Swiss Winforce League, Playoff-Halbfinal: Einsiedeln – Willisau am Samstagabend

Die Ringerriege Einsiedeln schaffte in der allerletzten Runde der Qualifikation den Sprung in die Playoffs. Im Halbfinal trifft sie auf das übermächtige Willisau.

W.S. Die Playoff-Halbfinals sind wie ein Duathlon. Wer als Erster vom Radfahren kommt, hat ein gutes Gefühl, aber noch nichts gewonnen. Es folgt mit dem Laufen eine zweite harte Prüfung – im Ringen ist es der Rückkampf. So lassen sich in etwa die Halbfinals erklären. In Bildsprache ausgedrückt, spürt man nach dem ersten Fight bereits schon den Gegenwind des Gegners. Die erste Begegnung kann auch wie ein schlechter Aktienindex sein, der weit abstürzt. Das Gute daran ist, dass er wieder steigen kann. Doch im Gegensatz zu Börse oder Casino kann man im Sport auf weniger Wahrscheinlichkeiten setzen, sonst geht es meistens in die Hose.  

Für Einsiedeln war am letzten Samstag eine «alles oder nichts»-Runde angesagt. Mit Hergiswil war der Gegner aber alles andere als einfach. Doch das Team buxierte sich mit der bisher stärksten Leistung in dieser Saison in die Playoffs. Damit konnte die Rechnerei um die Playoffteilnahme endlich beendet werden. Einsiedeln steht zum dritten Mal in Serie unter den besten vier Teams des Landes. Für Einsiedeln ist die Regie eigentlich perfekt. Die Playoffs beginnen daheim gegen das mächtige Willisau – so wollen es die Regeln des Reglements. Die Luzerner werden nach ihrem beeindruckenden Siegeszug bei jedem Gegner als Favorit gehandelt. Doch diese Rolle gilt es immer wieder zu erfüllen, egal wie die Ausgangslage ist. So auch Samstagabend, wenn Willisau in Einsiedeln auf die Matte geht. «Gewinnen ist natürlich schöner als verlieren, deswegen werden wir die Aufgabe gegen Einsiedeln hochkonzentriert angehen», so Willisaus Trainer Thomas Bucheli. «Auch müssen alle ihre Leistung abrufen, um erfolgreich zu sein. Einsiedeln liegt uns nicht besonders.»

Viele Ringerexperten trauen Einsiedeln gegen Willisau am ehesten eine Überraschung zu. Das sollte für das Heimteam ein zusätzlicher Ansporn sein. Der Match könnte für Einsiedeln zu einem Drama und zugleich Lehrstück werden. Ein Drama, weil ein Sieg doch eher an einem seidenen Faden hängt. Ein Lehrstück, weil in den Playoffs die grösste Qualität von Willisau sichtbar werden dürfte. Willisau hat sich in den letzten Jahren zu einem Spitzenteam mit starken Ringern entwickelt. Dank ihres breiten Kaders ist das Team für jeden Kontrahenten unberechenbar.  Und doch fällt auf, dass bei den Luzernern Bescheidenheit und Demut angesagt ist.   Bei den Heimringern kann gehofft werden, dass es in solchen Situationen wachsen und sich unter dem Druck nicht so schnell beugen. Auf einen Nenner gebracht: Die Hochs müssen länger andauern, und die Tiefs kürzer werden. Dieser Ratschlag ist besonders während einer Playoff-Serie zu beherzigen. «Der Druck lastet auf den Schultern von Willisau. Sie müssen gewinnen, wir dürfen gewinnen. Für uns ist eine Ehre, dass wir in den Playoffs wieder dabei sind», sagt Urs Bürgler. Vor dem samstäglichen Showdown in der Sporthalle Brüel präsentiert sich die Ausgangslage genau gleich wie vor Jahresfrist. Auch der Kontrahent hat sich mit Willisau nicht geändert. Damals verpasste Einsiedeln mit einem Sieg und einer Niederlage den Final lediglich um einen Punkt.

Bei den Einsiedlern ist man sich bewusst, dass es schwierig werden wird, gegen das unschlagbare Willisau für eine Überraschung zu sorgen. «Der Gegner hat ein sehr, sehr breites Kader. Für einen Sieg braucht es mehrere Überraschungen», glaubt Bürgler. Das «Pokern» um die Aufstellung wird erst beim Wiegen gelöst und einen wesentlich Einfluss auf den Ausgang  haben.

Wenn Einsiedeln eine Chance haben will, müssen die Ringer konsequent auftreten, wie beim Unentschieden in der Vorrunde. Weiter darf darauf gehofft werden, dass den Einsiedlern die Ringer-Götter gnädig sein werden.  Dabei sind sie im Höchstmass auf die Unterstützung der Zuschauer angewiesen und hoffen, dass sie von ihnen «angetrieben» werden. Schon öfter hat man gesehen, was möglich ist, wenn das Publikum hinter der Mannschaft steht. Siehe Inserat.

Werner Schönbächler