Die Ringerriege Einsiedeln muss nach der Heimniederlage im Rückkampf um den Titelgewinn der Mannschaftsmeisterschaft gegen Willisau alles auf eine Karte setzen und dabei viele Risiken eingehen.
W.S. Das Verdikt ist glasklar: Ein Sieg muss her, nachdem das erste Duell gegen Willisau mit 17:21 verloren ging. Wenn der eine oder andere Kampf etwas glücklicher für Einsiedeln läuft, dann liegt etwas drin. Doch wird es in der Höhle des Löwen sehr schwierig werden, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Einsiedeln haben insbesondere bei Niederlagen die Punkte gefehlt, was stark verbesserungsfähig ist. Zum einen muss man aber neidlos anerkennen, dass Willisau insgesamt das ausgeglichenere Team war, zum andern verfügen sie über ein breites Kader, derweil die Personaldecke bei Einsiedeln dünn ist. Ehrlicherweise muss auch gesagt werden, dass es für einen Sieg an manchen Stellen mangelte. Doch war es insgesamt ein super Kampf für alle, die ihn gesehen haben. Das braucht die Ringer-Schweiz, denn deshalb kommen die Leute in die Halle. Das Mannschaftsgefüge der Grafenstädter hat es in sich: Es ist mit zahlreichen Internationalen gespickt. Mansur Mavlaev, der 57 Kämpfe in der Mannschaftsmeisterschaft in Serie gewonnen hat, Michael Portmann und Samuel Scherrer haben bereits Medaillen an Europameisterschaften oder Titel bei internationalen Turnieren gesammelt. Sie führten Willisau im Hinkampf zum Sieg. Weiter gehören Timon Zeder und Delian Alishahi zu den absoluten Leistungsträgern. Rucksäcke, die für Einsiedeln schwer wiegen. Die Einsiedler sind sich der immensen Qualität des Gegners bewusst. Es ist bekannt, dass für Willisau nur Titel und keine zweiten Plätze zählen. Es ist ein Spitzenteam mit Top-Qualität. Bis auf die Niederlage gegen Freiamt im Halbfinal haben sie in dieser Saison nichts liegen lassen. Diese Mannschaft ist das Siegen gewöhnt und ist auch zum Siegen verdammt. Die zermürbenden letzten drei Begegnungen haben ihre Spuren hinterlassen und es stellt sich die Frage, ob sich die angeschlagenen Ringer von ihren Blessuren genügend erholen können.
Nun heisst es einfach: Mund abwischen, weiter machen und alles in die Waagschale werfen. Dabei bleibt für Einsiedeln die Herkulesaufgabe, für den Rückkampf ein starkes Team aus dem Hut zu zaubern. Trainer Urs Bürgler versucht seine Schützlinge so gut wie möglich auf den Gigantenkampf vorzubereiten und einzustellen. «Ich kämpfe noch mit mir und der Aufstellung», sagt er und fährt weiter, «wir haben mit gleich viel Siegen wie der Serienmeister einen starken Hinkampf abgeliefert.» Die Ringer selber haben jedenfalls noch nicht aufgegeben. «Unmöglich ist im Sport nichts, aber es wird natürlich sehr schwer», freut sich Jan Neyer auf dieses Kräftemessen. Die Einsiedler gehen voller Adrenalin in diese Begegnung gegen die favorisierten Gastgeber, was angesichts deren Stärke auch zwingend notwendig ist. Es wird das Menschenmögliche unternommen, um den Kampf mit der stärkstmöglichen Formation bestreiten zu können. Nach einer anstrengenden Saison ist es gar nicht so einfach, die jeweiligen Top-Ringer auf die Matte zu bringen. Weiter ist es längst kein Geheimnis mehr, dass bei Einsiedeln der griechisch-römische Stil trotz grosser Anstrengungen nach wie vor die Achilessferse ist. Hier ist der Kontrahent eine Spur besser. Diese Schwäche macht sich gerade in einem Kopf-an-Kopf-Rennen bemerkbar. Eine Ausnahme bildet Damian von Euw, der ein Top-Ringer in diesem Stil ist.
Grosses Interesse
Die Woge der Begeisterung hat nach dem Hinkampf auch in Willisau so richtig Fahrt aufgenommen. Das Ringerfieber ist bei den Grafenstädtern wie fast jedes Jahr um diese Zeit so richtig ausgebrochen. Das Interesse am Kampf ist riesig, die Kartennachfrage hoch. Willisau ist wie elektrisiert. Die Stimmung dürfte in diesem Hexenkessel grandios sein. Die frenetischen Fans sind bekannt für ihre nimmermüde Unterstützung. Es ist unglaublich, was in den letzten Jahren in den Finalkämpfen in der brodelnden Halle abging. Der Ringsport ist nämlich in Willisau ganz klar die Nummer 1. Dem gibt es eigentlich nichts mehr hinzufügen.
Einsiedeln hat noch die Möglichkeit, die Niederlage zu korrigieren und mit einem Sieg eine dritte Ausmarchung zu erzwingen. Der Finalkampf hat schon öfter schöne Geschichten geschrieben, die nicht erwartet werden konnten. Einsiedeln wird nicht kapitulieren, sondern kämpfen. Doch gegen dieses Vorhaben wird Willisau wohl Einsprache erheben. Sämtliche Spekulationen erübrigen sich allerdings, sollten die Luzerner gewinnen, können sie den 19. Titel feiern und das Rechnen hätte ein Ende. Wegen des grossen Zuschaueraufmarsches ist eine frühzeitige Anreise empfehlenswert. Die Ringerriege Einsiedeln hofft ein weiteres Mal auf starke Unterstützung zählen zu dürfen. Es wurde eine Carfahrt für Fans organisiert. Wenn in der Sporthalle BBZ um 19 Uhr angepfiffen wird, sind spektakuläre Kämpfe auf der Matte garantiert.
Werner Schönbächler
