Swiss Winforce-League: Einsiedeln – Kriessern 15 :23

Entscheidung fiel im letzten Kampf zugunsten des Meisters

Sechs Ausfälle zeigten ihren Spuren und waren des Guten zuviel. Dennoch bot Einsiedeln dem amtierenden Meister über weite Strecken die Stirn, verlor aber letztlich mit 15:23.

W.S. Trotz des aufopfernden Einsatzes haben die Einsiedler Ringer den ersten Mannschaftskampf vor eigenem Publikum verloren. Das Verdikt fiel mit 15:23 knapper aus als befürchtet werden musste. Kriessern trat mit einem wesentlich stärkeren Team als beim Saisonstart an. Mit dem Ausfall von drei Doppellizenzringern, die bei ihren Stammklubs in der Nationalliga B im Einsatz standen, und den drei verletzten Adrian Mazan, Yves und Jan Neyer hat das Einsiedler Team viel an Durchschlagskraft verloren. Die beiden erstmals aus dem eigenen Nachwuchs eingesetzten Nachwuchsringer Cyrill Kälin und Fabian Noser hätten ob ihres Gegners internationaler Erfahrung erstarren können, holten aber mit viel Kampfgeist einen wertvollen Mannschaftspunkt. Erstmals setzte sich das Team aus Ringern zusammen, die ihren Wohnsitz allesamt im Bezirk Einsiedeln haben.

Starker Beginn

Kay Neyer startete furios,  konnte seine Kräfte gegen Michel Steger besser zur Geltung bringen und gewann nach vier Minuten durch technische Überlegenheit (15 Punkte Differenz). Im Schwergewicht stand bei Einsiedeln erstmals Boris Illenseer im Einsatz. Der 2-Meter-Mann war in Deutschland über Jahre hinweg ein gefragter Freistilringer im Schwergewicht. In den letzten Jahren kämpfte er für den Regionalligaverein Gottmadingen und wohnt seit diesem Jahr in Einsiedeln. Obschon ihm das Grecoringen gar nicht in den Kram passt, holte er gegen den körperlich deutlich unterlegenen Ramon Betschart, der die Schweiz ab nächster Woche an den Weltmeisterschaften in Kazachstan vertritt, bei seiner 5:1-Niederlage einen Punkt. Lars Neyer richtete es in der 61-Kilogramm-Klasse im wohl schönsten Kampf des Abends gegen Dorien Hutter: Mit einem Kraftakt beendete er die beiden Runden mit einem 9:4-Sieg. Dass sich Sven Neyer auch im freien Stil auskennt, bekam Tobias Betschart zu spüren. Obschon ihm sein Kontrahent kurz vor Zeitablauf noch eine ärgerliche Punktewertung abjagte, brachte er den Kampf mit 12:2 sicher nach Hause. Der 17-jährige Cyrill Kälin bekam es mit Dominik Laritz, einem Ringer mit internationaler Erfahrung zu tun. Es war verwunderlich, dass er den ausgezeichneten Freistilringer über weite Strecken plagen konnte und erst in der fünften Minute technisch überhöht verlor. Beim Zwischenstand von 11:8 schien die Begegnung für den weiteren Verlauf noch völlig offen. Das Ergebnis sorgte für gut gelaunte Einsiedler, doch auch die Rheintaler zeigten sich nicht mutlos – sind die Kämpfe nach der Pause doch oft für ie Aufholjagd ihrer Cracks bekannt.

Kay Neyer in Aktion

Bis am Ende offen

Nach der Pause musste Tim Zehnder, der nach einem Fussbruch wieder eingesetzt werden kann, gegen den Internationalen Fabio Dietsche auf die Matte. Dabei liess der ausgezeichnete Techniker Dietsche nichts anbrennen. Er war gewohnt sicher im Stand und mit wuchtigen Überwürfen von Beginn weg der bessere Ringer. Bei seinem technisch überhöhten Sieg holte Zehnder den angestrebten Mannschaftspunkt, womit es 12:12 stand. Schwer tat sich Michel Schönbächler zu Beginn gegen den kräftigen David Loher und geriet prompt in Rücklage. In der zweiten Runde lief es ihm etwas besser, und er konnte die Niederlage mit 3:1 im Rahmen halten. Das mit Spannung erwartete Duell zwischen Andreas Burkard und Weltmeisterschaftsteilnehmer Marc Dietsche musste der Einheimische in der ersten Runde seinem Kontrahenten überlassen. Mit einer grossen Willensleistung konnte Burkard das Geschehen zunehmend ausgeglichener gestalten und zog knapp mit 6:4 den Kürzeren. Fabian Noser agierte gegen den erfahrenen Christoph Wittenwiler ohne grossen Respekt und setzte einige Nadelstich, dass dieser nach einer ausgeglichenen ersten Runde, den 15:4-Sieg «auf dem Zahnfleisch» über die Zeit brachte. Beim Stande von 19:15 für das Gastteam musste die Entscheidung im letzten Kampf des Abends zwischen Lukas Schönbächler und David Hungerbühler fallen. Zumindest ein Unentschieden lag für Einsiedeln noch in Reichweite, was gegen diesen reputierten Gegner allerdings  eine sehr hohe Hürde war. Nach der ersten Hälfte führte der Rheintaler lediglich mit 1:0. Doch nach einer Viererwertung war der ungestüm angreifende Hungerbühler nicht mehr zu bremsen und kam zu einem Sieg durch technische Überlegenheit.

Trotz dieser Niederlage war Einsiedelns Trainer Urs Bürgler nicht unglücklich: «Das junge Team hat dem Meister alles abverlangt und einen harten Kampf geliefert. Schade – es wäre noch etwas mehr drin gewesen», trauerte er der einen oder anderen Situation nach, die unnötig Punkte kostete. «Die eingesetzten Nachwuchsringer können noch stärker werden.»

Die Einsiedler Mannschaft hat sicher Qualität, doch müssen einige Ringer einfach noch hungriger werden.

Bereits nach der zweiten Runde hat sich in der Nationalliga A die erwartete Zweiklassengesellschaft gebildet. Vorne ziehen Topfavorit Willisau, Freiamt und Kriessern weg, derweil Hergiswil, Schattdorf und Einsiedeln in etwa auf gleicher Augenhöhe wohl um einen Playoff-Platz oder gegen den Abstieg kämpfen müssen. Für Einsiedeln geht es vorerst darum, sich aus der Abstiegszone zu befreien. Erst dann kann sich das Team neue Ziele formulieren.

Resultatübersicht:

57 kg:            Kay Neyer – Michel Steger                               4:0

61 kg:            Lars Neyer – Dorien Hutter                              3:1

65 kg:            Cyrill Kälin – Dominik Laritz                             0:4

70 kg:            Michel Schönbächler – David Loher                1:2

74 kg:            Fabian Noser – Christoph Wittenwiler            1:3

79 kg:            Andreas Burkard – Marc Dietsche                   1:2

86 kg:            Tim Zehnder – Fabio Dietsche                         1:4

97 kg:            Sven Neyer – Tobias Betschart                        3:1

130 kg:          Boris Illenseer – Ramon Betschart                   1:2

Einsiedeln – Kriessern 15:23

Willisau – Hergiswil 31:5

Freiamt – Schattdorf 25:11

Tabelle:

1. Willisau 4 P., 2. Freiamt 4 P., 3. Kriessern 2 P., 4. Einsiedeln 1 P., 5. Schattdorf 1 P., 6. Hergiswil 0 P.

Unterbruch der Mannschaftsmeisterschaft

Wegen der Welttitelkämpfe in Kazachstan wird die Mannschaftsmeisterschaft am nächsten Samstag unterbrochen, weil in den beiden Stilarten sieben Schweizer Ringer um das Olympia-Ticket in Tokio kämpfen. In zwei Wochen gastiert die Ringerriege Einsiedeln beim Tabellenführer Willisau. Für einige Einsiedler Ringer kommt diese Pause für die Auskurierung von Blessuren gerade gelegen.

Werner Schönbächler