auch diesmal ihre Lieblinge fast permanent aus Leibeskräften nach vorn. Im Auftaktkampf kam Patrick Dähler nicht so richtig in die Begegnung und musste mit 10:5 den Sieg Abd al Sada Monteda überlassen. Erstes tiefes Atmen beim Einsiedler Anhang. Im 130 Kilo Freistil musste Roger Schatt gegen Routinier Franz Föhn ran. Ein über weite Strecken ausgeglichenes Duell. Nachdem sich der Einsiedler völlig überraschend beim Stand von 2:2 Punkten durchzusetzen vermochte, reckte er den Zeigefinger in die Luft. Da er die Zweierwertung zuletzt holte, wurde er zum Sieger erklärt und sorgte damit für Jubelstürme bei Einsiedeln. Dany Kälin geriet gegen Sergio Gamma bald einmal ins Hintertreffen und musste eine 14:4-Niederlage hinnehmen. Der nächste Sieg für Einsiedeln fuhr „Mister Zuverlässig“ Sven Neyer ein, der Damian von Euw mit 8:2 niederhielt. Seine Zweierwertungen mit effizienten Durchdrehern am Boden waren Klasse. Im Duell bis 65 Kilo bodigte der eminent „bissige“ Michel Schönbächler mit tollen Würfen Thomas von Euw technisch überhöht und brachte sein Team bei Halbzeit 8:11 in Führung.
Brunnens Aufbäumen
Bruno Schnyder, Einsiedelns Austauschringer von Erstligist Rapperswil, trat gegen Routinier Florian Betschart an. Der Einsiedler sah sich nach einem intensiven Kampf mit 6:3 hauchdünn bezwungen. Die Gastgeber setzten ihren Siegeszug in der Klasse bis 70 Kilogramm (Freistil) fort. Lukas Bossert, die Verstärkung von Willisau, liess sich von Jan Neyer, der äusserst aggressiv kämpfte, zwischenzeitlich aus der Ruhe bringen. Doch letztlich verliess er die Matte mit 8:2 als Sieger. Damit stand es 13:13 unentschieden. „In jeder Begegnung, wenn es ein offener Kampf ist, gibt es positive und negative Überraschungen“, sagte Einsiedelns Trainer René Buchmann nach dem Match. Der Ausgang des Duells zwischen Sämi Fuchs und Bruno Flück war über weite Strecken auf der Kippe. Nachdem Flück gleich zu Beginn in Rückstand geriet, kam er in besser in Fahrt. Doch wollte ihm der Sieg trotz eines starken Endspurtes nicht mehr gelingen. Dennoch holte er bei seiner 6:2-Niederlage einen wichtigen Mannschaftspunkt. Beim Stand von 15:14 mussten die Würfel wie schon im Hinkampf in den beiden letzten Begegnungen fallen. Im 74-Kilo-Greco zwischen Lukas Schönbächler und Ramsan Israpilov holte der taktisch klug agierende Einsiedler einen ungefährdeten 11:0 Sieg. Als im letzten Kampf Yves Neyer Alexander Büeler nach einer deutlichen Führung schulterte und dabei ein wahres Feuerwerk an hoher Griffkunst abbrannte, tobten die begeisterten Einsiedler Anhänger und verwandelten die Halle für einen Moment in einen Hexenkessel. Der Schlusspunkt kam für die Ringerriege Einsiedeln gerade richtig.
„Wir haben die Aufgabe gut gelöst und diesmal viel effizienter als im Hinkampf gerungen“, erklärte René Buchmann, der wie Kapitän John Maynard, bis zuletzt hinter seiner Mannschaft stand. „Wir hatten beim ersten Sieg viel Glück. Aber wir haben uns das hart erarbeitet“, fährt er weiter. Er lobt weiter die Leidenschaft seiner Ringer, die Energie und den Willen. Sie haben sich an seine taktischen Anweisungen gehalten und kamen so zu einem letztlich verdienten Erfolg. Wichtig ist, dass Einsiedeln gewonnen hat und in der NLA bleibt.
„Wir haben gut gekämpft, kleine Dinge machten letztlich den Unterschied aus. Es war ein Auf und Ab“, hielt sein Antipode Martin Suter auf Brunner Seite fest. Brunnen hat zwar verloren, doch hat die junge Mannschaft viel Potenzial und wird früher oder später wieder im „Oberhaus“ anzutreffen sein.
Die Einsiedler Ringer waren mental und ringerisch zum richtigen Zeitpunkt bereit und konnten zuletzt noch eine Schippe drauflegen. Sie waren fokussierter und souveräner als beim ersten Aufeinandertreffen in diesem prestigeträchtigen Ringer-Derby.
Resultatübersicht:
57 kg: Abd al Sada Morteda – Patrick Dähler 3:1
61 kg: Sergio Gamma – Dany Kälin 3:1
65 kg: Thomas von Euw – Michel Schönbächer 0:4
70 kg: Lukas Bossert – Jan Neyer 3:1
74 kg: Ramsan Israpilov – Lukas Schönbächler 0:3
74 kg: Alexander Büeler – Yves Neyer 0:4
80 kg: Sämi Fuchs – Bruno Flück 2:1
86 kg: Florian Betschart – Bruno Schnyder 2:1
97 kg: Damian von Euw – Sven Neyer 1:3
130 kg: Franz Föhn – Roger Schatt 1:2
Resultatübersicht:
Brunnen – Einsiedeln 15:21 (Gesamtergebnis 32:40)
Final (Hinkampf):
Hergiswil – Willisau 13:18
3./4. Platz:
Schattdorf- Kriessern 14:20