520 Zuschauer trieben Einsiedler Ringer in die Playoffs

Die Ringerriege Einsiedeln besiegte mit einer starken Leistung Schattdorf und steht damit nach den Qualifikationsrunden unter den besten vier Teams. Die Ringer beider Lager zelebrierten ein Offensiv-Gala vom Feinsten.

W.S. Als der Schlusspfiff ertönte und feststand, dass Einsiedeln den wichtigen Kampf gewonnen hatte, dürften in den Reihen der Einsiedler Verantwortlichen viele erleichtert gewesen sein. Einsiedeln wollte auf keinen Fall verlieren. Ja, und wenn es nicht gereicht hätte, was dann? Das war bei vielen die Frage. Nun, am Ende hat es geklappt. Die Leidenschaft, Konzentration und das Tempo haben sich in ein explosives Gemisch, in eine Art «Ringer-Ekstase» verwandelt. Doch dieser Fakt verkam letztlich zur Randnotiz. Das Innerschweizer Ringerderby präsentierte sich ungewohnt unbeschwert – angefangen beim Sponsorenapéro mit Prominenz aus Politik, Sport und Wirtschaft. Dabei konnten der frisch gewählte Nationalrat Roman Bürgi als einziger Politiker, bekannte Schwingergrössen wie Kurt Schneiter, Martin Grab, Christian Schuler und Ruedi Roschi sowie die einstige Skigrösse Urs Kälin begrüsst werden.

Nicht nach Plan

Im Leichtgewicht hatte Alexander Golin keine grosse Mühe gegen Stone Perlungher. Er kam mit seinen wirkungsvollen Angriffen wie Armfallzug und Überrollern nach 1:06 Minuten zu einem Sieg durch technische Überlegenheit (15:0). Sven Neyers Taktik ging Simon Marti daneben. Durch einen missratenen Brienzerangriff geriet er gleich zu Beginn mit 4:0 in Rücklage. Obschon er darauf alles versuchte, reagierte sein aufmerksamer Kontrahent immer wieder geschickt und siegte mit 7:1. Im Gewicht bis 61 Kilogramm standen sich Magomed Dzavadov und der Internationale Thomas Epp gegenüber. Der Urner liess keine Punkte zu und landete nach zwei Minuten einen Schultersieg. Der Internationale Damian von Euw, der mit einer Doppellizenz für Brunnen und Einsiedeln ringt, kam zu einem Forfaitsieg. Michel Schönbächler suchte gegen den unbequemen Sven Gamma die Offensive. Der zu Beginn ausgeglichen verlaufene Kampf stand nach der ersten Runde 1:1. Doch dann übernahm der Urner das Zepter, ging mit 5:1 in Führung und landete kurz vor dem Ende einen Schultersieg, was im Einsiedler Lager einen Dämpfer absetzte. Diese Niederlage entsprach nicht dem Regieplan. Zur Pause lag Einsiedeln mit 9:11 zurück.

Einsiedeln trumpfte auf

Andreas Burkard war gegen Sven Epp von Beginn abgeklärt unterwegs und riss das Geschehen fest an sich. Doch der Urner hielt stark dagegen und vermochte den Abstand lange Zeit in Grenzen zu halten. Burkard gewann diesen bärenstarken Kampf schliesslich mit 5:0. Als Lars Neyer auf die Matte trat, kam bald einmal Stimmung auf. In einem hitzigen und nicht gerade zimperlichen Gefecht ging es in den ersten drei Minuten gegen Peter Zberg drüber und drunter. So konnte sich Neyer aus einer gefährlichen Lage befreien. Doch dann kam er immer besser in Fahrt und übernahm die Chef-Rolle. Mit seinem herrlichen Hochschwung und anschliessendem Schultersieg avancierte der wilde Draufgänger zum Mann des Abends. Freistiler Yves Neyer hatte im Greco gegen Nicolas Christen eine schwere Aufgabe zu bewältigen. Er meisterte sie in der ersten Runde über alle Erwartungen gut und konnte das Duell mit 1:1 ausgeglichen gestalten. Doch einmal vom Unparteiischen wegen Passivität in die Bodenlage befördert, war es um ihn nach einer Serie von Überwürfen und Durchdrehern geschehen. Bei seiner Niederlage (16:1) holte er aber einen wertvollen Mannschaftspunkt. Ein weiterer Schlüsselkampf endete mit einem Erfolg der Einheimischen. Jan Faller, der Leihringer von Sense, kämpfte Benjamin Gander in einem spektakulären Greco-Fight im wahrsten Sinn des Worts Punkt für Punkt bis zum 15:4 nieder. Im letzten Match des Abends sorgte Kay Neyer für Musik. Mit beherzten Beinangriffen überrumpelte er Lars Epp immer wieder und konnte ihn mit 16:0 auspunkten.

Die Begegnung war beste Werbung für den Ringsport mit dem besseren Ende für Einsiedeln. «Die komplette Mannschaft ist an die Grenze gegangen, jeder hat das letzte aus seinen Möglichkeiten herausgeholt», bilanzierte Einsiedelns Trainer Urs Bürgler. Das Team hat seine Heimstärke in einer tollen Atmosphäre wie zu den goldenen Zeiten der 90er-Jahre unter Beweis gestellt. Manche Duelle waren so spannend, dass manchem Ringerfreund das Herz fast in die Hose gerutscht war. Das ist es eben, was einen guten Krimi ausmacht. Doch muss auch festgehalten werden, dass vieles für Einsiedeln gelaufen war und das Resultat am Ende etwas zu hoch ausfiel. Das Team lässt sich deswegen nicht blenden und bleibt mit beiden Füssen auf dem Boden. Nach diesem Erfolgserlebnis sollte dennoch ein gehöriger Ruck durch die Mannschaft gehen. Die Initialzündung dazu muss aber von jedem einzelnen Ringer ausgehen. Es wäre an der Zeit, dass das gegen einer der drei Grossen passiert.

Letzte Runde auswärts

Nach dem Erreichen der Playoffs kann die Ringerriege die Qualifikationsrunde auswärts gegen Kriessern locker in Angriff nehmen. Die beiden Teams liegen nur einen Punkt auseinander und

duellieren sich um den dritten Platz. Die Rheintaler wollen noch zwei Niederlagen vor eigenem Publikum wieder ein Erfolgserlebnis kommen.

Resultatübersicht

57 kg: Alexander Golin – Stone Perlungher 4:0

61 kg: Magomed Dzavadov – Thomas Epp 0:4

65 kg: Michel Schönbächler – Sven Gamma 0:4

70 kg: Lars Neyer – Peter Zberg 4:0

75 kg: Jan Faller – Benjamin Gander 3:1

75 kg: Kay Neyer – Lars Epp 4:0

80 kg: Yves Neyer – Nicolas Christen 1:4

86 kg: Andreas Burkard – Sven Epp 3:0

97 kg: Damian von Euw – kampflos 4:0

130 kg:Sven Neyer – Simon Marti 1:3

Einsiedeln – Schattdorf 24:16

Freiamt – Kriessern 23:12

Oberriet – Willisau 14:27

Tabelle: 1. Willisau16 P., 2. Freiamt 16 P., 3. Kriessern 9 P., 4. Einsiedeln 8 P., 5. Schattdorf 3 P., 6. Oberriet 2 P.