Die «Mission Final» der Mannschaftsmeisterschaft war ausgerufen. Beim zweiten Duell der Best of three unterliegt Einsiedeln hauchdünn. Beide Teams hatten wie schon im Hinkampf je fünf Siege auf ihrem Konto. Trotz der Enttäuschung im ersten Moment überwog am Ende die Freude über den Gewinn des silbernen Pokals.
W.S. Zum ganz grossen Wurf hat es wie schon vor 27 Jahren nicht ganz gereicht. Willisau präsentierte sich als die mit Abstand stärkste Mannschaft, gegen welche die Einsiedler in dieser Saison antreten mussten. Und wohl deswegen hat es den wieder leidenschaftlich rackernden «Klosterdörflern» nicht gereicht. Doch hielt sich die Ernüchterung nach dem Schlusspfiff in Grenzen. In diesem Match war alles drin. Dieser Rückkampf im Final hat das Zeug, um in den Vereins-Annalen eine Sonderstellung einzunehmen. Die beiden Teams lieferten sich einen grossartigen Abnützungskampf, in dem der Glücklichere gewann. Keiner hielt es mehr auf den Sitzen. Schweisstropfen flossen auf den Tribünen und noch viel mehr auf der Matte. Nerven waren zum Zerreissen gespannt. Die Partie hätte auf beide Seiten kippen können. Die Dämme brachten, die Sporthalle wurde zum Tollhaus. Es gab viele, die sagten, dass dieses Finale zwei Sieger verdient hätte.
Einsiedelns mit starkem Beginn
Die Willisauer Sporthalle präsentierte sich mit 2’300 Zuschauern, wovon rund 500 von Einsiedeln, rappelvoll. Bereits beim öffentlichen Abwiegen machten die Fans Stimmung für ihre Athleten. Vor den Augen der Luzerner Politik- und Sportprominenz blieb aber noch alles offen. «Kann Einsiedeln den Kampf noch drehen?» war die meistgehörte Frage. Dafür hätte es der einen oder anderen Überraschung bedurft. Ein Sieg im Leichtgewicht hätte das Signal zur Aufholjagd sein können, was dem Freistiler Stone Perlungher nach einem harten Kampf gegen Sven Krummenacher mit 3:1 gelang. Die Gastgeber, von der lautstarken Unterstützung ihrer Fans getragen, lagen in Rücklage. Sven Neyer hielt dem Internationalen Samuel Scherrer hartnäckig dagegen, aber mehr als Schadensbegrenzung lag bei der 14:0-Niederlage nicht drin. Im Duell der beiden Greco-Spezialisten Damian in von Euw und Delian Alishahi wurde eine enge Sache erwartet. Doch von Euw beeindruckte mit einer starken Leistung und riss das Geschehen mit herrlichen Überwürfen gleich an sich. Wegen unsauberer Verteidigung wurde der Willisauer bei der zweiten Verwarnung in ersten Runde nach 2:28 Minuten disqualifiziert. Das Duell zwischen den beiden Freistilern River Perlungher und Timon Zeder bot über weite Strecken einen offenen Schlagabtausch. Nachdem die erste Runde ausgeglichen verlief, vermochte Perlungher den Willisauer «Löwen» mit 7:2 zu bodigen, womit nicht viele gerechnet hätten. Der in dieser Saison ausgezeichnet disponierte Jan Neyer vermochte dem Greco-Spezialisten Jonas Müller lange entgegenzuhalten. In der zweiten büsste er bei einem Durchdreher Punkte ein und verlor mit 4:1. Damit lag Einsiedeln bei Halbzeit überraschend mit 7:10 in Front.
Gleiches Bild
Ähnlich wie vor einer Woche verlief auch diesmal die zweite Halbzeit. Andreas Burkard, der diesmal eine Gewichtsklasse hochgerückt war, stand vor der undankbaren Aufgabe, sich erneut gegen Mansur Mavlaev Mansur zu messen. Nachdem er vor einer Woche noch technisch überhöht unterlag, gelang es ihm diesmal, mit einer taktisch starken Leistung die Niederlage mit 8:0 einzuschränken. Kay Neyer brachte darauf Einsiedeln mit einem bemerkenswerten Auftritt wieder auf Kurs. Nach vorsichtigem Beginn drehte er auf, ging vermehrt in die Offensive, brachte seine Aktionen durch und realisierte gegen Tobias Portmann einen 7:5-Sieg. Jan Faller kam gegen den aktuellen Greco-Meister Joel Marti bis 80 Kilogramm erstmals in dieser Saison zum Zug. Er brachte es fertig, den Tatendrang seines körperlich überlegenen Gegners einzugrenzen und konnte selber punkten. Bei Halbzeit hatten beide Ringer je drei Zähler auf ihrem Konto. Doch behielt der Heimringer mit 9:3 das bessere Ende. Trotz dieser Niederlage war der Ausgang noch völlig offen. Doch dann machte Michael Portmann die Hoffnungen der Einsiedler zunichte. Der Heimringer spielte seine Cleverness immer mehr aus und gewann gegen Jan Walker technisch überhöht (16:0). Da war die Meisterschaft praktisch entschieden. Zum Abschluss kam Pavel Unita gegen Florian Bissig mit seiner starken Bodentechnik zu einem 14:0-Sieg.
















Verdienter Meister
Am Ende blieb die Erkenntnis, dass man gegen Willisau nicht gut genug war. Trotz der Enttäuschung hob Einsiedelns Trainer Urs Bürgler die positiven Aspekte hervor. «Mit einem guten Teamspirit sind wir in die Playoffs vorgestossen. Respekt vor dieser starken Leistung. Sie hat uns ins Finale gebracht. In der Rolle David gegen Goliath haben wird den übermächtigen Willisauern alles abverlangt und sie an den Rand einer Niederlage gebracht. Ich bin um zehn Jahre gealtert», scherzte er.
Ein silberner Pokal sei besser als keiner, eine Vizemeisterschaft sei auch ein Titel. Sicher hätte Einsiedeln liebend gerne erstmals den Meisterpokal gehabt. Im ersten Moment der Niederlage stellte das nur ein schwacher Trost dar. Dass sich die Gastgeber zu Recht durchgesetzt hatten, erkannten die Einsiedler ohne Einschränkung. Für sie war schon der Einzug ins Finale ein Erfolg gewesen. Einsiedeln war mehr als ein würdiger Verlierer. Die Herausforderung Willisau hat die Ringerriege Einsiedeln zusammengeschweisst.
Die Willisauer waren einfach stärker», sagte Einsiedelns Präsident Sven Neyer und gratulierte dem Titelverteidiger, der auch als Favorit in die Saison gestartet war. Die Willisauer waren in dieser Saison das Nonplusultra für die anderen Teams.
Den Höhepunkt bildete die Medaillenübergabe durch Alt-Bundesrätin und aktueller Präsidentin Ruth Metzler von Swiss Olympic. Sie zeigte sich beeindruckt von der Stimmung, der Fairness und den Leistungen der Ringer.
Resultatübersicht:
57 kg (G): Sven Krummenacher – Stone Perlungher 1:2
61 kg (F): Simon Zeder – River Perlungher 1:3
65 kg (G): Jonas Müller – Jan Neyer 2:1
70 kg (F): Tobias Portmann – Kay Neyer 1:2
75 kg (G): Michael Portmann – Jan Walker 4:0
75 kg (F): Pavel Unita – Florian Bissig 0:3
80 kg (G): Joel Marti – Jan Faller 3:1
86 kg (F): Mansur Mavlaev – Andreas Burkard 3:0
97 kg (G): Delian Alishahi – Damian von Euw 0:4
130 kg (F): Samuel Scherrer – Sven Neyer 3:0
Willisau – Einsiedeln 18:16 (2:0)
Kriessern – Freiamt 20:16 (34:35)
Schlussrangliste:
1. Willisau, 2. Einsiedeln, 3. Freiamt, 4. Kriessern, 5. Oberriet, 6. Schattdorf
Werner Schönbächler

