Vorschau: Halbfinal, Kriessern gegen Einsiedeln

Die Ringerriege Einsiedeln kämpft im Halbfinal gegen die Mannschaft von Kriessern in Oberriet um eine gute Ausgangslage für den Rückkampf. Beide Teams dürften wohl in Bestformation antreten. Dramatik ist vorprogrammiert.

W.S. Dass die Begegnungen der Playoffs im Vergleich zur Qualifikation oft ihre eigenen Gesetze haben, ist keine neue Erkenntnis. Sie verlaufen nicht immer nach Plan und bringen öfter überraschende Ergebnisse. Schon manchmal ist ein mit Vorschlusslorbeeren gestartetes Team  frühzeitig gescheitert und musste die Titelambitionen begraben. Der Halbfinal im Ringen wird im gewohnten Modus mit einem Hin- und Rückkampf ausgetragen. Die Frage lautet dabei: «Wer fliegt raus?» Die Teams müssen mit allem rechnen. Im Ringkampf geht es manchmal drunter und drüber. Die Einsiedler haben heuer in der Qualifikation mit Rang 2 die beste Klassierung seit Einführung der Playoffs geschafft. Zum Abschluss traten sie gegen Rekordmeister Willisau mit einer stark verjüngten Truppe an. «Wir wollten einigen unseren wichtigsten Punktegaranten eine Erholungspause gönnen und unserem Nachwuchs die Chance geben, zu zeigen, was sie draufhaben. Da wir vom zweiten Rang nicht mehr verdrängt werden konnten, durften wir uns das leisten», erklärt Trainer Urs Bürgler. Doch Kriessern wird es mit einer ganz anderen Einsiedler Mannschaft zu tun bekommen. Die Topleute, die geschont wurden, dürften wohl wieder dabei sein. Ziel für Einsiedeln muss sein, auswärts eine gute Ausgangsbasis für den Rückkampf zu schaffen.

Ausgeglichene Teams

In der Qualifikation erwiesen sich die beiden Teams mit je einem Sieg und einer Niederlage als ebenbürtig. Doch bei den Rheintalern weiss man nie so recht, was für eine Überraschung sie bei der Aufstellung aus dem Hut zaubern. Doch egal, welche Tricks der Gegner auspackt, Einsiedeln hat ebenfalls Möglichkeiten. Aktuell bemüht sich Urs Bürgler die Ringer so gut wie es geht, auf den grossen Ringerabend vorzubereiten. Selber versucht er, so wenig wie möglich an sich herantragen zu lassen. Aber keine Frage: Eine gewisse Anspannung ist bei ihm schon da. Die Chance ist vorhanden, erstmals seit der Einführung der Playoffs vor 25 Jahren den Final zu erreichen. Dafür müssen die Einsiedler Ringer in der Hölle des Löwen alles geben.

Aufstellungspoker

Die Zuschauer werden Duelle auf hohem Niveau erleben, wenn beispielsweise Schweizer Kaderathleten auf Verstärkungen aus dem Ausland treffen. «Kriessern ist auf dem Papier vielleicht etwas besser besetzt, entschieden werden die Kämpfe aber immer noch auf der Matte», sagt Einsiedelns Präsident Sven Neyer. Von der Papierform her wird Kriessern die Favoritenrolle aufgebürdet, Einsiedeln nimmt die Aussenseiterrolle gerne an. Wie gut, dass Playoffs meist andere Gesetze schreiben und vorherige Ergebnisse nicht ins Kalkül fallen.  Das war schon öfter so, als sich die beiden Teams gegenüberstanden.  Die Einsiedler wissen spätestens seit 2023, was fast aus einer aussichtslosen Lage möglich ist. Sie drehten im Rückkampf die paar Punkte Rückstand gegen Freiamt mit grossem Kampfgeist noch in einen Sieg um, wenngleich sie dabei alle Umstände auf ihrer Seite hatten.

Der Aufstellungspoker, der im Mannschaftsringen ohne Wenn und Aber die grösste Rolle spielt, ist in den Playoffs noch grösser. So dürften die Gedankenspiele für den morgigen Halbfinal-Hinkampf für die Techniker besonders kompliziert gewesen sein. Doch beide Teams werden unablässig von der Aufstellung mit aller Macht um ein gutes Ergebnis kämpfen. Dabei wissen die Ringer, dass es um jeden Punkt, jede Wertung geht und die Vorgeplänkel vorüber sind. Jetzt kommt die Stunde der Wahrheit. Von einem sang- und klanglosen Ausscheiden bis zu einem Sieg – das sind die beiden möglichen Szenarien. Die Generalprobe für den Ernstkampf hat Einsiedeln in der Qualifikation zumindest teilweise bestanden. Ringerriege Einsiedeln, quo vadis, zu deutsch, wohin gehst du? Diese Frage stellen sich viele Ringerfreunde. Sie dürfte sich nach einer starken Qualifikation nicht damit begnügen, die Segel vorzeitig zu streichen.

Für «Dynamit» in diesem Fight ist sicher gesorgt. Die Einsiedler Ringer hoffen, auf zahlreiche Unterstützung in der Sporthalle Bildstöckli in Oberriet zählen zu dürfen. Der Beginn ist auf 19 Uhr angesetzt.

Werner Schönbächler