Mit dem Sieg von Einsiedeln hatten die Halbfinal-Rückkämpfe eine saftige Überraschung parat. Einsiedeln löste in einem wahren Hitchcock-Duell das Ticket fürs Finale. «Rüüdig» soll es weitergehen.
W.S. Es war eine Mischung aus Trotz und Stolz mit der die Ringerriege Einsiedeln daheim das favorisierte Kriessern besiegte. Vor ausverkauftem Haus in der mit rund 700 Zuschauern aus allen Nähten platzenden Sporthalle haben die Einsiedler Ringer voller Leidenschaft alles gegeben und aus sich herausgepresst. Das reichte für das Weiterkommen. Fakt war, dass von den beiden Teams ein ringerisches Spektakel geboten wurde. Es war unglaublich, was da abging. Einsiedeln sorgte für einen Paukenschlag und für eine der grössten Überraschungen im Schweizer Ringsport in den letzten Jahren. Das Team entzauberte die Rheintaler mit einer eindrücklichen Leistung und hatte am Schluss beim Gleichstand mehr Einzelsiege auf dem Konto. Seit Einführung des derzeit geltenden Meisterschaftsmodus’ ist es der Ringerriege erstmals gelungen, sich für die «Finalissima» zu qualifizieren. Was Einsiedeln im Kollektiv in den Halbfinals auf die Matte brachte, war beeindruckend. Jetzt können sie um den Meistertitel in der Best-of-Three fighten.
Zu kleine Einsiedler Halle
Die Einsiedler treffen dabei auf Serienmeister Willisau. Wenn es am Samstagabend zur Sache geht, ist es für die Fans etwas ganz Besonderes. Für diesen Showdown verlässt man die Sporthalle Brüel, in der wegen verschiedener Gründe 700 Zuschauer Platz haben und zieht deshalb in die Mehrzweckhalle Rothenthurm mit einem Fassungsvermögen von rund 1’400 Personen. Weiter fehlt für einen Anlass dieser Grössenordnung in Einsiedeln die nötige Infrastruktur. Die Verantwortlichen hätten das Finale noch so gern in Einsiedeln vor eigenem Anhang ausgetragen, doch dann hätte eine Zuschauerbegrenzung eingeführt werden müssen, was man den Ringerfans nicht antun wollte. Weiter ist schon längst bekannt, dass während des Weihnachtsmarktes Parkplätze Mangelware sind. Für die Verantwortlichen der Ringerriege Einsiedeln, bedeutet die Verlegung einen erheblichen organisatorischen Mehraufwand. Mit den ersten Abklärungen wurde schon am Sonntag begonnen. Bereits am Freitag wird mit dem Einrichten in Rothenthurm begonnen. So werden drei Tribünen und ein Podest für die Matte aufgestellt. Weiter muss eine leistungsfähige Festwirtschaft eingerichtet werden. Ein riesiges Dankeschön geht an den Gemeinderat Rothenthurm, der dies mit seiner spontanen Zusage ermöglicht hat, sowie der Bevölkerung für das Verständnis bei Untrieben.
Willisau in der Favoritenrolle
Trotz dieser Mehraufwendungen ist aber eines klar: Es dürfte ein spannendes Finale geben. Die Gäste haben die Qualifikation schadlos überstanden, doch hatten sie im Halbfinal mit einem Sieg und einer Niederlage lediglich einen Zähler mehr als Freiamt. Wie gut doch, dass die Playoffs meistens andere Gesetze schreiben und vorherige Ergebnisse nicht mehr ins Kalkül fallen. Die beiden Trainer Urs Bürgler und Rolf Scherrer, beides zweifache Olympiateilnehmer, haben sicher lange an der Aufstellung herumgebastelt, um möglichst schon nach dem Wiegen einen psychologischen Vorteil herauszuholen. Einsiedeln unterlag in der Qualifikation gegen Willisau und ist schon allein deshalb der Underdog. Der letzte Einsiedler Erfolg gegen die Luzerner liegt immerhin sieben Jahre zurück. Am 21. September 2018 gewann Einsiedeln auswärts nach einem packenden Finish mit 16:17. Im Gegensatz zu den Gästen hat Einsiedeln ein schmaleres Kader und konnte seinen Topringern keine Erholungspause gönnen, was ein nicht zu unterschätzender Faktor ist. Bei Willisau war dies möglich, weil sie Platz eins schon vorzeitig auf sicher hatten. Das Ziel für Willisau ist jedenfalls klar: Sie werden Einsiedeln keineswegs unterschätzen, wollen siegen und dann eine Woche später zu Hause den 19. Meistertitel holen. Auch wenn die Gäste das kompaktere Team stellen, werden die Einsiedler ihre Möglichkeiten haben. Die Ringer hoffen, dass sie den Schwung aus dem Sieg gegen Kriessern mitnehmen und eine weitere Überraschung schaffen können. Wenn David gegen Goliath antritt, schlagen die meisten Herzen für den Aussenseiter. Wie man vor einer Woche miterlebt hat, werden die Daumen immer fester für den Underdog gedrückt und der Pulsschlag nimmt stetig zu, umso wahrscheinlicher es wird, dass die Sensation eintritt. Die Redensart «David gegen Goliath» könnte den Einsiedlern helfen.
Beide Kontrahenten werden bis zum Schluss vor dem Wiegen pokern, damit fällt es schwer, die Schlüsselkämpfe im Vorfeld hervorzuheben. «Es wird wieder auf jeden Kampf ankommen», glaubt Trainer Urs Bürgler. Wie eng die Kämpfe ausgehen können, hat man in den beiden Playoff-Halbfinals gesehen. Einsiedelns Präsident Sven Neyer hofft, dass es einen richtigen tollen Fight gibt. Der Schweizermeistertitel wird nicht wie die Halbfinals nach Punkten, sondern im Modus «Best-of-Three» vergeben. Wer zuerst zwei Siege auf dem Konto hat, gewinnt den Titel.
Die Ringerriege Einsiedeln hofft, auch im «Exil» in Rothenthurm auf die Unterstützung seiner Fans, welche die ganze Saison zahlreich ihre Kämpfe besuchten und sie lautstark anfeuerten. Wie man gegen Kriessern gesehen hat, puschte die Unterstützung der Ringer zusätzlich. Bei der Mehrweckhalle ist eine Anzahl Parkplätze vorhanden. Wer bei der Markthalle parkieren muss, dem steht ein Shuttlebus zur Verfügung. Der Wettkampfbeginn ist am Samstag ist um 19 Uhr. Weitere Einzelheiten können dem Inserat entnommen werden.

Werner Schönbächler

