Swisswinforce League: Freiamt – Einsiedeln 17:18

Spannung pur und ein dramatischer Sieg für die Ringerriege Einsiedeln. Die Entscheidung fiel erst im allerletzten Kampf. Einsiedeln hat damit gleich viele Punkte wie Meisteranwärter Freiamt. Das macht Appetit auf mehr.

W.S. Die Einsiedler haben nach dem Sieg gegen Kriessern so richtig mächtig Fahrt aufgenommen. War der Hinkampf noch eine deutliche Angelegenheit für Freiamt, so zeigte die Ringerriege Einsiedeln diesmal von Beginn weg, dass sie mithalten kann und fightete um jeden Punkt. «Das war unsere Absicht», sagte Trainer Urs Bürgler. Für viele Zuschauer war das Duell so etwas wie ein Revival zurück in die «gute alte Zeit». Kämpfe zwischen diesen beiden Teams lockten vor dreissig Jahren 700 und mehr Zuschauer in die Hallen. Trotz der strengen Auflagen im Aargau präsentierten sich die beiden Teams vor coronageschützten 370 Zuschauern gut gelaunt und brachten beim einen oder anderen Mattenduell die Stimmung zum Kochen. Beide Seiten gingen hochmotiviert in dieses Duell.

Starker Start

Los ging es mit dem Leichtgewicht zwischen Alexander Golin und Flurin Meier. In einem einseitigen Mattenduell bezwang Golin in der ersten Runde seinen Kontrahenten nach einem Feuerwerk von Angriffen durch technische Überlegenheit. Boris Illenseer revanchierte sich bei Roman Zurfluh für die unglückliche Vorrundenniederlage. Er suchte von Beginn weg die Offensive, zeigte keine Schwächen und lag nach zwei Runden mit 2:0 vorne. Einen tollen Fight lieferten sich Nils Leutert und Kay Neyer. Gleich nach der Freigabe des Kampfes zogen beide alle Register ihres Könnens. Dabei ging der Einheimische mit einem Blitzstart mit 7:0 in Führung, doch dann Neyer gelang eine herrliche Viererwertung. Am Schluss lag der Einheimische mit 13:4 vorne. Sven Neyer stellte sich gut auf Kaderringer Christian Zemp ein. Er war sicher im Stand und liess sich vom brandgefährlichen Armfallzug seines Kontrahenten nicht erwischen. Am Ende hiess es 2:1 für Zemp, was Einsiedeln einen wertvollen Mannschaftspunkt einbrachte. Michel Schönbächler mühte sich gegen Nils Leutert redlich ab und musste sich hauchdünn mit 7:5 geschlagen geben. Wie sich in der Endabrechnung herausstellte, war auch dieser geholte Zähler Gold wert. Manche Zuschauer wunderten sich über den 7:9 Pausenstand für Einsiedeln, was für Diskussionen in der Pause sorgte.

Einsiedeln legte vor

Einen Dämpfer musste Freiamt gleich im ersten Kampf der zweiten Hälfte hinnehmen. In einer von  Andreas Burkard diktierten Begegnung zog Kim Käppeli mit 11:0 den Kürzeren. Wichtig war, dass Burkard keinen Punkt abgab und deshalb mit dosiertem Risiko in den Kampf stieg, was alles andere als eine leichte Vorgabe war.  Einen engen Fight lieferten sich Randy Vock und Einsiedelns ringender Arzt Adrian Mazan. Aufkommende Reibereien zwischen den beiden Rivalen hatte der Mattenleiter schnell im Griff. Nach der 1:0 Führung von Vock in der ersten Runde lag Mazan zwischenzeitlich nach einem herrlichen Angriff, der ihm die Höchstwertung einbrachte, vorne. Praktisch mit dem Schlussgong gelang dem Einheimischen eine Zweierwertung zum 8:6-Sieg. Sascha Schmid begann wie vor einer Woche geradezu furios und lag nach der ersten Runde mit 9:0 in Front. Doch wegen einer kurzen Unaufmerksamkeit kam er noch unter die Räder und musste eine bittere Schulterniederlage hinnehmen. Viele fragten sich, ob Einsiedeln nach dieser kalten Dusche wieder in den Kampf zurückkommt. Jan Neyer musste bei der Aufstellung in den sauren Apfel beissen und als Freistiler gegen Greco-Spezialist Pascal Strebel antreten. Trotz technischer Überlegenheit Strebels rettete er einen wertvollen Mannschaftspunkt, was die Einsiedler vor dem letzten Duell beim Stande von 17:14 dennoch hoffen liess. Für den Sieg durfte Yves Neyer keinen Punkt abgeben und musste eine Vier holen. Neyer war gegen Marc Schärer jederzeit Chef auf der Matte, ging mit einer Reihe von Beinangriffen und Durchdrehern in Führung, ehe er seinen Widersacher schultern konnte.  

Begreiflich waren laute, euphorische Momente in der Einsiedler Kabine nach diesem Sieg zu feiern, obschon zwei Ringer noch zur Dopingkontrolle antreten mussten. Man spürte, dass das Team etwas geleistet hat. Denn: Einiges hatte nach der deutlichen Vorrundenniederlage gegen Einsiedeln gesprochen. Weiter ist die Heimstärke von Freiamt in Stein gemeisselt.

Nach dem Schlusspfiff fasste Urs Bürgler zusammen: «Man hat gesehen, wie motivierend sich der Sieg gegen Kriessern ausgewirkt hat. Ich kann mein Team nur loben, jeder hat sich mächtig ins Zeug gelegt und an den Sieg geglaubt.» Tatsächlich war vieles recht gut gewesen. Die Mannschaft konnte das abrufen, was sie sich vorgenommen hat.  Als Gewinner dieser Begegnung durften sich auch die  Ringersportfans sehen, die spannende und attraktive Kämpfe verfolgen durften. Solche turbulenten Kämpfe machen das Ringen aussergewöhnlich.

Resultatübersicht:

57 kg: Flurin Meier – Alesander Golin 0:4

61 kg:  Nils Leutert – Kay Neyer 3:1

65 kg:  Nino Leutert – Michel Schönbächler 2:1

7o kg: Randy Vock – Adrian Mazan 2:1

75 kg:  Pascal Strebel – Jan Neyer 4:1

75 kg:  Marc Schärer – Yves Neyer 0:4

80 kg:  Joel Meier – Sascha Schmid 4:0

86 kg:  Kimi Käppeli – Andreas Burkard 0:3

97 kg:  Christian Zemp – Sven Neyer 2:1

130 kg: Roman Zurfluh – Boris Illenseer 0:2

Freiamt – Einsiedeln 17:18

Kriessern – Willisau 21:11

Tabelle:

1. Willisau 10 P., 2. Freiamt 4 P., 3. Einsiedeln 4 P., 4. Kriessern 2 P.

Daheim gegen Leader

Mit dem Duell zwischen Einsiedeln und Leader Willisau wird die Qualifikationsrunde abgeschlossen. Dieser Kampf hat immer wieder Spektakel geboten und die Gemüter erhitzt. So war Einsiedeln in den beiden letzten Jahren ein Angstgegner für den Meister und sorgte mit einem Sieg und Unentschieden für Überraschungen. Die Luzerner stehen noch ohne Punkteverlust da und wollen den Nimbus der Ungeschlagenheit weiter wahren.  Der Druck ist für beide Teams weg, sodass sie frei und ohne grossen taktischen Geplänkel ringen können. Mehr Einzelheiten sind in der Freitagsausgabe zu lesen.

Werner Schönbächler