Mehr Pech kann man nicht haben, Einsiedeln – Kriessern 15:23

350 Zuschauer wollten den Ringerknüller am Samstagabend sehen. Doch bereits vor der Begegnung und beim ersten Kampf des Abends mussten die Einheimischen arge Dämpfer hinnehmen. Es lief irgendwie alles gegen Einsiedeln. 

W.S. Der Ringerriege Einsiedeln klebte das Pech wirklich an den Ringerschuhen. Nachdem sie den Auswärtskampf mit 17:18 gewonnen hatte, rechnete sich das Team gute Chancen für einen weiteren Sieg im Hinkampf aus. Doch diesmal geriet fast alles aus dem Lot. Bereits vor dem Beginn fielen mit River Perlungher, Kay Neyer, Pavel Unita und Andreas Burkard vier Leistungsträger verletzungsbedingt aus. Ob das nicht schon genug wäre, musste Alexander Golin in der ersten Begegnung Forfait geben. Es schienen sich alle Götter gegen Einsiedeln verschwört zu haben.

Knappe Rücklage

Alexander Golin drückte dem Fight gegen Manuel Zäch von Anfang seinen Stempel auf, ging in Führung und schien gegen Manuel Zäch einem sicheren Sieg entgegenzusteuern. Nachdem er ihn an den Rand einer Niederlage gebracht hatte, passierte das Unheil. Bei einem weiteren Angriff renkte er sich den Ellbogen aus und konnte den Kampf nicht mehr fortsetzen. Mit schmerzverzerrendem Gesicht lag er auf der Matte. Dabei wurde es mäuschenstill in der Halle.  Sven Neyer und  Damian Dietsche tasteten sich im Schwergewicht vorerst ab, was das 1:0 für den Einheimischen nach der ersten Runde klar widerspiegelt. Mit geschickten Beinverlagerungen und sauberen technischen Aktionen konnte Neyer das Duell mit 10:2 gewinnen, wobei sein Kontrahent fünf Sekunden vor dem Schlussgong noch zu einer Zweierwertung kam.   Stone Perlungher trat ein Gewicht (61 kg) höher als üblich an und ersetzte dabei seinen verletzten Bruder River. Er machte gegen Levin Meier Wertung um Wertung bis zu seinem deutlichen 13:1-Sieg. Gespannt war man auf das Duell der beiden aktuell wohl erfolgreichsten Schweizer Greco-Ringer Damian von Euw und Ramon Betschart. Eine über weite Strecken von der Taktik bestimmten Begegnung ging mit 1:1 aus. Da von Euw den letzten Punkt holte, ging er als Sieger hervor. Jan Neyer verlor seinen Kampf in 65 Kilo Greco gegen den Klasseringer Dimitar Sandov mit 10:0. Er hielt stark dagegen und konnte so die Höchststrafe vermeiden. Zur Pause führte Kriessern mit 8:10, was für Einsiedeln eine starke Hypothek war, da Insider der Ringerszene wiesen, dass bei den Gästen die Trümpfe in der zweiten Hälfte folgen werden.  

Aufholjagd Kriesserns

Sven Neyer setzte noch einem 4:0 Rückstand gegen David Loher zu einer Aufholjagd an, musste aber dennoch mit 6:4 den Kürzeren ziehen. Dominik Laritz, einer der vielseitigsten und besten Kampfsportler der Schweiz, machte gegen Lars Neyer grossen Druck und brachte ihn mit pausenlos vorgetragenen Techniken immer wieder in arge Nöte. Neyer sah während des Kampfes kein Land und blieb chancenlos. Der Rheintaler gewann in der zweiten Runde vorzeitig mit 16:0. Dem 15-jährigen Silvan Steinauer stand in seinem erst zweiten NLA-Kampf der erfahrene Ukrainer Artemi Utochkin gegenüber und unterlag in der ersten Runde technisch überhöht mit 16:1.  Er brachte aber immerhin einen Mannschaftszähler ins Trockene.  Da der Sieg von Kriessern bereits feststand, gaben die Gäste im nächsten Duell Forfait. Damit kam es nicht zur Auflage der in der Vorrunde packenden Begegnung zwischen Jan Walker und Dorien Hutter. Damals siegte Walker mit 7:5. Zum Abschluss lieferten sich Gino Gugolz und Sandro Hungerbühler anfangs einen Kampf auf Augenhöhe.  Doch der Gastringer setzte Gugolz zusehends unter Druck, liess ihn nicht aufkommen und fuhr einen deutlichen 14:2-Sieg ein.

Trotz dieser Niederlage hätte Einsiedeln zumindest ein Unentschieden erreichen können. Aber nur, wenn wirklich alles in allen Kämpfen gepasst hätte. «Ich hatte von Anfang an ein etwas mulmiges Gefühl, denn der Ausfall von gleich vier Leistungsträgern kann man nicht so ohne weiteres verkraften», sagte Einsiedelns Trainer Urs Bürgler. Das ausgefallene Quartett ist sonst wie ein Fels in der Brandung. Doch muss auch festgehalten werden, dass einige Punkte unnötig abgegeben wurden und Ringen nicht Konjunktiv stattfindet.  Es wurde in manchen Situationen einfach zu wenig verbissen gefightet.  Wichtig ist jetzt, dass die Ringer jetzt die Köpfe nicht hängen lassen und die Kurve wieder kriegen.  

Zum Pech gesellten sich zwischenzeitlich wenigstens auch Momente der Freude. So überreichte Damian von Euw seinem Kontrahenten Ramon Betschart zum Abschluss seiner internationalen Laufbahn mit sympathischen Worten ein Geschenk. Die beiden waren jahrelang gemeinsam im Nationalkader und haben unzählige Trainingslager und Turniere miteinander besucht. Eine wirklich noble Geste.   

Heimkampf gegen Oberriet

Am nächsten Samstag empfängt Einsiedeln daheim Oberriet. Die Rheintaler liegen mit vier Punkten an fünfter Stelle und können die Playoffs aus eigener Kraft nicht mehr erreichen. Nach einem gelungenen Start mussten sie wegen Verletzungen in den letzten Begegnungen ersatzgeschwächt antreten. Trotz der klaren Rollenverteilung tun die Einsiedler gut daran, die Gäste nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

Resultatübersicht:

57 kg (G):        Alexander Golin – Manuel Zäch0:4

61 kg (F):         Stone Perlungher – Levin Meier 3:1

65 kg (G):        Jan Neyer – Dimitar Sandov 0:3

70 kg (F):         Lars Neyer – Dominik Laritz 0:4

75 kg (G):        Jan Walker – Dorien Hutter 4:0

75 kg (F):         Gino Gugolz – Sandro Hungerbühler 1:3

80 kg (G):        Silvan Steinauer – Artemi Utochkin 1:4

86 kg: (F):        Yves Neyer – Daniel Loher 1:2

97 kg (G):        Damian von Euw – Ramon Betschart 2:1

130 kg (F):       Sven Neyer – Damian Dietsche 3:1

Einsiedeln – Kriessern 15:23

Freiamt – Willisau 14:20

Oberriet – Schattdorf 21:18

Tabelle:

1. Willisau, 14 P., 2. Einsiedeln, 10 P., 3. Kriessern, 8 P., 4. Freiamt, 6. P., 5. Oberriet 4 P., 6. Schattdorf 0 P.

1. Liga Ost:

Einsiedeln – Schattdorf 9:22

Winterthur – Einsiedeln 16:17

Werner Schönbächler