Freistilmeisterschaften in Muri, AG: Ringerriege Einsiedeln mit drei Medaillen

Sven Neyer wurde Doppelmeister im Schwergewicht

An den Schweizermeisterschaften in Muri gab es für die Ringerriege Einsiedeln mit drei Medaillen und einem Diplom eine beeindruckende Bilanz.

W.S. Muri war nach Willisau die zweite Station der diesjährigen Titelkämpfe der Aktiven. Von der Ringerriege Einsiedeln gingen vier Athleten und Sonia Kälin an den Start. Dass sich einige Wettkämpfer wegen Böbbelchen abmeldeten, stimmt allerdings etwas nachdenklich. Titelkämpfe sollten genügend Motivation für eine Teilnahme sein. Nichtsdestorotz konnte die Einsiedler Delegation einige Akzente setzen und erreichte letztlich einen guten Leistungsausweis. Bis es soweit war, erlebten die Einsiedler Zuschauer ein Wechselbad von Hochs und Tiefs.

Im Schwergewicht zählte Sven auch als Grecoringer zu den meistgenannten Favoriten. Dabei brauchte er besonders im Finalkampf bis 125 Kilogramm gute Nerven. Er wollte gegen den eingebürgerten Inder Suhag Nareen unter keine Umständen in Rückstand geraten. Sein Kontrahent war in Indien jahrelang eine Ringergrösse und trainierte viel in Russland. Doch das genau passierte gegen den zwei Meter grossen Hünen. Nach einem Beinangriff bekam er die Stärke des über 120-Kilogramm schweren Kolosses zu spüren und gab einen Punkt ab. Auf Zurufen des Trainers René Buchmann änderte er seine Taktik und bekam so das Duell zusehends besser in den Griff. Dank seinem Siegeswillen und der besseren Kondition reichte es ihm zu einem verdienten 6:1-Sieg. Die Erleichterung war bei ihm gross.“Ich wusste, dass mir Gegner körperlich war und den Titel unbedingt gewinnen wollte. Ein Konzentrationsfehler brachte mich in Rücklage und für einen Moment aus dem Tritt. Zum Glück konnte ich diesen Fehler gerade noch rechtzeitig ausbügeln“, freute er sich über seinen ersten Sieg im freien Stil und mittlerweile vierten Schweizermeistertitel.

Schönbächlers Leistung

Dass Michel Schönbächler ein grosser Kämpfer ist, hat er schon im Vorfeld bewiesen. Damit er in der 61-Kilo-Klasse antreten konnte, gab es für ihn eine „Abspeck-Tortur“. So brachte der 26-jährige Greco-Spezialist noch vier Tage vor dem Wettkampf sechs Kilogramm „zuviel“ auf die Waage. Um ein Gewicht tiefer als üblich antreten zu können, „speckte“ er in innert dreier Tage sage und schreibe sechs Kilogramm ab. Die Frage, ob diese Tortur an der körperlich und physischen Verfassung zerrte, wurde am Wettkampftag beantwortet. Nach der Startniederlage gegen Stefan Weber konnte er zusehends zulegen und landete vier Siege in Serie. Den Grundstein für das Vordringen in den Halbfinal legte er mit den Siegen gegen Sergio Gamma und Thomas Wild. Obschon er im Kampf um die Bronzemedaille nach anfänglicher Führung bis zuletzt zittern musste, gelang es ihm Christoph Wittenwiler mit 6:5 auf Distanz zu halten. Nach diesem Abnützungskampf schaute er ein wenig müde, aber völlig entspannt auf den anspruchsvollen Wettkampf zurück. Als Grecoringer hat für ihn in einem stark besetzten Gewicht der dritte Rang herausgeschaut. „Das Experiment, eine Gewichtsklasse tiefer anzutreten, hat sich gelohnt“, hält er fest.

Pech für Yves Neyer

Für Yves Neyer war der Gewinn einer Medaille das Minimalziel. Doch es war nicht sein Tag. Bereits zum Auftakt wurde er von Randy Vock eiskalt erwischt. Sein Versuch, sofort Punkte zu schreiben, war taktisch korrekt, die Ausführung der Griffe im Übermut fatalerweise etwas zu inkonsequent. Sein Konkurrent entwand sich geschickt einem Griff und konnte Punkte sammeln. Mit zwei Siegen erreichte Yves Neyer dennoch den kleinen Final. Im erneuten Duell gegen Randy Vock vergab er den in Reichweite liegenden Sieg Sekunden vor Schluss. Sichtlich enttäuscht über den vierten Platz war er sich über den entgangenen Titel nicht lange gram.“Ich wollte zu viel und habe zu wenig abgeklärt gekämpft. Jetzt weiss ich, dass ich daran arbeiten muss.“ Freistil-Nationaltrainer Ludwig Küng hielt fest:“Nach den harten Trainingseinheiten in den letzten Wochen ist es normal, dass die Ringer im Keller sind. Die Zeit für Yves wird noch kommen.“ Er hält an seinem Schützling fest und hat ihn für ein vierwöchiges Trainingslager und Bulgarien aufgeboten. Dort stehen die Vorbereitungen für internationale Turniere an. Yves Neyer muss noch lernen, die Kämpfe konzentrierter anzugehen.

Peter Kärcher blieb nach zwei Niederlagen auf der Strecke.

Sonia Kälin Zweite

Sonia Kälin, eine geborene Kämpfern, konnte bereits an zwei internationalen Turnieren überzeugen. Jetzt kommt noch ein zweiter Platz dazu. Bei den international ausgeschriebenen Meisterschaften startete sie gegen die deutsche Internationale Marina Görisch aus der Ringerhochburg Schifferstadt mit einer Punkteniederlage. Sie war ihrer Gegnerin über weite Strecken eine ebenbürtige Gegnerin. Zuletzt gab die grössere Erfahrung zugunsten der Deutschen den Ausschlag. Ein wenig ausser Atem sagte sie:“Dieses Duell hat mich, trotz der Niederlage, etwas gebracht und war für mich so gesehen ein Gewinn.“ Nach dem Gewinn der Silbermedaille konzentriet sich Sonia Kälin jetzt wieder aufschliesslich aufs Schwingen.

Zufrieden gab sich Einsiedelns unermüdliche Trainer René Buchmann:“Wir haben beinahe das Optimum herausgeholt. Schade, dass einige Athleten diese Standortbestimmung nicht nutzten.“

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Aus der Rangliste:

61 kg: 3. Michel Schönbächler, 70 kg: 4. Yves Neyer, 74 kg: 17. Peter Kärcher, 125 kg: 1. Sven Neyer

Frauen:

69 kg: 2. Sonia Kälin

 

Werner Schönbächler