Was ruhig begann, endete reichlich turbulent: Das Duell der beiden punktegleichen Leader Einsiedeln und Willisau war bis zuletzt spannend und endete mit 15:21 zugunsten der ausgeglicheneren Willisauer. Vor allem die erste Halbzeit ging für Einsiedeln völlig daneben.
W.S. Vor 350 Besuchern in der Sporthalle wurde die Spitzenbegegnung ihren Erwartungen nicht ganz gerecht. Das lag vor allem daran, dass die Einsiedler zu wenig riskierten und die Gäste insgesamt eine Spur cleverer kämpften. Beide Seiten gingen hochmotiviert in den Fight, die Gäste hatten ihren lautstarken Anhang mitgebracht, der die Halle für Willisau teilweise in eine Heimpartie verwandelte. Allen gleich war die Fairness auf und neben der Matte. Bereits vor dem Wiegen gab es für Einsiedeln einen Dämpfer. River Perlungher konnte wegen einer Zerrung nicht antreten und wurde durch Altmeister Alexander Golin ersetzt.
Einsiedler Führung
Los ging es im Leichtgewicht zwischen Stone Perlungher und Rashid Abdul Hotak. Dabei ging es bereits um einiges. Perlungher besiegte nach pausenlos vorgetragenen Angriffen seinen langsam entkräfteten Widersacher mit 8:2. Im Schwergewicht war man auf das Duell zwischen Damian von Euw und dem 12 Kilogramm schwereren Delian Alishahi gespannt. In einem von der Taktik gepgrägten Duell behielt der Willisauer mit 2:1 das glücklichere Ende. Nach einem längeren Unterbruch kehrte Alexander Golin gegen Timon Zeder auf die Matte zurück. Beide kannten sich aus früheren Duellen bestens. Nach einem weitgehend taktischen Geplänkel gab es für den Willisauer einen 4:0-Sieg. Der WM-Siebte Samuel Scherrer mühte sich gegen den gut eingestellten Andrii Vyshar über sechs Minuten ab. Am Ende setzte sich der Gastringer mit 5:0 durch und liess seinem Widersacher keinen Punkt zu. Illia Terzi war gegen Habib Ayar Abdul tonangebend und konnte in der zweiten Runde einen technisch überhöhten Sieg (16:1) einfahren. Mit diesem Erfolg lag Einsiedeln bei Halbzeit mit 5:12 zurück, was nichts Gutes erahnen liess.
Einsiedeln holte auf
Nach der Pause musste Freistiler Andreas Burkard gegen Daniel Häfliger auf die Matte. Er wirkte anfangs in seinen Aktionen von Stand sicher und lag nach der ersten Runde mit 3:1 vorn. Doch mit einer Viererwertung übernahm Häfliger die Führung. Trotz eines starken Endspurts gelang es Burkard nicht mehr, das Blatt zu wenden und verlor knapp mit 7:5. Jan Neyer traf bis 70 Kilo griechisch-römisch auf Toni Rölli. Neyer kam mit seinem Gegner immer besser zurecht und übernahm das Diktat. Am Ende behielt er zwar mit 9:1 Oberhand, was aber für die Gäste wieder einen Mannschaftszähler brachte. Dass Pavel Unita einst ein Klasseringer auf internationaler Ebene war, bekam Florian Bissig gleich zu spüren. Unita ging schnell einmal in Führung und konnte seinen Kontrahenten in der zweiten Minute am Boden festnageln. Damit kam Einsiedeln bis auf zwei Punkte heran. Beim Stand von 15:13 vor den beiden letzten Runden lag für Einsiedeln theoretisch noch ein Sieg im Bereich des Möglichen. Kay Neyer und Michael Portmann lieferten sich einen harten Fight, wobei der Willisauer immer wieder punktete und mit 5:0 einem sicheren Sieg entgegenzusteuern schien. Doch in der Endphase brachte Neyer noch zwei Zähler ins Trockene, so dass die Entscheidung beim Stande von 14:17 im letzten Fight fallen musste. Michael Portmann, der an den Weltmeisterschaften mit einer starken Leistung überraschte, war der aktivere Ringer, doch wurde er von Jan Walker für einen Moment in eine heikle Lage gebracht. Walker hielt weiter stark dagegen, musste sich aber gegen Ende der zweiten Runde technisch überhöht mit 20:3 geschlagen geben.
«Die Wettkämpfer beider Teams haben insgesamt rassigen Ringsport geboten, natürlich bin ich enttäuscht, dass wir als Verlierer von der Matte mussten. In der ersten Halbzeit haben wir einfach zu viele Punkte liegen gelassen und die Erwartungen leider nicht erfüllt», war der Kurzkommentar von Einsiedelns Trainer Urs Bürgler. Die Einsiedler haben es verpasst, nach einem Unterbruch von 36 Jahren erstmals wieder alleiniger Leader in der höchsten Kampfklasse zu sein.










Beginn der Rückrunde
Mit dem Beginn der Rückrunde kommt es in den einzelnen Gewichten zu einem Wechsel der Stilarten, was für einige Teams ein Vorteil, für andere das Gegenteil ist. Einsiedeln trifft am nächsten Samstagabend auswärts auf Schattdorf. Die Urner müssen ihre Kämpfe im Exil in Beckenried austragen, weil ihre Halle nicht mehr den reglementarischen Anforderungen entspricht. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Zuschauer die Urner trotz der weiteren Reise unterstützen. Der Beginn ist bereits um 19 Uhr.
Resultatübersicht:
57 kg (F): Stone Perlungher – Rashi Abdul Hotak 3:1
61 kg (G): Alexander Golin – Timon Zeder 0:2
65 kg (F): Habib Adul Ayar – Illia Terzi 1:4
70 kg (G): Jan Neyer – Toni Rölli 3:1
75 kg (F): Kay Neyer – Tobias Portmann 1:2
75 kg (G): Jan Walker – Michael Portmann 1:4
80 kg (F): Pavel Unita – Florian Bissig 4:0
86 kg (G): Andreas Burkard – Daniel Häfliger 1:2
97 kg (F): Andrii Vysahr Samuel Scherrer 0:3
130 kg (G): Damian von Euw – Delian Alishahi 1:2
Einsiedeln – Willisau 15:21
Freiamt – Oberriet 29:9
Kriessern – Schattdorf 23:13
Tabelle:
1. Willisau, 10 P., 2. Einsiedeln, 8 P., 3. Freiamt, 6 P., 4. Kriessern, 4 P., 5. Oberriet, 2 P., 6. Schattdorf, 0 P.
1. Liga (Ost):
Einsiedeln – Rapperswil 18:13; Einsiedeln – Weinfelden 11:17; Einsiedeln – Tuggen 32:0
Werner Schönbächler

